Genauigkeit der Tankanzeige: Verbrauchsangaben vs. Realität
Im Zweifel lieber früher tanken oder laden...
Ob Benziner, Diesel oder Elektroauto – die präzise Anzeige von Verbrauch und Reichweite spielt für Autofahrer eine wichtige Rolle. Niemand will plötzlich mit leerem Tank oder entladener Batterie liegen bleiben. Aber wie genau sind die Informationen, die uns Bordcomputer und Tank- oder Ladeanzeige liefern? Wir werfen einen Blick auf die Technik hinter den Systemen, Ursachen für Ungenauigkeiten und geben Tipps zum Ermitteln des individuellen Verbrauchs.
Während bei Verbrennern der Fokus auf der präzisen Anzeige des verbleibenden Kraftstoffs liegt, dreht sich bei Elektroautos alles um die Reichweitenanzeige. Hier zeigt sich ein wesentlicher Unterschied: Während der Spritverbrauch bei konventionellen Fahrzeugen über den Tank gemessen wird, misst man die Reichweite bei Elektroautos über den Ladezustand der Batterie und dem geschätzten künftigen Verbrauch.
Beide Systeme haben ihre potenziellen Schwachstellen. Bei Verbrennern spielt beispielsweise der Tank selbst eine entscheidende Rolle. Seine Form und Position sowie die verbauten Sensoren beeinflussen, wie genau die Messung ausfällt. Bei Elektroautos hingegen hängt die Reichweitenanzeige stark von der aktuellen Fahrweise und äußeren Bedingungen ab. Insbesondere bei kalten Temperaturen oder wenn Sie die Klimaanlage beziehungsweise die Heizung nutzen, kann die angezeigte Reichweite rapide sinken.
Beide Fahrzeugtypen erfordern daher ein gewisses Verständnis für die Interpretation der Werte, die die Anzeige Ihnen ausspuckt, um im Alltag sicher unterwegs zu sein.
Differenzen im Alltag
Verbrauchsanzeigen und Reichweitenprognosen basieren auf vielen verschiedenen Daten, die von Sensoren in Ihrem Fahrzeug gemessen und berechnet werden. Bei Verbrennern sind dies beispielsweise der aktuelle Spritverbrauch, Ihre Fahrweise sowie das Tankvolumen und die Geschwindigkeit, mit der Sie fahren. Elektroautos hingegen beziehen sich auf den Stromverbrauch der Batterie, die Außentemperatur und das Benutzen von elektrischen Zusatzgeräten wie Heizung, Klimaanlage und Radio.
In der Theorie helfen die Anzeigen und Prognosen Ihnen dabei, den Verbrauch besser einzuschätzen und rechtzeitig nachzutanken oder aufzuladen. In der Praxis sieht die Sache allerdings nicht ganz so leicht aus: Bei Verbrennerfahrzeugen zeigt die Tankanzeige nämlich nicht immer so präzise den tatsächlichen Füllstand an. Elektroautos haben ähnliche Probleme bei der Darstellung der verbleibenden Reichweite, da der Energieverbrauch stark von äußeren Einflüssen abhängt. Machen Sie sich deshalb im nächsten Schritt damit vertraut, die angezeigten Werte richtig zu interpretieren.
Die Tankanzeige: Wie genau ist sie?
Die Tankanzeige gehört zu den grundlegendsten Instrumenten im spritbetriebenen Auto. Laut ADAC hängt deren Genauigkeit von verschiedenen Faktoren ab, wie etwa der Position des Tanksensors, der Fahrweise des Fahrers und der Beschaffenheit des Tanks. Nicht gerade selten fallen die angezeigten Werte der Tankanzeige deshalb etwas ungenau aus.
Um die Problematik im Detail zu verstehen, müssen wir uns die Funktionsweise der Tankanzeige ansehen: Der Füllstand im Tank wird von einem Schwimmer gemessen, der auf der Oberfläche des Kraftstoffs schwimmt. Dieser ist mit einem Sensor verbunden, der den aktuellen Stand an die Anzeige im Cockpit überträgt. Doch der Mechanismus ist nicht immer so präzise. Beispielsweise bei Kurvenfahrten, aber auch beim Bremsen und Beschleunigen kann es zu kurzfristigen Schwankungen in der Anzeige kommen. Die Form des Tanks kann ebenfalls ein exaktes Messen erschweren, da dieser oft ungleichmäßig geformt ist.
