Abschleppseile für Kinderfahrräder im Test
Welches Modell überzeugt?
Die Kinder sind endlich alt genug für eine gemeinsame Fahrradtour, doch an so manchem Anstieg reicht die Kondition dann aber doch noch nicht? Kein Problem: Mit dem richtigen Abschleppseil können jeder Berg und jeder Hügel auch mit den Kleinsten gemeistert werden. Dafür haben wir fünf Abschleppseile getestet und miteinander verglichen.
Doch je nach Alter der Kinder und Situation eignen sich unterschiedliche Modelle. Auch die Art der Montage sowie die Elastizität des Seils spielen eine wichtige Rolle: Ist das Band elastisch oder dauerhaft auf Spannung? Manchmal ist auch gar nicht das lange Heraufziehen an einem Anstieg das Ziel, sondern es soll vielmehr ein dauerhafter Support für das Kind vorhanden sein, weil es beispielsweise noch sehr klein ist. Ebenso ist der Faktor Sicherheit wichtig: Kann das Zugseil zu jeder Zeit gelöst werden, damit das Kind bei einem Fahrfehler nicht direkt stürzt und im schlimmsten Fall weitergezogen wird? Nicht zuletzt unterscheiden sich die Modelle und Anbieter natürlich auch auf preislicher Ebene. Daher haben wir insgesamt fünf Seile getestet und miteinander verglichen – die Ergebnisse gibt es hier oder auch in unserem ausführlichen Video.
Modell 1: Bike Zipper
Bereits für Kinder ab 18 Monaten ist das Modell von BikeZipper für knapp 27 Euro geeignet. Das Seil kann entweder klassisch für Kinderräder oder auch für Laufräder sowie für Schlitten, Roller, Bobbycar und Co. genutzt werden. Als Griff fungiert hier eine Kugel aus Kork, die nicht fest mit der ziehenden Person verbunden ist. Die flexible Ziehhilfe wird dann ohne spezielles Werkzeug ganz einfach mit einem Klettband ganz sicher an der Mitte des Lenkers montiert. Durch die Jojo-Funktion ist das 120 Zentimeter lange, stabile Seil stets auf Spannung und gewährleistet dadurch ein sicheres und gleichmäßiges Ziehen. Genauso einfach verhält es sich mit dem Verstauen: Dazu wird das Zugseil einfach losgelassen – es verschwindet dann von selbst im Zipper, wo es wetterfest und platzsparend bis zum erneuten Einsatz verweilt. Das System wiegt lediglich 30 Gramm und ist auf ein Zuglimit von 25 Kilogramm beschränkt, weshalb es vor allem für eine kurzfristige Unterstützung auf Straße oder Schotter von noch nicht allzu weit fortgeschrittenen Kindern empfohlen wird.
Modell 2: Trax Pro
Mit 2.20 Meter Seillänge und sogar für bis zu 110 Kilogramm ausgelegt, ist das 95 Gramm schwere System von TraxMTB bei einem Preis von 44 Euro eine gute Wahl für etwas ältere Kinder. Auch E-Bikes können damit gezogen werden. Besonders dabei ist: Die Traktion erfolgt mit einem extra starken Kevlar-Garn sowie einem mechanischen System, das ihn automatisch einzieht. Dadurch kommt es zu keinem Durchhängen oder einem Verheddern der Räder, falls es einmal weniger Spannung geben sollte. Das Trax Pro wird dabei am Sattel des Zugfahrrads montiert. Eine Rieme mit Schnalle für die Anbringung am Kinderfahrrad ist im Lieferumfang enthalten. So kann sich der Nachwuchs auch eigenständig während der Fahrt abkuppeln – weil sich das Zugseil automatisch abwickelt, ist dann auch kein Anhalten notwendig. Wer das ungewollte Abkuppeln verhindern möchte, benötigt dazu Karabiner, die jedoch nicht im Lieferumfang enthalten sind. Weil das Seil auch nicht an jeden Vorbau passt, sind auch für diesen Fall zusätzliche Karabiner empfehlenswert.
Modell 3: TireVelo 2.0
Ebenfalls für etwas ältere Kinder sowie auch E-Bikes ist das knapp 45 Euro teure Abschleppseil von TireVelo geeignet, das bis zu 90 Kilogramm Gewicht ziehen kann. Es wird mit zwei sehr sicheren Klettverschlüssen schnell und unkompliziert an der Sattelstange des Zugfahrrads beziehungsweise mit einem Doppelhaken mit offener Klammer am besten von unten am Lenker des Kinderfahrrades befestigt – dank der Einfachheit des Verschlusses kann dies auch vom Kind selbst innerhalb kürzester Zeit durchgeführt werden. Ebenso kann es sich auch wieder sehr leicht und ohne Gefahr abkuppeln. Insgesamt wiegt das System 280 Gramm und lässt sich daher gut in einem Rucksack oder einer größeren Tasche mitführen, das Seil selbst ist ein relativ widerstandsfähiges Gummiband mit einer Länge von 2,5 m. Das „Abschleppen“ ist hier eher schrittweise, dank der elastischen Verbindung kommt es jedoch nicht zu einem Schleudern oder Ruckeln. Auch die Auf - und Abrollmechanik ist relativ simpel gehalten und dennoch effektiv. Weil sich der Haken jedoch leicht öffnen kann, besteht die leichte Gefahr, dass sich das Seil in den Speichen des Vorderrads verfängt.
