Autositze richtig reinigen: So werden Polster & Co. wieder richtig sauber

Vorsicht bei Leder!

Das Auto von außen zu reinigen, ist für die meisten Fahrzeugbesitzer eigentlich Standard – doch was ist mit dem Inneren? Der Innenraum, insbesondere die Sitze, werden leider häufig noch vernachlässigt. Dabei sind es gerade diese Bereiche, in denen sich Bakterien und Schmutz ansammeln können.

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Bild: stock.adobe
Autofahrer müssen nun erstmal stark sein: Forschungen haben aufgedeckt, dass das Innere eines Autos oft mehr Bakterien beherbergt als viele öffentliche Orte, die für ihre Keimbelastung bekannt sind. Eine vom ADAC durchgeführte Studie aus dem Jahr 2022 zeigt, dass vor allem der Fahrersitz, das Lenkrad und der Schalthebel sowie der Kofferraum eine hohe Konzentration an Bakterien aufweisen. Die Untersuchung identifizierte eine Vielzahl von Bakterienstämmen – darunter auch Fäkalkeime – die unter anderem Magen-Darm-Erkrankungen auslösen können. Interessanterweise wurde festgestellt, dass die Keimbelastung in Autos sogar teilweise die von öffentlichen Toiletten übersteigt. In Zahlen ausgedrückt, fanden sich auf dem Fahrersitz beispielsweise knapp 650 Bakterienarten, wobei es sich bei den getesteten Fahrzeugen um Gebrauchtwagen handelte.

Experten raten daher, den Innenraum des Autos mindestens einmal im Monat gründlich zu reinigen, um die Ansammlung von Schmutz und Keimen zu minimieren. Außerdem empfiehlt es sich, Lebensmittel wie Gemüse oder Obst sowie andere Dinge, die man aus dem Kofferraum räumt, immer gut abzuwaschen. Doch worauf kommt es nun bei der Reinigung des Innenraums an und wie geht man vor? 

Die richtige Vorbereitung

Bevor mit der eigentlichen Reinigung begonnen wird, sollte das Fahrzeug gründlich ausgeräumt werden. Das umfasst nicht nur offensichtliche Gegenstände wie Flaschen, Verpackungen oder persönliche Gegenstände, die sich im Laufe der Zeit im Auto angesammelt haben, sondern auch kleinere Objekte in Ablagefächern, im Handschuhfach und unter den Sitzen. Fußmatten sollten ausgeschüttelt oder – falls stark verschmutzt – separat gereinigt werden, bevor sie wieder ins Auto gelegt werden. 

Nachdem das Auto ausgeräumt wurde, empfiehlt es sich, eine erste grobe Reinigung durchzuführen. Hierbei kann ein Staubsauger zum Einsatz kommen, um Krümel, Staub und anderen losen Schmutz zu entfernen. Besonders die Sitze, aber auch schwer zugängliche Bereiche wie die Zwischenräume und die Unterseite der Sitze, sollten sorgfältig abgesaugt werden. Wichtig ist, für die Sitzpolster eine Bürste als Staubsaugeraufsatz zu verwenden, da die eher harte Düse des Staubsaugers mitunter unschöne Spuren oder Kratzer auf weichen Materialien hinterlassen kann.

Es ist ebenfalls ratsam, vor der eigentlichen Sitzreinigung eine Sichtprüfung durchzuführen, um spezifische Problemstellen wie Flecken oder eingetrockneten Schmutz zu identifizieren. Diese Bereiche benötigen möglicherweise eine gezielte Vorbehandlung mit einem Fleckenentferner oder einer milden Reinigungslösung.

Die richtigen Reinigungsmittel

Bei der Auswahl der Reinigungsmittel spielt die Materialverträglichkeit eine wichtige Rolle. Für Stoffbezüge eignen sich spezielle Polsterreiniger, die in der Lage sind, Flecken zu lösen, ohne das Gewebe zu beschädigen. Diese Reiniger sind oft als Schaum oder Spray erhältlich und können tief in die Fasern eindringen, um Schmutz und Gerüche zu neutralisieren. 

