Studie: Tiktok und Facebook nicken Werbung mit Fehlinformationen zur US-Wahl ab

Die Onlinedienste Tiktok und Facebook haben nach Angaben der Nichtregierungsorganisation Global Witness wenige Wochen vor der Präsidentschaftswahl in den USA Anzeigen mit offensichtlichen Falschaussagen abgesegnet. Es sei "schockierend", dass die Unternehmen "immer noch gründlich widerlegte und offensichtliche Desinformation auf ihren Plattformen billigen", erklärte Ava Lee, Leiterin der Kampagne gegen digitale Bedrohungen bei Global Witness, am Donnerstag.

Die NGO hatte eigenen Angaben zufolge acht Anzeigen mit Falschbehauptungen zur Wahl bei Tiktok, Facebook und Youtube eingereicht. In den Anzeigen wurde beispielsweise fälschlicherweise behauptet, Wähler könnten online abstimmen. Zudem wurde dafür geworben, bestimmte Personengruppen bei der Stimmabgabe zu behindern, sowie zu Gewalt gegen Kandidaten aufgerufen und Wahlhelfern gedroht.

Bei dem Test habe Tiktok am schlechtesten abgeschnitten, erklärte Global Witness. Vier der Anzeigen seien angenommen worden, obwohl die Regeln des Onlinedienstes jegliche politische Werbung verbieten. Facebook winkte demnach eine der acht Anzeigen durch.

Das Rennen um die Präsidentschaft in den USA zwischen der demokratischen Kandidatin Kamala Harris und ihrem republikanischen Widersacher Donald Trump ist Umfragen zufolge äußerst knapp. Die Wahl findet am 5. November statt.

Es gebe angesichts der allgemein bekannten Gefahr von Wahl-Desinformation "keine Entschuldigung für diese Plattformen, den demokratischen Prozess nach wie vor zu untergraben", argumentierte Lee.

Eine Tiktok-Sprecherin erklärte, die Anzeigen seien "fälschlicherweise in der ersten Phase" der Kontrolle gebilligt worden. Eine Sprecherin des Facebook-Mutterkonzerns Meta wies die Ergebnisse der Studie mit der Begründung zurück, sie basierten auf einer kleinen Stichprobe von Anzeigen und spiegelten daher nicht wider, "wie wir unsere Richtlinien in großem Umfang durchsetzen".

Global Witness teilte mit, die zum Onlineriesen Google gehörende Videoplattform Youtube habe zunächst vier der Anzeigen genehmigt, deren Veröffentlichung dann aber mit Verweis auf die Ausweispflicht der Auftraggeber blockiert. Die NGO sprach von einer "wesentlich höheren Hürde für Desinformationsverbreiter" als bei den anderen Onlinediensten.

Wegen der Verbreitung von Falschinformationen nach der US-Präsidentschaftswahl von 2020 stehen die Online-Plattformen in diesem Wahljahr unter verstärkter Beobachtung. Ex-Präsident Donald Trump und sein Umfeld hatten damals die Falschbehauptung verbreitet, seine Wahlniederlage gegen den heutigen Präsidenten Joe Biden sei aufgrund von Manipulationen zustande gekommen.

Google kündigte am Donnerstag an, bis nach Schließung der Wahllokale am 5. November keine Werbung im Zusammenhang mit der Wahl mehr veröffentlichen zu wollen. Meta erklärte, der Konzern werde in der Woche vor der Wahl keine neuen politischen Anzeigen zulassen.