Mit dem Rad durch den Winter: Tipps für eine sichere Fahrt bei Schnee und Eis
Vorsichtig fahren
Die Temperaturen sinken und sofort wandert das Fahrrad in den Keller oder die Garage, um erst wieder frühestens im März hervorgeholt zu werden? Das muss nicht sein – mit der richtigen Vorbereitung und unseren Tipps rund um das Radeln im Winter ist es auch problemlos möglich, in den kalten Monaten und bei widrigen Bedingungen weiterhin mit dem eigenen (E-)Bike von A nach B zu kommen.
Natürlich bringt das Radfahren im Winter besondere Herausforderungen mit sich. Schnee, Glätte und schlechtere Sichtverhältnisse machen die Straßen und Wege weniger berechenbar. Doch mit ein paar Anpassungen und etwas Vorbereitung wird auch das Winterradeln sicher und angenehm – hier sind 8 Tipps für das Radeln im Winter.
1. Die richtige Fahrweise
Gerade auf rutschigem Untergrund ist die richtige Fahrtechnik entscheidend. Wer auf Glatteis oder nassem Laub unterwegs ist, sollte auf ein gemächlicheres Tempo achten und vermeiden, in Kurven zu treten oder stark zu bremsen. Der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) rät dazu, in Kurven besonders vorsichtig zu sein und vorausschauend zu fahren. Falls das Bremsen doch nötig wird, sollte dies sanft und vor allem frühzeitig geschehen, um ein Ausrutschen zu vermeiden. Besonders im Winter gilt es, mit beiden Händen sicher am Lenker zu bleiben und mögliche Hindernisse oder vereiste Stellen im Voraus wahrzunehmen.
Wichtig bei Glatteis: Kommt das Vorderrad ins Rutschen, lässt sich das Fahrrad am besten ohne Bremsen und mit minimalen Lenkbewegungen ausrollen. So lässt sich ein Sturz oft vermeiden.
Abstand und Blickrichtung
Da die Bremswege auf Schnee und Eis deutlich länger sind, sollte im Winter stets ein größerer Abstand zu anderen Verkehrsteilnehmern und Hindernissen eingehalten werden. Das gilt nicht nur gegenüber Autos und anderen Rädern, sondern auch gegenüber Fußgängern und parkenden Fahrzeugen. Hierbei ist besondere Vorsicht auf Brücken und in Tunneln geboten, da diese in der Regel glatter sind – dort liegt die Temperatur oft niedriger und es bilden sich schneller vereiste Stellen.
2. Winterreifen und Spikereifen für besseren Halt
Ein elementarer Punkt für sicheres Radfahren im Winter sind die Reifen. Standardreifen können bei Schnee und Glätte schnell an ihre Grenzen stoßen, da sie nicht ausreichend Grip bieten. Winterreifen fürs Fahrrad sind hingegen speziell für kalte Temperaturen und rutschige Straßen entwickelt. Mit einer weicheren Gummimischung und einem gröberen Profil bieten sie eine bessere Haftung auf glattem Untergrund. Eine weitere Alternative sind Spikereifen, die durch kleine Metallstifte für zusätzlichen Halt auf vereisten Straßen sorgen.
Worauf achten bei Winterreifen?
Wer keine speziellen Winterreifen aufziehen möchte, kann den Luftdruck der Standardreifen ein wenig reduzieren, um die Bodenhaftung zu verbessern. Die Reifen sollten zudem ein gutes Profil haben, um auf Schneematsch und rutschigem Laub mehr Halt zu bieten. Hier ist auch Vorsicht bei Streugut geboten, da es ebenfalls zur Rutschgefahr beitragen kann – also am besten langsam und umsichtig darüber hinwegfahren.
Ein Tipp für Vielradler im Winter: Wer das ganze Jahr über mit einem hochwertigen Fahrrad unterwegs ist und es bei Winterwetter schonen möchte, kann sich ein günstigeres Winterrad anschaffen. Damit lässt sich der Haupt-Fahrradrahmen schonen und man ist trotzdem mobil.
