Reisen im E-Auto: Tipps zum richtigen Planen der Ladestopps

Ladesäulennetz wächst

Längere Touren können für Fahrer von Elektroautos durchaus herausfordernd sein – je nach Reichweite und Route ist es wichtig, vorab die Stopps zum Laden zumindest grob zu planen. Wie sieht das Ganze also in Deutschland und in anderen Ländern aus? Wie kann man sich richtig vorbereiten und wie hilfreich sind Google Maps sowie auch spezielle Routenplaner-Apps?

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Vor allem beim allerersten Urlaub mit dem E-Auto ist eine gute Vorbereitung und Planung wichtig. Schließlich kann die Reichweite eines Elektroautos – abhängig von Modell und Batteriezustand – stark variieren und ist oftmals geringer als die eines vergleichbaren Benziners. Manche Aspekte sind speziell für den Urlaub umso wichtiger: Wetterbedingungen wie Kälte können etwa die Batterieleistung zusätzlich einschränken, was wiederum die Reichweite verringert. Fahrverhalten wie hohe Geschwindigkeiten und häufiges Beschleunigen erhöhen den Energieverbrauch ebenfalls, zudem kann etwa in bergigen Gebieten die Batterie schneller entladen werden, was häufigere Stopps erforderlich macht. Daher ist es wichtig, all diese Faktoren zu berücksichtigen und die Route so zu planen, dass genügend Ladestationen innerhalb der Reichweite liegen. Doch wie sieht es überhaupt mit der Ladeinfrastruktur hierzulande aus? 

Ladeinfrastruktur in Deutschland und Europa
Die gute Nachricht ist: Die Ladeinfrastruktur in Deutschland wächst stetig. Eine aktuelle Übersicht aller Ladesäulen bietet das Bundesnetzagentur-Verzeichnis, das regelmäßig aktualisiert wird und detaillierte Informationen zu Standorten und Ladekapazitäten bietet. Im November 2023 waren es insgesamt 93.261 Normalladepunkte und 22.047 Schnellladepunkte, allerdings sind dort keine Tesla-Ladesäulen aufgeführt – wer einen Wagen des US-Herstellers fährt, plant die Route daher am besten grob mit der globalen Ladesäulenkarte von Tesla. Blickt man auf ganz Europa, so ist die Dichte der Ladepunkte sehr unterschiedlich. Eine wirklich flächendeckende Versorgung mit öffentlichen Ladesäulen finden Fahrer von Elektroautos derzeit nur in den skandinavischen Ländern sowie in den Niederlanden. In Frankreich sowie in der Schweiz und Österreich ist das Netz ungefähr vergleichbar gut ausgebaut wie in Deutschland, während die Netze in Italien, Spanien oder Kroatien noch relativ grobmaschig sind.

Ladestrategie während der Reise
Für eine stressfreie Reise mit einem Elektroauto sollten Fahrer darauf achten, ihre Ladehalte optimal zu planen. Es wird empfohlen, den Akku eher öfter zu laden, jedoch meist nur bis etwa 80 % seiner Kapazität, da das Aufladen der letzten 20 % deutlich länger dauern kann. Dieser Ansatz minimiert die Ladezeit und erhöht die Gesamtreisedistanz pro Tag. Da die Anbieter von Ladekarten unterschiedliche Tarife und Konditionen bieten lohnt es sich, Tarife zu vergleichen und eine Ladekarte zu wählen, die zum eigenen Nutzungsprofil passt. Beim Laden unterwegs sollte man die Wahl zwischen AC- und DC-Laden treffen: DC-Ladestationen (Schnellladestationen) sind ideal für schnelles Aufladen unterwegs, während AC-Ladestationen oft günstiger sind und sich gut für Übernachtungen eignen.

Einsatz von Google Maps

Moderne Technologien erleichtern darüber hinaus die Planung von Reisen mit Elektroautos erheblich. Google Maps zum Beispiel bietet spezielle Funktionen für Elektrofahrzeuge, die es ermöglichen, Routen basierend auf der Reichweite und der Verfügbarkeit von Ladestationen anzupassen. 

