Orange wins: ratiopharm ulm überzeugt in Rostock

Ein letztes Viertel aus dem Lehrbuch

Ein in allen Belangen überragender Schlussabschnitt besiegelt einen 96:71 Erfolg in Rostock. Somit wächst die Siegesserie der Ulmer auf vier an. Das nächste Heimspiel im Ligaschlusssprint steht bereits am kommenden Sonntag gegen den SYNTAINICS MBC an.

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Bild: Harry Langer

Keymoment: Abgezockte Ulmer drehen gegen Ende auf

Knapp sieben Minuten vor Ende betrug der Ulmer Vorsprung lediglich fünf Punkte und das Momentum drohte in die Krallen der Seawolves zu kippen. Die Ulmer behielten jedoch einen ruhigen Kopf, ein anschließender 11:0 Lauf unterstrich die orangene Nervenstärke. Symbolisch dafür: George de Paula versenkte einen sehenswerten Stepback-Dreier einige Meter hinter der Dreipunktelinie ohne eine Miene zu verziehen. In der drauffolgenden Sequenz sorgte Justinian Jessup mit einem weiteren Wurf von außen für die Vorentscheidung. Die Ulmer erlaubten in dieser Phase mehr als fünf Minuten keine Punkte, im gesamten Schlussviertel gab es generell lediglich elf gegnerische Zähler zu schlucken. Somit wuchs der Scoringrun sowie die Führung weiter an.

Keyplayer: Nach dem Double-Double ist vor dem Double-Double

Nach exakt 21 Minuten Spielzeit markierte Trevion Williams das nächste Double-Double (Nr. 12 in der aktuellen BBL-Saison), untermauert damit weiter seine legitimen Argumente für den diesjährigen MVP-Titel. Über weite Strecken drückte der Center seinen Stempel auf, demonstrierte seine Macht unter den Brettern und fungierte als Hausmeister, der den Weg in der Zone freikehrte und zweite Chancen verwertete. Am Ende erzielte der Center 22 Punkte und 13 Rebounds, brillierte dabei mit einem grandiosen Effizienzwert von 29. Zudem zeigen zwei Steals die Vielseitigkeit des Big-Man, der auch am defensiven Ende Einfluss nahm.

Spielverlauf

Wie erwartet brachten beide Teams zu Beginn einiges an Geschwindigkeit aufs Parkett. An beiden Seiten des Feldes hieß die Marschroute nicht lange in der Halbfeldoffensive zu verharren, sondern den direkten Weg in Richtung Korb zu suchen. Den besseren Start erwischten jedoch die Hausherren, zwangen die Ulmer zu der ein oder anderen Nachlässigkeit und starteten mit einem 10:2 Lauf. Auch in den restlichen Minuten des ersten Spielabschnitts war es eine zerfahrene Partie, in der beide noch auf der Suche nach der spielerischen Leichtigkeit und den herrlich herausgespielten Abschlussmöglichkeiten waren. Die Uuulmer kämpften sich allerdings über den leidenschaftlichen Einsatz und die Defensive nach und nach in die Partie. Youngster Juan Nunez ließ den bislang vermissten Spielwitz in einer Fastbreak-Sequenz aufblitzen: Nach Rebound schalteten alle Ulmer geschlossen und entschlossen um, der Spanier verwandelte am Ende per EuroStep-Korbleger gekonnt. Die Anfangsphase des zweiten Viertels gehörte den Orangefarbenen, die angeführt von Trevion Williams konsequenter verteidigten und offensiv schnörkellos den Korb attackierten. Aus einer energischen Verteidigung heraus glückten zwei Ballgewinne hintereinander, die unter anderem in einen ersten nennenswerten Ulmer Run mündeten und den Spielstand ausglichen (8:2). Nachdem die Rostocker im ersten Viertel die Bretter dominierten (5 OR), bestimmten jetzt die Ulmer meistens in Person von Trevion Williams das Rebound-Geschehen und generierten häufig zweite Chancen (9 OR). Kurz vor der Pause fiel schließlich auch der Wurf von außen, der bislang noch kein Faktor war. Drei erfolgreiche Dreier in Serie verbesserte nicht nur die Quote erheblich (5/14 - 35,7%), sondern stellte passend zur Halbzeit auf die höchste Führung (36:43, HZ.).

Der Start in die letzten 20 Minuten bescherte wohl jedem Basketballromantiker viel Freude: Es folgte Highlight nach Highlight, welche beispielsweise die Fernsehkommentatoren zur kompletten Eskalation verleiteten: Auf Ulmer Seite flog Williams durch die Lüfte der Ostsee und schloss den Alley-Oop-Pass von George De Paula krachend ab. Das hohe Tempo spielte den Uuulmern in die Karten, die mit einem 9:0 Lauf und einer zweistelligen Führung davon profitierten. Die anschließende Auszeit des Gastgebers trug scheinbar Früchte - die Hausherren spielten sich anschließend in einen Offensiven-Flow und verkürzten bis auf drei Punkte. Wie so häufig in der Partie schnupperten die Seawolves an einem erneuten Gleichstand, aber die Ulmer hatten die passende Antwort parat. Die Defensive-Intensität der Ulmer nahm zu, welche jegliche offene Abschlussmöglichkeiten verhinderte und die Rostocker permanent zu schwierigen Würfen zwang. Die Ulmer hingegen spielten sich in einen Rausch und waren sowohl offensiv als auch defensiv nicht mehr zu stoppen. Ein überragendes Schlussviertel, das mit 29:11 gewonnen wird, macht am Ende den Unterschied und führt letztendlich zu einem Kantersieg.

Orange Mixed-Zone

Head Coach Anton Gavel: „Glückwunsch an unsere Spieler zu diesem Sieg. Wir haben im ersten Viertel nicht stattgefunden, ähnlich wie im Hinspiel. Wir haben viel zu viele einfache Punkte und Fastbreak-Punkte zugelassen, allgemein über das gesamte Spiel. Aber wir haben uns im zweiten und vierten Viertel gesteigert. Wir haben defensiv Stopps bekommen, den Ball besser bewegt und den freien Mann gefunden. Dann lief es etwas besser. Die Offensiv-Rebounds haben uns sicherlich auch geholfen. Wir haben insgesamt viel zu viele einfache Punkte zugelassen, und das hätte uns am Ende noch wehtun können.“

Topscorer Trevion Williams: „Ich versuche als gutes Beispiel voranzugehen und in jedem Spiel mit viel Energie aufzutreten. Vor allem im letzten Viertel haben wir es geschafft, die notwendige Intensität in der Verteidigung aufzubringen und haben offensiv den Rhythmus gefunden. Wir haben gezeigt, dass wir als Team agieren und wir uns gegenseitig jederzeit motivieren können – die Teamchemie ist der Schlüssel zum Erfolg.“