Überraschende Nachricht der Kanufahrer
Deutsche Athleten fahren nicht zur Europameisterschaft
Der Deutsche Kanu-Verband (DKV) hat entschieden, nicht an den Wettkämpfen der Kanuslalom-Europameisterschaften im tschechischen Prag vom 18. bis 20. September teilzunehmen. "Damit folgen wir der im Trainerrat beschlossenen Richtlinie, nicht in Regionen zu reisen, in denen eine Reisewarnung der Auswärtigen Amtes der Bundesrepublik besteht", sagte Chefbundestrainer Klaus Pohlen.
Der ECA Europäische Kanuverband hat die EM in Prag noch nicht abgesagt.
Absage EM - Stimmen Sportler
Hannes Aigner: Ich denke die Absage des deutschen Teams für die Europameisterschaft ist auf jeden Fall richtig, nachdem Prag also Risikogebiet eingestuft worden ist. Es ist für alle sehr schade und sehr hart, weil es der Jahreshöhepunkt gewesen wäre. Ich bin auch enttäuscht, dass es jetzt doch nicht klappt, wo es sich für uns abgezeichnet hatte, dass die EM in Prag stattfinden kann. Es wird sicherlich wehtun, die Wettkämpfe nächste Woche von zu Hause aus zu verfolgen. Aber ich stehe auch hinter der Entscheidung vom Verband, sich an die Empfehlungen des Robert-Koch-Institutes und des Auswärtigen Amtes zu halten. Und ich hoffe, dass bald wieder Normalität einkehrt. Ich denke, an sich ist es jetzt nicht weiter dramatisch, was die restliche Planung der Saison angeht, weil die jetzt ohnehin zu Ende gewesen wäre und man jetzt dadurch wieder ruhiger in das Wintertraining einsteigen kann. Aber es ist natürlich insgesamt eine sehr verkorkste Saison und da passt es eigentlich ganz gut rein, dass die EM jetzt auch noch flachfällt. Wir müssen alle damit leben und ich freue mich trotzdem, wenn es dann endlich mal wieder aufs Wasser geht.Das sagen die beiden frisch gebackenen Deutschen Meister:
Sideris Tasiadis: Grundsätzlich ist es die richtige Entscheidung vom Deutschen Kanu-Verband. Klar ist es schade, dass wir nicht weiterhin auf unseren Höhepunkt hinarbeiten können. Es werden auch bessere Zeiten kommen. Man muss das Beste aus dieser Situation jetzt machen. Unsere Verantwortlichen haben entschieden, dass unsere Gesundheit im Vordergrund steht und nicht das Sportliche.Tim Maxeiner: Für mich ist die Absage der EM eine große Enttäuschung. Wir haben uns seit März, trotz der widrigen Trainingsbedingungen durch Corona wahnsinnig den Hintern aufgerissen, um in Prag erfolgreich zu sein. Nun eine Woche vor Beginn der Wettkämpfe absagen zu müssen, ist da natürlich bitter. Durch meinen Erfolg bei der Deutschen Meisterschaft glaube ich, dass ich in einer guten Verfassung bin und auch in Prag ein gutes Resultat hätte erreichen können. Nun werde ich sicher erstmal ein paar Tage brauchen, um die Saison abzuhaken und mich auf die neuen Aufgaben zu fokussieren.
Weltmeisterin Andrea Herzog, die sich zusätzlich für die U23-Europameisterschaften im polnischen Krakau Anfang Oktober qualifiziert hat:
Es ist die richtige Entscheidung. Man muss es nicht erzwingen, nach Prag zu fahren. Privat würde ich jetzt auch nicht mehr dorthin reisen, deswegen finde ich es auch richtig jetzt zu sagen, das Risiko ist zu groß. Natürlich wäre es ein schöner Saisonabschluss gewesen. Aber den habe ich ja noch in Krakau, falls es stattfinden sollte. Das Jahr ist sowieso hin, das war es schon vor langer Zeit. Und ich habe mich schon vor langer Zeit damit abgefunden, dass es nicht mehr viele Wettkämpfe in diesem Jahr geben wird. Deshalb ist es zwar schade, aber für mich persönlich nicht so schlimm. Dann genieße ich die Zeit noch zu Hause und bereite mich richtig auf die nächste Saison vor.
Franz Anton: Die EM-Absage durch den DKV eher als ich erwartete hatte, weil ich dachte, dass der Veranstalter von sich aus sagen würde, 'wir lassen die EM nicht stattfinden, weil die Teilnehmerzahl zu gering ist', da es viele Beschränkungen für die ganzen Länder gibt. Dass das Robert-Koch-Institut uns die Sache vorweggenommen hat, ist ein bisschen bitter, weil natürlich trotzdem die EM stattfinden könnte und dadurch andere Nationen einen fast hochkarätigen Wettkampf haben. Und wir eben nicht, sondern zuschauen müssen. Auf der anderen Seite bin ich sofort dabei, wenn es heißt, dass es Risikogebiet ist und es die Restriktion gibt, dass man dahin nicht fahren sollte, um sich und sein Umfeld zu schützen. Deshalb finde ich die Entscheidung des Verbandes gut, zumal wir als Behördensportler an gewisse Verhaltensregeln gebunden sind. Das heißt zum Beispiel, dass Beamte und Bundeswehrangehörige nicht in Risikogebiete reisen dürfen. Es könnte also berufliche Beschränkungen geben. Nichtsdestotrotz wäre ich natürlich die EM gerne gefahren, weil die Ergebnisse der nationalen Qualifikationswettkämpfe mir gezeigt haben, was ich mit meinem Trainer Felix Michel diesen Sommer gemacht habe, hat sehr gute Früchte getragen. Das hätte ich gern auch noch einmal in einem internationalen Wettkampf gezeigt.