Die App zeigt nicht nur Standorte von Ladestationen an, sondern auch deren Verfügbarkeit in Echtzeit. Dabei lassen sich auch spezielle Filter verwenden, um Ladestationen entsprechend dem Steckertyp des eigenen Fahrzeugs zu finden. Zudem bietet Google Maps Bewertungen und Rezensionen anderer Nutzer zu verschiedenen Ladestationen und die App ermöglicht während der Fahrt schnelle Anpassungen der Route, falls sich die Verfügbarkeit von Ladestationen ändert oder andere unvorhergesehene Ereignisse eintreten.

Einsatz von Routenplaner-Apps
Routenplaner-Apps sind wiederum speziell für die Bedürfnisse von Elektroautofahrern entwickelt. Sie berücksichtigen die Batteriekapazität, den Fahrstil und sogar Wetterbedingungen, um die effizienteste Route zu berechnen. 

Allerdings können die Daten manchmal von der Realität abweichen – daher ist es ratsam, stets Updates zu überprüfen und bei längeren Reisen alternative Ladepunkte im Auge zu behalten. Hier ist ein Überblick über einige führende Apps in diesem Bereich:

1. IONITY: Diese App bietet ein eigenes Netzwerk von Schnellladestationen und ermöglicht es, Ladestationen zu finden, den Ladevorgang zu starten und den Fortschritt zu verfolgen. Dank der Kooperation mit großen Automobilherstellern wie BMW, Daimler, Volkswagen, Ford und Hyundai können Nutzer von besonders günstigen Ladekonditionen profitieren. Dies macht IONITY zu einer attraktiven Wahl für Fahrer der genannten Marken, insbesondere auf Langstrecken in Europa.

2. nextcharge: Die Anwendung ermöglicht es, detaillierte Reiserouten zu erstellen, indem Informationen wie das Automodell, der Abfahrts- und Ankunftsort, die Durchschnittsgeschwindigkeit und die Anzahl der Passagiere eingegeben werden. nextcharge berücksichtigt alle notwendigen Ladestopps und gibt eine Schätzung des Batteriestatus zu verschiedenen Zeitpunkten der Reise aus, was die Planung sehr effizient und zuverlässig gestaltet.

3. PlugShare: PlugShare stellt eine umfangreiche Datenbank zur Verfügung, die es Nutzern erlaubt, Ladestationen nach verschiedenen Kriterien wie Steckertyp und Ladegeschwindigkeit zu filtern. Obwohl die Routenplanung nicht direkt in der App erfolgt, sondern über die zugehörige Webseite, ist die Anwendung wegen ihrer detaillierten Informationen über Ladestationen und zusätzliche Dienstleistungen wie Restaurants und Einkaufsmöglichkeiten in der Nähe der Ladepunkte sehr beliebt.

4. ChargeFinder: Perfekt für Städte-Entdecker: Die App zeichnet sich durch die Bereitstellung umfangreicher Informationen zu Sehenswürdigkeiten in der Nähe der Ladestationen aus. Nutzer erhalten nicht nur Daten zu den Ladestationen selbst, sondern können auch interessante Orte wie Restaurants oder Museen entdecken. Die Möglichkeit, zwischen Karten- und Satellitenansicht zu wechseln, erleichtert die Orientierung und die Reiseplanung erheblich.

Umgang mit besetzten Ladestationen
Der Umgang mit besetzten Ladestationen kann eine Herausforderung darstellen, gegen die es jedoch mehrere Strategien gibt. So kann man etwa nicht nur die bevorzugten Ladestationen in die Route einplanen, sondern auch Alternativen in der Nähe. Dafür eignen sich die bereits beschriebenen Routenplaner-Apps, die Echtzeitinformationen über die Belegung von Ladestationen liefern, um flexibel auf besetzte Ladepunkte reagieren zu können. Zudem bieten moderne Lade-Apps die Möglichkeit, den Status von Ladestationen in Echtzeit zu überprüfen. 

Einige Apps erlauben es sogar, Ladestationen im Voraus zu reservieren, was besonders bei längeren Reisen nützlich sein kann. Zudem empfiehlt es sich, die Ladestopps während weniger frequentierter Zeiten zu planen, also früh morgens oder spät abends sowie generell nicht an Wochenenden oder Feiertagen.