Die Reserve: Wie weit komme ich noch?
Viele Fahrer machen die Erfahrung, dass sie noch etliche Kilometer weiterfahren können, obwohl die Tankanzeige bereits den leeren Zustand der Reserve signalisiert. Der Grund dafür ist ganz einfach: Die meisten Hersteller planen bewusst noch einen zusätzlichen Puffer bei der Anzeige ein, um zu verhindern, dass das Auto tatsächlich liegen bleibt. Wie viel Kraftstoff sich in dieser Reserve befindet, variiert nach Fahrzeugmodell. In der Regel handelt es sich um drei bis fünf Liter, die je nach Verbrauch des Fahrzeugs dann noch für etwa 50 bis 80 Kilometer reichen.
Experten raten dennoch dazu, sich nicht auf die Reserve zu verlassen. Einerseits schwankt der tatsächliche Verbrauch, wie bereits erwähnt, je nach Fahrweise. Andererseits kann es zu Ungenauigkeiten beim Messen kommen. Besonders bei älteren Fahrzeugen oder bei Modellen mit besonders unregelmäßig geformten Tanks kann die Reserve geringer ausfallen als erwartet. Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte also möglichst früh tanken, sobald die Warnleuchte aufleuchtet.
Der Bordcomputer: Wie exakt sind seine Werte?
Neben der Tankanzeige gibt es noch ein weiteres Instrument, das uns beim Sparen helfen kann: der Bordcomputer. Dieser zeigt unter anderem den aktuellen und durchschnittlichen Kraftstoffverbrauch an. Doch auch hier gilt: Die angezeigten Werte weichen häufig von der Realität ab. Der ADAC hat in mehreren Tests festgestellt, dass die Verbrauchsanzeigen von Bordcomputern oft zu optimistisch sind. Die Abweichungen betragen im Schnitt zwischen fünf und zehn Prozent. Das mag auf den ersten Blick nicht viel erscheinen, kann sich jedoch bei einer langen Fahrt oder über das Jahr hinweg summieren.
Die Ursachen für diese Diskrepanz sind vielfältig: Der Verbrauch wird beispielsweise auf Basis von Informationen berechnet, die von den verschiedenen Sensoren im Auto stammen. Diese erfassen jedoch nicht immer alle Faktoren, die den tatsächlichen Verbrauch beeinflussen – wie etwa den Luftwiderstand, die Beschaffenheit der Fahrbahn oder das zusätzliche Gewicht durch Gepäck. Außerdem legen die Hersteller den Fokus auf „offizielle“ Testzyklen, die oft unter Idealbedingungen durchgeführt werden und nicht die tatsächlichen Alltagsbedingungen widerspiegeln.
Tests unter Laborbedingungen
Der sogenannte WLTP-Zyklus (Worldwide Harmonized Light Vehicles Test Procedure) wird seit 2018 als Testverfahren für die Verbrauchsangaben in Fahrzeugen genutzt. Dieser Test liefert realitätsnähere Ergebnisse als der zuvor genutzte NEFZ-Zyklus (Neuer Europäischer Fahrzyklus). Doch auch, wenn die Ergebnisse verbessert worden sind, so findet der WLTP-Test nach wie vor unter Laborbedingungen statt, die die tatsächlichen Fahrbedingungen nicht vollständig abbilden können.
In der Praxis führt dies dazu, dass die Verbrauchswerte im Alltag oft höher sind. Dies liegt unter anderem daran, dass viele Faktoren wie das Nutzen von Klimaanlage oder Heizung sowie die Art des Terrains nicht in den offiziellen Tests berücksichtigt werden.
Tipps für eine präzise Einschätzung
Was können Sie als Autofahrer tun, um trotz Schwankungen und Ungenauigkeiten ein möglichst genaues Bild über ihren Verbrauch und den Füllstand im Tank zu bekommen?
