„Mama, warum lachen alle über mich?“ – Ein bewegendes Buch von Brizzi Bremse aus Jettingen-Scheppach

Outing auf allen Ebenen

Mit gerade einmal 25 Jahren hat Brizzi Bremse aus Jettingen-Scheppach schon einige Erfahrungen gemacht – Sei es mit körperlicher, psychischer und sexualisierter Gewalt. Über diese und noch viele weitere Themen spricht der offen homosexuell lebende Autor in seinem kürzlich veröffentlichten Werk „Mama, warum lachen alle über mich?“. Ein Teil des Erlöses kommt dabei gemeinnützigen Organisationen zugute.

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Bild: PEAK Creative Consulting Studio GmbH
„Mit meinem Buch möchte ich nicht nur Aufklärungsarbeit leisten, sondern Menschen, die ebenfalls von Mobbing oder Gewalt aller Art betroffen sind, auch Hilfestellungen bieten“, so Brizzi Bremse. Unsere Redaktionsleitung Jana Dahnke traf Fabian Girschick, wie sein bürgerlicher Name lautet, im exklusiven Interview und sprach mit ihm über seinen steinigen Lebensweg.
 
Jana: Wie würdest Du „Mama, warum lachen alle über mich?“ kurz zusammenfassen?
Brizzi Bremse: Mein Buch hält für jeden ein passendes Kapitel bereit, schließlich spreche ich über „echte Geschichten aus dem Leben“. So geht es unter anderem um Themen wie Freundschaften, Beziehungen, mentale Gesundheit oder auch das Verfolgen von Träumen. Zwar berichte ich hierbei in erster Linie von meinen eigenen Erlebnissen, dennoch bin ich davon überzeugt, dass sich die Leserinnen und Leser in bestimmte Situationen oder Gedanken hineinversetzen können und etwas aus meinen Erkenntnissen für ihr eigenes Leben mitnehmen können.
 
Hat es viel Überwindung gekostet, Deine persönlichen Erfahrungen mit der Öffentlichkeit zu teilen?
Ich bin vor einiger Zeit über ein Zitat von Bill Kaulitz gestolpert, welches er in einem Interview mit der Cosmopolitan gegeben hat: „Geheimnisse zu haben ist anstrengender, als offen zu sein.“ Je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr komme ich zu dem Entschluss, dass ich dieses Lebensmotto sehr früh für mich verinnerlicht haben muss. Denn tatsächlich würde ich mich als einen sehr offenen Menschen bezeichnen, der sein Herz auf der Zunge trägt. Und gerade wenn es um so relevante Themen wie in meinem Buch geht, finde ich es umso wichtiger, darüber aufzuklären und die Gesellschaft zu sensibilisieren. Von daher: Nein, wirklich viel Überwindung hat es mich nicht gekostet. Auch wenn es natürlich teilweise schmerzhaft war, die mir widerfahrenen Dinge erneut zu „durchleben“.
 
Was hat Dich dazu bewogen, Deine negativen Erlebnisse in einem Buch zu verpacken?
Zum einen liebe ich das Schreiben und konnte durch einige Bücher wie „Tote Mädchen lügen nicht“ von Jay Asher selbst sehr viel für mein eigenes Leben mitnehmen. Zum anderen finde ich, dass man bei Büchern – nach wie vor – im Hier und Jetzt lebt. Würde ich meine Geschichte beispielsweise auf Social-Media teilen, könnte es immer wieder passieren, dass eine neue Nachricht auf den Smartphones der Userinnen und User aufpoppt und sie abgelenkt werden. Beim Lesen eines Buches sind sie fokussiert und „versinken“ in der Geschichte. Ich glaube, dass ein Buch deshalb genau das richtige Medium ist, um meine Geschichte zu transportieren.
 
