Realität 2.0: Augmented Reality auf dem Vormarsch
Mixed Reality – digitale und reale Inhalte zugleich
Seit „Pokémon GO“ weiß fast jeder, dass in puncto erweiterte Realität nur noch wenig unmöglich ist. Denn darum geht es letztlich bei der sagenumwobenen Augmented Reality (AR). Die Umgebung völlig neu erleben, Grenzen überwinden und dabei trotzdem im Hier und Jetzt bleiben. Doch wohin wird die Reise gehen und was wird in Zukunft damit alles möglich sein?
So plant zum Beispiel Galileo auf Pro7 bereits den ersten großen Coup: Vom 6. bis zum 10. November wird das Wohnzimmer zur Leinwand gemacht. Denn dann wird mit der Telemark-Technologie, welche vom Start-Up „eyecandylab“ entwickelt wurde, ein besonderes Fernseherlebnis ermöglicht. Der Nutzer benötigt dafür ein Smartphone mit der Galileo-Augmented-Reality-App und kann dann interaktiv Routen von Zugfahrten der Sendung verfolgen oder sich eine neben dem Fernseher schwebende Weltkugel genauer ansehen. 360°-Bilder sind dank Panoramafunktion inklusive. Die App ist bereits seit Oktober erhältlich, also einfach ab dem 6. November für eine Woche, immer um 19:05 auf Pro7, ausprobieren.
Interessant wird es außerdem für alle Star Wars-Fans. Denn Lenovo entwickelte gemeinsam mit Disney ein Augmented Reality-Headset inklusive Lichtschwert und Peilsender. Das Headset projiziert virtuelle Inhalte auf die Umgebung und schafft so eine besondere Spielatmosphäre. In der zugehörigen App kann man sich dann den Sith im Lichtschwertkampf stellen oder sich bei einer Schlacht per Echtzeitstrategie ins Zeug legen. Erscheinen wird das Set im November und soll 299 Euro kosten (bereits jetzt über Amazon vorbestellbar).
Doch nicht nur in der Unterhaltungsbranche, auch in der Industrie ist Augmented Reality ein großer Trend. Vor allem bei der Prozessoptimierung können die verschiedenen Möglichkeiten helfen, wenn zum Beispiel bei Wartung und Produktion Arbeiter mit Datenbrillen ausgestattet werden um Bedienungsanleitungen zu sehen oder Hilfestellungen in der Fertigung abrufen zu können. Damit könnten laut Experten große Zeitressourcen geschaffen werden, denn einzelne Abläufe können optimiert und somit deutlich verkürzt werden. Dies macht sich im Umkehrschluss direkt bei den Kosten bemerkbar, Produktionen können verschlankt und günstiger gemacht werden.
Einen besonderen Mehrwert kann Augmented Reality außerdem im Gesundheitswesen bieten. Klingt abenteuerlich, kann aber - bei durchdachtem und sinnvollem Einsatz - ein echter Quantensprung sein. Bei Operationen zum Beispiel können dem Arzt neben seinem umfangreichen Wissen zusätzlich Daten zur Verfügung gestellt werden. So könnte ein Bandscheibenvorfall künftig noch genauer analysiert und behandelt werden, indem CT- oder MRT-Aufnahmen direkt in den OP-Verlauf einfließen. Bei Knochenbrüchen könnte zum Beispiel der optimale Winkel der einzusetzenden Schraube angezeigt werden und bei der Patientenaufklärung im Vorfeld einer Operation könnte sich vieles besser veranschaulichen lassen. Natürlich bedarf es für all das noch viele weitergehende Entwicklungen, denn jedem Arzt und Patienten eine AR-Brille aufzusetzen, ist wohl wenig alltagstauglich.
Neben all den großartigen Möglichkeiten, welche die AR dem Nutzer bietet, gilt es auch ein gewisses Maß an Vorsicht walten zu lassen. Denn wie wir an zahlreichen Beispielen aus dem Alltag wissen, neigt der Mensch dazu, sich auf technische Hilfsmittel nach und nach zu sehr zu verlassen. Schulterblick beim Autofahren? Dank Spurwechselassistent Vergangenheit. Kontrollieren, ob der Herd beim Verlassen der Wohnung wirklich ausgeschalten ist? Mit Smart-Home regelt sich das von selbst. Doch fallen die Technologien einmal aus oder arbeiten nicht so zuverlässig wie sie sollten, ist der Schreck oft groß. Was also, wenn sich zum Beispiel Ärzte künftig zu sehr auf ihr AR-Navigationssystem des menschlichen Körpers während der Operation verlassen? Oder wenn Produktionsmitarbeiter die notwendige Aufmerksamkeit nicht walten lassen, weil sie sich voll auf die technische Hilfestellung verlassen. Mitdenken kann die heute frei verfügbare Technik noch nicht ausreichend. Daher bleibt es im Moment bei einem Zusammenspiel aus Mensch und Computer, die noch weiter wachsen muss, um sich im Alltag wirklich durchzusetzen.
Brillen, anmutend wie aus einem Science-Fiction-Film, gibt es nicht erst seit gestern. Doch schon lange sind die früher erschienenen einfachen Datenbrillen überholt, mit denen lediglich statische Bilder und Informationen in das Sichtfeld projizieren konnte. Das Anwendungsspektrum hier war und ist sehr begrenzt, wirklich innovative Lösungen brachte erst eine weitere Entwicklung: die Augmented-Reality-Brille.
Zwischenzeitlich sind viele verschiedene Modelle am Markt erhältlich und liefern dem Nutzer ein ganz besonderes Erlebnis. Zahlreiche Sensoren und Tiefenkameras sorgen für die Abbildung dreidimensionaler Welten, auch wenn das menschliche Auge hier natürlich immer noch einen Vorsprung hat. Doch die Technologien werden immer ausgefeilter und schon jetzt kann die Umwelt in Echtzeit gescannt werden, um digitale Objekte direkt ins Hier und Jetzt zu projizieren.
Der Effekt: Eine neue Welt, so lebensecht wie möglich, eine Mischung aus realen und virtuellen Aspekten. Es entsteht also eine Art „Mixed Reality“, wie sie von Experten häufig bezeichnet wird.
Momentan setzen Hersteller alles daran, Prozesse zu optimieren und so die noch vorhandenen Probleme zu beheben. Doch für den Freizeitspaß sind die verschiedenen Modelle schon jetzt gut geeignet. Zum Beispiel mit einem Produkt von Sony, wo digitale Inhalte in einem Abstand von etwa 50 Zentimetern Objekte in das Sichtfeld projiziert werden. Die Gläser besitzen eine Transparenz von 85 Prozent und das Gerät soll durch eine hohe Helligkeit und gute Akkulaufzeiten überzeugen. Microsoft setzt mit der HoloLens auf totalen Spiele- und Appspaß und verspricht, dass die Inhalte aus den Anwendungen komplett in die reale Welt integriert werden können. Wir haben einen kompakten Überblick erstellt, welche Brillen aktuell verfügbar sind und welche Vorzüge diese bieten. ACHTUNG: Einige Modelle sind aktuell nur in den USA verfügbar und sind auch preislich oft noch nicht so richtig attraktiv. In den nächsten 1-2 Jahren soll sich das aber ändern und AR-Brillen sollen in nahezu jedem Haushalt Einzug halten können.