Wie sieht es mit Hausmitteln aus?
Grundsätzlich raten Experten eher davon ab, Hausmittel wie beispielsweise Rasierschaum zu benutzen. Denn die Gefahr, dass Sitze weniger gereinigt als vielmehr verunstaltet werden, übersteigt meist den Nutzen. Jedoch kann man beispielsweise mit einer Lösung aus Wasser und Essig gegen Gerüche und leichte Verschmutzungen sowie Wasserränder vorgehen, während eine Paste aus Backpulver und Wasser bei hartnäckigen Flecken helfen kann. Auch Feinwaschmittel für Textilien ist mitunter dafür geeignet, Flecken auf den Sitzen zu entfernen. Es ist jedoch immer wichtig, die Mittel zunächst an einer unauffälligen Stelle zu testen, um sicherzustellen, dass keine Verfärbungen oder Schäden am Material entstehen.

Umgang mit leicht verschmutzten Polstern

Bei leicht verschmutzten Polstern sollte der betroffene Bereich mit einem Staubsauger gründlich abgesaugt werden, um lose Partikel und Staub zu entfernen. So kann man sicherstellen, dass während der Nassreinigung kein zusätzlicher Schmutz in die Fasern des Polsters eingerieben wird. Nach dem Absaugen kommt am besten eine milde Reinigungslösung zum Einsatz. Eine solche Lösung kann aus Wasser und einem milden Textilreiniger oder einem speziellen Polsterreiniger bestehen. Es ist wichtig, die Lösung sparsam zu verwenden, um eine Überfeuchtung des Polsters zu vermeiden. 

Ein weiches Tuch oder Schwamm – leicht angefeuchtet mit der Reinigungslösung – kann dann sanft über die Oberfläche des Polsters geführt werden. Dabei sollte man mit kreisenden Bewegungen arbeiten, um den Schmutz zu lösen, ohne das Material zu strapazieren. Wichtig: Immer von außen nach innen reinigen – so verhindert man, dass sich der Fleck ausbreitet. Nach der Behandlung mit der Reinigungslösung sollte die Oberfläche mit einem sauberen, trockenen Mikrofasertuch abgetupft werden, um überschüssige Feuchtigkeit zu entfernen. Eine sanfte Bürste kann ebenfalls zum Einsatz kommen, um die Fasern aufzulockern und das ursprüngliche Aussehen des Stoffes wiederherzustellen. Für eine schnelle Auffrischung und zur Entfernung von Gerüchen verwendet man bei Bedarf abschließend sparsam (!) einen Textilerfrischer oder eine leichte Essigwasserlösung. 

Behandlung stark verschmutzter Sitze
Stark verschmutzte Bereiche profitieren von einer Vorbehandlung mit einem Fleckenentferner oder einer stärkeren Reinigungslösung, die speziell für hartnäckige Flecken entwickelt wurde. Die genaue Einwirkzeit steht dabei auf der Verpackung, bei besonders hartnäckigen Flecken ist oftmals eine Einwirkzeit von mehreren Stunden oder sogar über Nacht notwendig.

Nach der Einwirkzeit kann mechanische Unterstützung in Form einer weichen Bürste oder eines Mikrofasertuchs zum Einsatz kommen, um den gelockerten Schmutz vorsichtig zu entfernen. Kreisende Bewegungen helfen, den Schmutz effektiv aus den Fasern zu lösen, ohne diese zu sehr zu strapazieren. In einigen Fällen können spezialisierte Reinigungsmittel und -techniken erforderlich sein – insbesondere bei Flecken von Öl, Tinte oder anderen schwer zu entfernenden Substanzen.

Nach der Reinigung ist es wichtig, die Sitze gründlich zu trocknen, um Feuchtigkeitsansammlungen im Fahrzeuginnenraum zu vermeiden. Ein offenes Fenster oder der Einsatz eines Ventilators kann den Trocknungsprozess beschleunigen. Sobald die Sitze vollständig getrocknet sind, trägt eine abschließende Behandlung mit einem Polsterschutzspray dazu bei, zukünftige Verschmutzungen zu minimieren.

