Rückkehr zum alten Arbeitgeber: Was muss beachtet werden?
Zurück zum Ex.
Sie halten ein Gänseblümchen in der Hand und zupfen mit eiserner Konzentration die einzelnen Blütenblätter herunter: Mach ich. Mach ich nicht. Mach ich. Mach ich nicht. Die Entscheidung, zum vorherigen Arbeitgeber zurückzukehren sollte gut durchdacht und überlegt sein. Bevor Sie also die komplette Blumenwiese hinunter orakeln, geben wir Ihnen statt Blumen wertvolle Tipps und wertvolles Gedankengut zur Hand, mit denen Sie als Unternehmens-Rückkehrer eine gute Figur machen.
Es liegt auf der Hand: Beide Seiten kennen sich bereits. Die Kollegen, sowie Vorgesetze und die Unternehmensorganisationen und Strukturen sind längst bekannt und vertraut. Somit fällt das sogenannte Onboarding - also die Einarbeitungszeit - vergleichsweise kurz und überschaubar aus. Der alte, neue Mitarbeiter kann schnell Fuß fassen, welches für das eigene Wohlbefinden und die Produktivität des Unternehmens von Vorteil ist. Für das Unternehmen können firmenfremde Erfahrungen und der gewonnene Blick von außen durch den Heimkehrer eine Bereicherung sein, um zu fest gestellte Stellschrauben zu lockern, frisches Know-How aufzunehmen und neue Lösungswege zu finden.
Das Wechselmotiv
Bevor Sie zu Ihrem vorherigen Arbeitgeber zurückkehren, prüfen Sie genau Ihre Wechselmotivation. Sind beide Seiten im Klinsch auseinandergegangen, so dürfte Ihre Motivation nicht allzu hoch ausfallen. „Keine andere Option“ und „aus der Not heraus“ sind Motive mit einer schwierigen Basis für ein gesundes und respektvolles Arbeitsverhältnis. Überlegen Sie also genau: Ist es Ihr Wunsch oder Not? Der Arbeitsmarkt und die Jobsuche an sich können graue Haare wachsen lassen. Bewerbungen und Karrieren in anderen Unternehmen können weniger rosarot aussehen, als geplant. Beurteilen Sie objektiv: Ist eine Rückkehr wirklich Ihr Wunsch? Eine Perspektive mit Zukunft? Oder nur eine Notlösung mangels Alternativen?
Auch ist zu bedenken, ob die „Heimkehr“ eine Weiterentwicklung für Sie bedeutet oder als Rückschritt angesehen wird. Sie können mit Ihrem Wiedereinstieg eine bessere Position bekommen, inklusive Beförderung und gesteigerter Verantwortung. Die alte Firma kann jedoch – zumindest auf dem Papier - auch ein Rückschritt auf der Karriereleiter bedeuten. Am Ende zählt vor allem die Frage, ob Sie die Rückkehr zum Ex-Arbeitgeber Ihren eigenen, persönlichen Zielen näher bringt. Denn ein Umweg oder Rückweg kann durchaus zielführend sein.
Probleme und Gefahren
Die meisten Unternehmen nehmen Bewerbungen von ehemaligen Mitarbeitern gern in der Personalabteilung mit auf. Teilweise werden Firmen jedoch durch den Fachkräftemangel dazu gezwungen, Ex-Mitarbeiter einzustellen, obwohl das Unternehmen nicht hinter dieser Entscheidung steht. Ob Sie bei Ihrem alten, neuen Arbeitgeber mit offenen Armen und Fanfaren empfangen werden, hängt davon ab, wie Sie damals gegangen sind. Wer beim Abschied nicht smart und wohlwollend geblieben ist, schadet der eigenen Reputation – ergo: dem eigenen Ruf.
„Hat er es woanders nicht gepackt?“ Dieser Gedanke kann unterschwellig mitschwingen, sollte es zu einem Bewerbungsgespräch kommen. Gehen Sie solche Vorurteile immer aktiv an. Nennen Sie gute Gründe und keine Rechtfertigungen für Ihren Wunsch zur Rückkehr. Sonst können Ihre bisherigen Jobausflüge wie Niederlagen ausgelegt werden. Letzteres senkt Ihre Verhandlungsposition und Einstellungschancen drastisch.
Mögliche Fragen im Bewerbungsgespräch
Ein Selbstläufer ist die Rückkehr zum Ex-Arbeitgeber nicht. Finden Sie sich im Meetingraum für ein Bewerbungsgespräch wieder, haben Sie eine Hürde schon einmal überwunden. Aber: Bereiten Sie sich gründlich auf diese Konfrontation vor. Neben typischen Bewerbungsfragen können Sie in Ihrem Fall auch mit ein paar Speziellen rechnen. Die da sein könnten:
- Warum haben Sie damals gekündigt?
- Aus welchem Grund sitzen Sie heute wieder hier?
- Warum haben Sie bei Ihrem bisherigen Arbeitgeber gekündigt?
- Erklären Sie, warum Sie sich bei uns und keinem anderen Unternehmen beworben haben.
- Warum interessieren Sie sich für Ihre alte Stelle?
- Was erhoffen Sie sich von Ihrer Rückkehr?
- Was ist Ihrer Meinung nach heute anders als vor X Jahren?
Sehen Sie sich als qualitativ hochwertiges Potpourri an neuen Fertigkeiten und Gedankenwegen für Ihr altes Unternehmen. Ihr Know-How ist breiter, geht tiefer und verleiht dem Unternehmen frischen Wind. Ihr Fachwissen ist gewinnbringend und übertragbar. Streben Sie diese neue Veränderung mit einer Hin-zu-Motivation an. Dies bedeutet, dass Sie sich zu einem selbstbestimmten Ziel hin entwickeln möchten und klar vor Augen haben, wo dieses Ziel liegt. Nice to know: Bei der gegenteiligen Weg-von-Motivation geht es um ein Entkommen vor dem, was bisher war. Natürlich ist auch dies ein (zum Teil sehr mächtiger) Antrieb. Jedoch ist dieser aus persönlicher Sicht weniger zielführend. Sie wollen nur weg, wissen aber nicht, wohin. Also akzeptieren Sie zunächst jede Art der Veränderung. Also: Fokus auf das Ziel setzen.
FAZIT:
Der Wechsel zum Ex-Arbeitgeber kann ein wertvoller Karriereschritt sein – wenn dieser gut durchdacht und vorbereitet wurde. Es ist unabdingbar, die eignen Ziele vor Augen zu haben und den Fokus auf die gewollte Veränderung zu setzen. Stellen Sie sich selbst Fragen über Ihr Wechselmotiv und beantworten Sie Fragen nach dem Warum und Wozu authentisch und selbstsicher. So können Sie auch durch Umwege und Rückschritte vorankommen.|Text: Stefanie Steinbach