ratiopharm ulm: Deutsche Basketballgeschichte im Basketballmutterland

Pures NBA-Feeling

Als erstes deutsches Basketballteam betrat ratiopharm ulm anlässlich eines Testspiels NBA-Parkett, spielte gegen die Franchise der Portland Trail Blazers groß auf und demonstrierte einmal mehr, dass der europäische Basketball sich stetig weiterentwickelt. 

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Bild: Portland Trail Blazers, ratiopharm ulm
Die NBA (National Basketball Association) gilt nicht nur als die beste Basketballliga der Welt, sondern wuchs über die letzten Jahrzehnte zu einer Weltmarke heran. Laut einer Statistik aus dem vergangenen Jahr schloss der Basketballprimus in Sachen Umsatz zu der professionellen Baseballliga (MLB) auf und befindet sich auf dem aufsteigenden Ast – mit jährlich 10 Mrd. Dollar gehört man zur Top 3, einzig die NFL (American Football) übertrumpft das Ganze mit einer doppelten Ausbeute. 

Allen voran auf dem europäischen Markt expandiert NBA-Comissioner Adam Silva bis heute immens, da immer mehr Superstars der heutigen Ära wie Luka Doncic, Giannis Antetokounmpo oder Nikola Jokic dort das Handwerk des Basketball erlernten. Nicht zu vergessen: diesen Weg für die neue Generation ebnete hauptsächlich ein Europäer, zwar NBA-Champion und Saison- sowie Finals-MVP Dirk Nowitzki. Um den US-amerikanischen Basketball europaweit zu vermarkten und den Fans, die sonst alle Spiele zu unchristlichen Zeiten am Fernseher verfolgen, die Chance zu bieten ihre Lieblingsspieler hautnah zu erleben, gehören NBA-Global-Games in der PreSeason mittlerweile zur Tradition. 

Zur Anfangszeit war es üblich, dass zwei NBA-Teams in einem Vorbereitungsspiel auf europäischem Boden aufeinandertrafen, wie 2006 in Köln, als NBA-Legenden und Ikonen à la Allen Iverson und Steve Nash zu Gast waren. Über die Jahre entwickelte es sich dahingehend, dass die mit Superstar gespickten Teams oftmals gegen die europäischen Mannschaften antraten. 2014 duellierten sich ALBA Berlin und die San Antonio Spurs. Gut zehn Jahre später wird erstmals ein deutscher Club zu einem Spiel in einem NBA-Wohnzimmer eingeladen. Das Moda Center, die Spielstätte der Trail Blazers, bringt alle NBA-Standards mit und zählt mit einem Verfassungsvermögen von 19,393 Plätzen zu den größeren Arenen des Landes. 

Das Moda Center wurde aber allen voran zum Schauplatz, an dem Kindheitsträume in Erfüllung gingen – für einige Spieler in den Ulmern Reihe war das absolute Karrierehighlight und eventuell auch eine einmalige Chance auf der größten Bühne der Welt zu spielen. „Ich weiß nicht, wer der älteste NBA-Rookie war, aber vielleicht konnte ich mich noch empfehlen, scherzte Ulmer Kapitän Tommy Klepeisz. „Es ist für mich als Spieler was Besonderes und eine Möglichkeit, die man so bei keinem anderen Verein in Europa erhält.“, fuhr der Kapitän fort. Auch Nelson Weidemann, der bereits in der besten europäischen Liga der EuroLeague mehrere Minuten sammelte, zeigte sich voller Vorfreude: „Ich denke, jeder Basketballer träumt seit Kindheitstagen von der NBA. Das ist der absolute Wahnsinn - es war ein besonderes Erlebnis, was man nicht vergessen wird.“

100 Punkte gegen NBA-Team

Von der ersten Sekunde an pures NBA-Feeling – wie es im US-amerikanischen Sport üblich ist, gehörte bereits die Vorstellung beider Teams zu einem absoluten Höhepunkt. Zu diesem besonderen Anlass ertönte neben der Hymne des Gastgebers auch die deutsche Nationalhymne. Auch vor dem Fernseher machte das gigantische Moda Center definitiv Eindruck und wirkte auch um 4 Uhr nachts deutscher Zeit enorm groß. Dadurch fühlte sich der erste Auftritt einer deutschen Basketballmannschaft auf NBA-Court alles andere wie ein Vorbereitungsspiel an. 

Sichtlich von dieser positiven Energie und Motivation angetrieben, startete das Team von Ulm Cheftrainer Ty Harrelson sowohl offensiv als defensiv in das für die meisten Spieler absolute Highlightspiel ausgezeichnet hinein. Statt 40 Minuten, wie es in Europa der Fall ist, betrug die Spielzeit 48 Minuten (NBA-Regeln) – über die gesamte Spieldauer präsentierten sich die Ulmer auf Augenhöhe und kamen im kurz vor Schluss auf drei Punkte heran. Zwar steht am Ende eine 111:100 Niederlage zu Buche, dennoch sind 100 Punkte gegen ein Team der besten Liga der Welt ein Achtungserfolg. Zum Vergleich die New Zealand Breakers aus der australischen Profiliga verloren eine Woche zuvor gegen die Philadelphia 76ers mit 139:84.

Erste Kostprobe zweier Uuulmer

Erstmals betraten die zwei Ulmer Youngsters Noa Essengue und Ben Saraf, die als absolute Juwelen für den nächsten NBA-Draft (Ein Event, an dem die Teams die besten Talente der Welt auswählen) gelten, die große Bühne und hinterließen Eindruck. Die Ulmer Basketballer erarbeiteten sich in den vergangenen Jahren den Ruf der besten Nachwuchsakademie Übersee. Somit wimmelte es in der Arena von unzähligen Scouts aller NBA-Teams. 

Der erst 17-Jährige Noa Essengue avancierte mit 20 Punkten zum Topscorer und brillierte in allen Bereichen des Spiels. Aber auch Teamkollege Ben Saraf trat ein weiteres Mal als echtes Top-Talent in Erscheinung, erzielte 16 Punkte und empfahl sich ebenfalls für die nächste Spielzeit. Nach Kilian Hayes, Juan Nunez und Pacome Dadiet wären die Zwei die nächsten Ulmer, die den direkten Sprung aus dem deutschen Oberhaus in die beste Liga des Planeten schaffen. Text: Jonas Wies