3. Fahrrad fit für den Winter machen
Bevor es bei Frost und Schnee losgeht, ist es ratsam, das Rad gründlich auf seine Wintertauglichkeit zu prüfen.
Bremsen überprüfen
Besonders bei Nässe und Kälte verschleißen Bremsen und Bremsklötze schneller. Vor jeder Fahrt im Winter sollte ein kurzer Brems-Check erfolgen, da gerade Felgenbremsen bei feuchtem Wetter nicht optimal greifen. Wer häufig bei Nässe fährt, kann auf spezielle Bremsklötze für Nässe umsteigen.
Sattel tiefer stellen
Um bei Glätte schneller mit beiden Füßen den Boden zu erreichen, kann es sinnvoll sein, den Sattel leicht abzusenken. Allerdings empfiehlt sich diese Maßnahme nur für kurze Strecken, da eine dauerhaft falsche Sitzhöhe die Knie belastet.
Lichtanlage installieren und kontrollieren
Die dunkle Jahreszeit erfordert eine gute Beleuchtung. Neben einem weißen Frontscheinwerfer und einem roten Rücklicht schreibt die StVZO Reflektoren an Pedalen und Speichen vor. Auch reflektierende Accessoires an Kleidung und Taschen erhöhen die Sichtbarkeit. Wer zusätzlich Akku- oder Batterielicht verwendet, sollte diese regelmäßig aufladen, da sich die Akkukapazität bei Kälte schneller entleeren kann.
4. Die passende Winterkleidung
Im Winter sorgt die richtige Kleidung nicht nur für Komfort, sondern auch für Sicherheit. Das „Zwiebelprinzip“, also das Tragen mehrerer Schichten, bietet die beste Kombination aus Wärmeschutz und Flexibilität. Atmungsaktive, winddichte und wasserabweisende Kleidung ist für den Winter ideal, da die äußere Schicht den Körper vor Kälte und Nässe schützt, während die inneren Schichten die Wärme speichern. Nach einer wind- und wasserabweisenden Jacke folgt am besten bequeme Alltagskleidung oder spezielle Radsportkleidung, die wärmt. Als unterste Schicht empfiehlt sich dann atmungsaktive Funktionsunterwäsche, die die Feuchtigkeit nach außen leitet.
Schützende Accessoires
Eine dünne Helmmütze schützt den Kopf und passt bequem unter den Helm, ohne dass dieser verrutscht. Wasserdichte Überschuhe halten die Füße warm und trocken, und spezielle Winterhandschuhe verhindern kalte Finger. Helle Kleidung oder zusätzliche reflektierende Elemente an der Kleidung erhöhen die Sichtbarkeit in der dunklen Jahreszeit.
5. Regelmäßige Pflege und Lagerung des Rads
Salz, Schnee und Matsch setzen dem Fahrrad im Winter stark zu. Nach jeder Fahrt ist eine kurze Reinigung ratsam, um Streusalz und Schmutz zu entfernen, da beides die Korrosion fördert. Ein feuchter Lappen reicht oft aus, um das Rad grob zu säubern, bei stärkerem Schmutz hilft eine Bürste oder ein mildes Reinigungsmittel. Kette, Umwerfer und andere bewegliche Teile sollten regelmäßig geölt werden, um Rostbildung vorzubeugen.
Für eine längere Lagerung ist ein trockener, warmer Platz ideal, wie ein Keller oder eine Garage. Wer das Fahrrad draußen abstellen muss, sollte darauf achten, dass es nicht direkt neben Autos steht – der abtropfende Schnee und das Streusalz der Autos beschleunigen die Rostbildung am Rad.