Besonderheiten bei Ledersitzen

Noch einmal anders sieht das Ganze bei Ledersitzen aus – schließlich erfordert dieses Material eine besondere Pflege. Für die regelmäßige Reinigung von Ledersitzen sollte man ein mildes, für Leder geeignetes Reinigungsmittel verwenden. Aggressive Chemikalien oder Reiniger, die für Stoffpolster gedacht sind, können Leder austrocknen, verfärben oder sogar beschädigen. Ein weiches Mikrofasertuch, angefeuchtet mit einer Lederreinigungslösung, eignet sich ideal, um Staub, Körperfette und leichte Verschmutzungen sanft zu entfernen.

Bei stärkeren Verschmutzungen kann eine gründlichere Tiefenreinigung notwendig sein. Hierfür gibt es spezielle Lederreiniger, die tiefer in die Poren des Leders eindringen und Schmutz effektiv lösen, ohne das Material zu schädigen. Es ist ratsam, das Produkt auf ein Mikrofasertuch statt direkt auf das Leder aufzutragen, um Fleckenbildung zu vermeiden. Nach der Reinigung ist außerdem wichtig, das Leder mit einem speziellen Lederpflegemittel zu behandeln.

Sollten trotz sorgfältiger Pflege Risse oder Abnutzungserscheinungen auftreten, ist es oft möglich, diese mit speziellen Lederreparaturkits zu behandeln. Für tiefe Risse oder größere Schäden kann jedoch die Hilfe eines Fachmanns erforderlich sein, um das Leder professionell restaurieren zu lassen.

Einsatz von Waschsaugern
Waschsauger bieten eine effiziente Lösung für die Tiefenreinigung von Autositzen, insbesondere wenn es um hartnäckige Verschmutzungen und Flecken geht. Die Geräte kombinieren die Funktionen eines Staubsaugers mit denen einer Nassreinigung. Erhältlich sind sie ab rund 130 Euro, allerdings gibt es Waschsauger auch für deutlich weniger Geld – circa 10 Euro pro Tag – in ausgewählten Bau- oder Drogeriemärkten sowie beispielsweise auf Kleinanzeigenportalen zum Ausleihen. 

Waschsauger arbeiten, indem sie zunächst eine Reinigungslösung auf den Polsterstoff sprühen. Die Lösung wird speziell formuliert, um Schmutz und Flecken aus den Fasern zu lösen, ohne das Material zu beschädigen. Anschließend saugt das Gerät die Flüssigkeit zusammen mit dem gelösten Schmutz auf. Die Methode ermöglicht eine gründliche Reinigung, da sie nicht nur oberflächlichen Schmutz entfernt, sondern auch tiefer liegende Verunreinigungen effektiv bekämpft – und das, ohne das Polster zu durchnässen. Die sofortige Absaugung verhindert eine Überfeuchtung des Materials, die zu Schimmelbildung oder unangenehmen Gerüchen führen könnte. Zudem ermöglicht die schnelle Entfernung der Feuchtigkeit eine kürzere Trocknungszeit, sodass das Fahrzeug relativ schnell wieder genutzt werden kann.

Weitere Reinigungsbereiche im Auto
Neben den Sitzen gibt es weitere Bereiche im Auto, die besonderer Aufmerksamkeit bedürfen. Dazu gehören das Armaturenbrett, Türverkleidungen und Fußmatten, die ebenfalls regelmäßig gereinigt werden sollten, um eine Ansammlung von Schmutz und Bakterien zu verhindern. Außerdem bietet es sich an, nach der Reinigung der Sitze auch die Scheiben von innen zu putzen, da währenddessen Reinigungsmittel an die Scheiben gelangen und Schlieren hinterlassen kann. Hier empfiehlt sich der Griff zu sauberen Mikrofasertüchern, um damit die Scheiben mit haushaltsüblichen Scheibenreinigungsmitteln zu polieren.

FAZIT:

Die regelmäßige und gründliche Reinigung des Autoinnenraums, insbesondere der Sitze, wird leider oft noch vernachlässigt, obwohl sich hier schnell Keime ansammeln können. Durch den Einsatz geeigneter Reinigungsmittel, -geräte und Techniken lassen sich Bakterien, Schmutz und Flecken jedoch effektiv entfernen. Spezielle Pflege für Ledersitze und der Einsatz von Waschsaugern bieten zusätzliche Möglichkeiten, den Innenraum sauber und hygienisch zu halten. |Text: Vera Mergle