Sind Ladestationen besetzt, kann man die Wartezeit meist zumindest für sich nutzen, denn sie befinden sich oftmals an Orten mit Einkaufsmöglichkeiten, Restaurants oder Ruhebereichen. Wer auf der Route flexibel ist, kann auch Schnellladestationen in Betracht ziehen, die oft eine höhere Verfügbarkeit haben, da die Ladevorgänge schneller abgeschlossen sind. Diese Stationen sind ideal für kurze, effiziente Ladestopps. Allerdings haben sie in der Regel nur Anschluss an die qualitativ eher fragwürdige und trotzdem verhältnismäßig kostspielige Gastro-Infrastruktur. Wenige Kilometer weiter gibt es oft aber gute und günstigere Alternativen.

Unterkünfte mit Lademöglichkeiten & Notfallplan
Bei der Buchung von Unterkünften kann die Suche nach Ferienwohnungen mit Lademöglichkeiten die Reise ebenfalls erheblich erleichtern. Plattformen wie Booking.com oder Airbnb bieten Filteroptionen, um solche Unterkünfte leicht zu finden. Vor allem viele Hotels bieten mittlerweile Ladestationen an, die entweder kostenlos oder zu einem reduzierten Preis genutzt werden können.

Falls keine Lademöglichkeit in Reichweite ist, sollte man immer vorbereitet sein: Eine tragbare Ladeeinheit oder ein Notfallbatterie-Pack kann eine sinnvolle Investition sein. Zusätzlich ist es ratsam, Mitglied eines Pannendienstes zu sein, der auf Elektroautos spezialisiert ist.

Vier Praxistipps für Langstreckenreisen mit Elektrofahrzeugen

Zum Schluss folgen noch ein paar Extra-Tipps für eine stressfreie Reise mit E-Autos:

1. Vorsicht im Ausland 
E-Autofahrer, die über die Grenze fahren, sollten aufpassen: Viele Ladenetzbetreiber kassieren nämlich ausländische Kunden beim Roaming per Ladekarte kräftig ab – das gilt besonders beim Schnellladen per Gleichstromkabel. Eine gründliche Vorab-Recherche kann hier also bares Geld sparen. In der Regel ist es deutlich günstiger, per Kreditkarte oder App und nicht per Ladekarte zu zahlen.

2. Tragbare Ladelösung mitnehmen
Die Mitnahme einer mobilen Wallbox ermöglicht außerdem das Aufladen des Elektroautos an verschiedenen Orten, einschließlich roter und blauer CEE-Steckdosen oder herkömmlichen 220-V-Steckdosen, wobei letztere eine langsamere Ladegeschwindigkeit bieten.

3. Maximierung der Reichweite auf der Autobahn
Um die Häufigkeit von Ladestopps zu reduzieren, ist es vorteilhaft, eine gleichmäßige Geschwindigkeit zu halten, überhöhte Geschwindigkeiten zu vermeiden und Geschwindigkeiten um 120 bis 130 km/h einzuhalten. Der Einsatz des Tempomats und spezieller Fahrmodi wie Eco- oder Reichweitenmodus kann die Effizienz steigern. Zudem trägt regeneratives Bremsen dazu bei, die Batterie während des Bremsvorgangs zu laden. 

Unnötiger Energieverbrauch sollte vermieden und nicht benötigte Geräte sollten abgeschaltet werden. Auch das Vorklimatisieren des Fahrzeugs während des Ladens kann die Batterieeffizienz steigern und die Reichweite erhöhen.

FAZIT:
Das Reisen mit einem Elektroauto erfordert gute Vorbereitung und eine durchdachte Ladestrategie. Die stetig verbesserte Ladeinfrastruktur und intelligente Routenplanungstools beziehungsweise -apps machen Langstreckenfahrten zunehmend praktikabler. Indem Reisende Ladestopps geschickt planen und Flexibilität bei unvorhergesehenen Herausforderungen zeigen, können sie ihre Reisen effizient und vor allem stressfrei gestalten. | Text: Vera Mergle