Tipps für E-Bikes
E-Bike-Akkus reagieren empfindlich auf Kälte, weshalb der Akku bei frostigen Temperaturen besser im Warmen aufbewahrt wird. Eine Schutzhülle aus Neopren kann helfen, den Akku während der Fahrt vor der Kälte zu schützen. Für längere Touren empfiehlt es sich, die Ladung regelmäßig zu überprüfen, da die Akkulaufzeit bei kalten Temperaturen reduziert sein kann.
6. Winterliches Zubehör für Extra-Schutz und Sicherheit
Schutzbleche verhindern, dass Matsch und Schnee an Kleidung und Fahrrad spritzen. Für Pendler, die Taschen mitnehmen müssen, bieten sich wasserdichte Rucksäcke oder Transporttaschen an, die vor Nässe schützen und wichtige Unterlagen oder Kleidung trocken halten. Besonders bei langen Strecken sind zudem lauwarme Getränke und kohlenhydratreiche Snacks empfehlenswert, um warm und gestärkt ans Ziel zu kommen. Bei winterlichen Temperaturen kann außerdem das Fahrradschloss leicht einfrieren. Ein Tropfen Mechaniköl schützt das Schloss vor Feuchtigkeit und damit vor dem Einfrieren. Wenn das Schloss dennoch klemmt, hilft ein Feuerzeug oder spezielles Schlossspray.
7. Rechte und Pflichten auf den Radwegen im Winter
Auch die Räumung von Radwegen im Winter ist ein Thema. Der Bundesgerichtshof hat festgelegt, dass Städte verkehrswichtige Radwege räumen müssen. Doch das geschieht nicht immer zuverlässig. Ist ein Radweg nicht geräumt, entfällt die Benutzungspflicht und es darf auf die Fahrbahn ausgewichen werden. Dabei ist jedoch Vorsicht geboten, da Überholmanöver und dichter Verkehr das Risiko für Radfahrende erhöhen. An besonders eisigen Tagen kann es sinnvoll sein, auf öffentliche Verkehrsmittel umzusteigen oder kürzere, gut geräumte Routen zu wählen. Alternativ bieten viele Regionen die Möglichkeit, Fahrräder in Bus und Bahn mitzunehmen, falls die Wetterbedingungen die Fahrt zu gefährlich machen.
Beladung und Balance bei Lastenrädern
Für alle, die Lastenräder nutzen, ist das Gewicht des Ladeguts besonders wichtig. Auf glatten Straßen sollte die Last so verteilt sein, dass sie möglichst nah am Boden liegt und das Fahrrad stabil bleibt. Dies hilft, das Rad besser kontrollieren zu können und sorgt für mehr Sicherheit im Winterverkehr.
8. Mountainbiken im Winter – Abenteuer auf zwei Rädern
Für Mountainbiker erfordern die winterlichen Bedingungen zusätzliche Vorsicht und Vorbereitung. Das Schichtenprinzip bei der Kleidung spielt auch hier eine zentrale Rolle: Eine atmungsaktive Funktionsunterwäsche, eine isolierende Zwischenschicht und eine wetterfeste Außenjacke schützen vor Kälte und Feuchtigkeit. Da Finger und Zehen besonders empfindlich sind, lohnen sich isolierte Handschuhe und wasserdichte Überschuhe, um warm und trocken zu bleiben. Den besten Halt bieten Winterreifen mit grobem Profil oder sogar Spikereifen, eine angepasste, vorsichtigere Fahrweise ist aus offensichtlichen Gründen hier besonders wichtig. Bei eventuellen Touren ist es ratsam, sich auf kurze Tageslichtzeiten einzustellen.
FAZIT:
Mit der richtigen Vorbereitung und Ausrüstung wird das Radfahren im Winter sicher und komfortabel. Winterreifen oder Spikereifen sorgen für besseren Halt, reflektierende Kleidung und Beleuchtung erhöhen die Sichtbarkeit, und eine angepasste Fahrweise hilft, rutschige Stellen sicher zu meistern. So lässt sich auch in der kalten Jahreszeit die Freude am Radfahren genießen und gesund durch den Winter kommen. |Text: Vera Mergle