Verbrauch manuell berechnen: Um den tatsächlichen Verbrauch zu ermitteln, probieren sie doch mal folgendes: Tanken Sie komplett voll, notieren Sie sich den Kilometerstand und tanken Sie dann nach einer gewissen Strecke erneut. Aus der gefahrenen Strecke und der getankten Menge lässt sich dann der reale Verbrauch berechnen.
Passen Sie Ihre Fahrweise bei Bedarf an: Ein wesentlicher Faktor für den Spritverbrauch ist die Fahrweise. Wer vorausschauend fährt, unnötige Beschleunigungen vermeidet und in gleichmäßigen Geschwindigkeiten unterwegs ist, kann seinen Verbrauch deutlich senken – unabhängig davon, was die Anzeige im Auto sagt.
Achten Sie auf die Nutzung von Heizung und Klimaanlage: Wenn Sie Besitzer eines Elektrofahrzeugs sind, achten Sie bewusst darauf, wie intensiv Sie ihre Heizung und Klimaanlage nutzen. Vielleicht reicht ja schon eine niedrigere / höhere Stufe aus – das ermöglicht eine präzisere Anzeige der Reichweite.
Lassen Sie Ihr Auto regelmäßig warten: Ein schlecht gewartetes Fahrzeug verbraucht meist auch mehr Kraftstoff. Daher sollte man darauf achten, dass der Reifendruck stimmt, die Bremsen nicht schleifen und der Motor rund läuft. Dies kann den tatsächlichen Verbrauch erheblich beeinflussen.
Unterschiede und Gemeinsamkeiten bei Elektrofahrzeugen
Reichweitenanzeige statt Tankanzeige: Elektroautos haben statt der Tankanzeige die Reichweitenanzeige. Diese zeigt die verbleibende Fahrstrecke basierend auf der Restladung der Batterie an. Wie bei den Verbrennern, gibt es auch bei ihnen eine gewisse Ungenauigkeit, da die Reichweite von vielen Faktoren abhängt, wie der Fahrweise, dem Benutzen von Klimaanlage und Heizung, sowie der Beschaffenheit des Geländes.
Anzeige der Verbrauchswerte über den Bordcomputer: Ähnlich wie bei Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren zeigen auch Bordcomputer in Elektrofahrzeugen den Energieverbrauch an. Der Unterschied liegt darin, dass Elektroautos den Verbrauch in kWh pro 100 Kilometer angeben. Auch diese Werte können von der Realität abweichen, da externe Faktoren wie die Außentemperatur, das Benutzen von elektrischen Verbrauchern wie Heizung, Sitzheizung oder Radio sowie insbesondere der Ladezustand der Batterie die Effizienz beeinflussen können.
Ursachen für Ungenauigkeiten: Wie bei Verbrennerfahrzeugen sind die Verbrauchsangaben von Elektrofahrzeugen in Tests unter Idealbedingungen ermittelt worden. Das bedeutet wiederum, dass auch die Werte von Elektrofahrzeugen im realen Alltag in der Regel höher ausfallen. Besonders im Winter kann die Reichweite aufgrund des erhöhten Energiebedarfs für die Heizung erheblich sinken.
Reservemodus: Elektroautos haben in der Regel keinen klassischen „Reservemodus“ wie Verbrenner, die mit einer Restmenge an Treibstoff fahren können. Wenn die Batterie fast leer ist, zeigt das Fahrzeug oft eine deutliche Warnung und reduziert gegebenenfalls die Leistung, um die Restreichweite zu maximieren. Trotzdem ist die genaue Restladung aufgrund der vielen Einflussfaktoren oft schwer vorherzusagen. Hier gilt: Lieber einmal mehr aufladen als zu wenig!
Fazit:
Sowohl die Tankanzeige als auch der Bordcomputer sind hilfreiche Instrumente, wenn es um den Überblick über den Verbrauch und die Reichweite eines Fahrzeugs geht. Denken Sie aber immer daran, dass die Werte nicht immer mit der Realität übereinstimmen. Nutzen Sie alternative Methoden, um den Verbrauch präziser zu berechnen und laden bzw. tanken Sie im Zweifelsfall eher zu früh. |Text: Julia Höß