Es ist toll, dass Du einen Teil der Erlöse an gemeinnützige Organisationen spenden möchtest. Wie kam es zu dieser schönen Idee?
Soziales Engagement liegt mir schon immer sehr am Herzen. Bereits im Alter von 13 Jahren organisierte ich komplett alleine eine Benefizveranstaltung in der Nähe meines Heimatortes und konnte über die vergangenen Jahre über 8.200 Euro an gemeinnützige Organisationen spenden. Als jemand, dem selbst sehr viel Leid im Leben widerfahren ist, weiß ich, wie wichtig es ist, Hilfe zu erhalten und auf Vereine und andere Initiativen zugehen zu können. Von daher ist es für mich eine Selbstverständlichkeit, den Erlös meines Buches nicht komplett für mich zu behalten, sondern einen Teil davon zu spenden.
 
Wie fühlt es sich an, das Buch nach sieben Jahren intensiver Schreibarbeit nun in Händen zu halten?

Ich bin einfach nur unglaublich glücklich! Bereits als ich das fertige Cover für mein Buch gesehen habe, hatte ich Tränen in den Augen, weil ich wusste: „Ok, jetzt habe ich es tatsächlich geschafft!“ Es dann aber auch ausgedruckt in meinen Händen halten zu können, war natürlich noch mal ein viel emotionalerer Moment. Immerhin war es von klein auf mein größter Traum, ein eigenes Buch zu veröffentlichen, und diesen konnte ich mir nun erfüllen.
 
Gibt es noch weitere Anliegen, welche Du gerne in einem zweiten Werk verpacken möchtest?

Tatsächlich habe ich bereits einige Ideen für ein mögliches, zweites Buch. Ich fände es zum Beispiel sehr spannend, noch einmal vertiefter auf die Themen „Liebe“ und „Glücklichsein“ einzugehen, da sich vor allem meine Generation sehr schwer damit zu tun scheint – und ich hier auch schon einiges an Erfahrung und Erkenntnissen gesammelt habe. Vielleicht schreibe ich aber auch mal ein Buch, in dem es nicht speziell um mich geht, sondern in dem ich die Geschichten anderer Menschen teile. Schließlich interessiere ich mich sehr für meine Mitmenschen und finde, dass es so viele interessante Lebensgeschichten zu erzählen gibt.
 
Wie kam es zu Deinem Künstlernamen „Brizzi Bremse“?

Mir war mein Vorname (Fabian) schon immer etwas zu langweilig – und ich finde ihn, ehrlich gesagt, auch etwas unpassend für mich, da ich eine sehr sprudelnde Persönlichkeit bin. Deshalb habe ich überlegt, welche „attraktiveren“ Namen es gibt, die aber doch noch einen Bezug zu meinem richtigen Vornamen haben, und bin auf Fabrizzio gestoßen. Zunächst nannte ich mich dann Brizzio, ehe ich auf Brizzi übergestiegen bin. Als großer Fan von Alliterationen brauchte ich natürlich auch einen „Nachnamen“ mit B und so entstand „Brizzi Bremse“.
 
Wie würdest Du Dich in wenigen Sätzen beschreiben?
Trotz (oder vermutlich gerade wegen) der Dinge, die mir in meinem Leben widerfahren sind, bin ich ein sehr lebensfroher Mensch, der es liebt, andere zu unterhalten und zum Lachen zu bringen. Dennoch bin ich natürlich auch ein sehr nachdenklicher Mensch, den es sehr erschüttert, was momentan alles in der Welt vor sich geht – beispielsweise im Hinblick auf die zunehmende Queerfeindlichkeit in Deutschland. Umso wichtiger ist es mir, mich immer wieder für wichtige Werte einzusetzen und unsere Gesellschaft ein kleines Stückchen mitzugestalten.
 
Wenn Du eine Sache auf der Welt ändern könntest, was würdest Du tun?
In meiner „perfekten“ Welt würde es einfach nur Frieden geben, alle könnten so leben, wie sie möchten, ohne sich fürchten zu müssen, und es würde keine Rolle mehr spielen, wen du liebst oder woher du kommst. Hierfür müsste man wahrscheinlich mehr als nur eine Sache ändern, aber ich denke, wenn wir irgendwo anfangen, werden wir diesem Traum immer ein wenig näher kommen.
 
Zu kaufen gibt es das Buch ab sofort unter www.mama-warum.de