Modell 4: kommit
Für knapp 70 Euro erhält man mit dem Modell von kommit ein selbstaufrollendes, hochwertiges Seilsystem, das sich vor allem für Mountainbike-Touren mit dem Nachwuchs eignet. Es besteht aus einem abgerundeten, kleinen Kasten, in dem sich das stabile, 2 Meter lange Seil inklusive Abschleppschlaufe sowie die Spule befinden. Aufgrund der integrierten Feder bleibt das Gurtband dauerhaft auf Spannung und kann bis auf etwa 215 Zentimeter ausgezogen werden. Das für 120 Kilogramm Zusatzgewicht ausgelegte System kommt in einem knalligen Orange und mit einem reflektierenden Logo für mehr Sichtbarkeit daher, ist aber an sich eher unauffällig: Dank seiner Kompaktheit (Gewicht: 138 Gramm) ist es schnell unter dem Sattel verstaut und lässt sich an diesem dann auch mit einer robusten Metallschnalle am Sattel des Zugfahrrads montieren – erleichtert wird dies durch ein verlängertes angeschrägtes Gurtband. Gerade beim ersten Anbringen kann es je nach Enge der Sattelstreben etwas dauern, bis der Spanngurt durch alle Streben und Gurtschließe durch ist. Die große Schlaufe wird dann einfach um die Vorbauschrauben des Fahrrades geschlungen.
Weil es bei manchen Kinderbikes wegen ihrer Vorbaukonstruktion schwieriger ist, Halt zu finden, kann man die Schlaufe auch mithilfe des Karabiners unter dem Vorbau kombinieren und dadurch eine stabile Verbindung schaffen. Mittlerweile hat kommit auch einen eigenen Chip-Mount entwickelt, der in Kombination mit dem SP Connect Micro Bike Mount Abhilfe bei Fahrrädern ohne seitliche Vorbauklemmschrauben (z. B. Woom-Bikes) schafft, an denen die Schlaufe sonst befestigt wird.
Für alternative Abschlepp-Montagen enthält das kommit-System darüber hinaus mehrere zusätzliche Karabiner, die in der Karabinergarage verstaut beziehungsweise entnommen werden können. Ist das Kind schon sicher einhändig unterwegs, kann es die Schlaufe ohne Probleme selbstständig um den Vorbau legen, wenn man etwas näher beieinander fährt. Nach dem Anstieg kann es dann ebenso schnell wieder gelöst werden.
Modell 5: SUPRBIRD
Das günstigste Modell in unserem Vergleich war das Abschleppseil von SUPRBIRD für rund 15 Euro, das einen typischen Vertreter einer „NoName-Marke“ darstellt. Das elastische Nylonseil mit seinem langlebigen Material hat 2,5 Meter Länge, lässt sich allerdings auf bis zu 4,5 Meter ausdehnen und ist damit das längste aller getesteten Seile. Auch beim Zuggewicht ist diese Variante ganz oben mit dabei, denn sie ist auf bis zu 225 Kilogramm ausgelegt – damit können neben Kindern auch Erwachsene auf ihren (E-) Bikes gezogen werden. Hier muss jedoch darauf geachtet werden, dass das Seil wirklich ständig auf Spannung ist und der Abstand nicht zu klein wird. Anstatt einer festen Montage ist die Verbindung bei diesem 268 Gramm schweren System lockerer: Das Seil wird um den Lenker oder den Sitz des Zugfahrrads gelegt und dann am Lenker des (Kinder-) Fahrrads befestigt und dort mit Karabinern festgezogen, die jedoch nicht im Lieferumfang enthalten sind. Vergleichbare Modelle haben für die Anbringung teilweise auch einen praktischen Metallkarabiner mit inbegriffen, zum Verstauen wird in der Regel eine kleine Fahrradtasche zusätzlich mitgeliefert.
FAZIT:
Zunächst einmal lässt sich festhalten, dass alle Seile stabil waren und das halten, was sie versprechen: Eine nicht allzu komplizierte Anbringung, die volle Sicherheit sowie eine gute Unterstützung, wenn das Kind einmal Probleme haben sollte. Wer sehr kleine Kinder mit Laufrädern oder kleinen Fahrrädern hat, ist mit dem Modell von Bike Zipper gut bedient: Die Anbringung ist einfach, das Seil gewährleistet durch die ständige Spannung eine hohe Sicherheit und Stabilität. Besonders für Spaziergänge ist dieses Seil sehr sinnvoll. Bei anspruchsvolleren Touren sowie älteren Kindern ist eines der anderen Modelle jedoch sinnvoller – denn diese sind für ein Zuggewicht zwischen 90 Kilogramm und 225 Kilogramm ausgelegt und mit in der Regel etwas über 2 Metern auch deutlich länger.
Das Zugseil von kommit ist an sich sehr durchdacht und eignet sich auch für (Mountain-) Bike-Touren mit dem Nachwuchs – allerdings bemängelte unser Experte Max Gehl, dass die Spannung hier etwas zu wünschen übrig lässt und auch die Gefahr bestehen kann, dass sich das Abschleppseil beim Aushängen im Hinterrad des Erwachsenenrades verfangen kann. Das TraxPro besticht dafür besonders mit seinem extrem stabilen und trotzdem dünnen Seil sowie einer einfachen Montage und wird daher von Max Gehl als Testsieger gesehen. Aber auch das günstigste Modell konnte im Test größtenteils überzeugen und mit dem größtmöglichen Zusatzgewicht sowie der Länge und der flexiblen Anbringung an fast jeder Stelle punkten. Weil manche Anbieter keine eigenen zusätzlichen Karabiner mitliefern, sollten diese am besten extra erworben werden – gerade wenn das Seil für verschiedene Kinderfahrräder genutzt werden soll. Ein leichtes Ruckeln beim Anfahren lässt sich zudem fast immer feststellen, daran gewöhnt man sich jedoch schnell und kann dann ganz auf den sicheren Support der Seile setzen. So steht dem nächsten gemeinsamen Familien-Ausflug mit dem Rad nichts mehr im Weg!