Bundestagswahl 2025: Kandidaten, Wahlprogramme und alle wichtigen Infos

Der große Überblick...

Deutschland steht vor einer historischen Bundestagswahl im Jahr 2025. Wer bei der vorgezogenen Wahl antritt, was die jeweiligen Parteien laut ihrer Programme konkret umsetzen möchten und alles Weitere rund um die aktuellen Umfragen und den Ablauf der Wahl gibt es hier im großen Überblick!

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Bild: stock.adobe
Warum finden Neuwahlen statt?
Die Bundestagswahl 2025 ist eine vorgezogene Wahl, notwendig geworden durch die politische Krise des Jahres 2024. Diese Krise begann mit einer tiefen Zerreißprobe innerhalb der Ampelkoalition. Einer der zentralen Streitpunkte drehte sich um die Frage, wie Deutschland seine Klimaziele erreichen kann, ohne dabei die wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit zu gefährden. Während die Grünen auf strenge und schnelle Klimamaßnahmen bestanden, setzte die FDP auf marktwirtschaftliche Lösungen und mahnte zur Vorsicht vor zu großen finanziellen Belastungen für Unternehmen.

Auch wegen vieler anderer Streitigkeiten und Konfliktthemen kam es dann zum Eklat: Bundeskanzler Olaf Scholz entließ Anfang November Bundesfinanzminister Christian Lindner. Scholz begründete diesen Schritt mit einem „Vertrauensverlust“, da Lindner mehrfach gegen zentrale Projekte der Ampelkoalition opponiert hatte. Der Schritt löste ein politisches Erdbeben aus: Die FDP verließ die Regierung und die Koalition zerbrach. Wenige Wochen später, am 16. Dezember, stellte Scholz die Vertrauensfrage, die er – wie geplant – im Bundestag verlor. Daraufhin beschloss Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, den Bundestag aufzulösen und Neuwahlen für den 23. Februar 2025 anzusetzen.

Die Parteien und ihre Spitzenkandidaten
Insgesamt haben fünf Parteien Kanzlerkandidaten für die kommende Bundestagswahl aufgestellt: Olaf Scholz tritt für die SPD an, Friedrich Merz für die CDU/CSU, Robert Habeck für die Grünen, Alice Weidel für die AfD und Sahra Wagenknecht für ihr neu gegründetes Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW). Die FDP verzichtet auf einen eigenen Kanzlerkandidaten – Lindner ist aber dennoch Spitzenkandidat – und positioniert sich als potenzieller Koalitionspartner. Auch die Linke stellt keinen Kanzlerkandidaten auf und setzt stattdessen auf ein Spitzenduo mit Jan van Aken und Heidi Reichinnek.

SPD – Olaf Scholz

Olaf Scholz (66), der amtierende Bundeskanzler, tritt erneut für die SPD an. Geboren in Osnabrück und aufgewachsen in Hamburg, begann Scholz seine politische Karriere in den 1980er Jahren. Er war von 2007 bis 2009 Bundesarbeitsminister und danach Erster Bürgermeister von Hamburg sowie später Finanzminister und Vizekanzler in der Regierung Merkels. Scholz setzt auf sozialen Ausgleich und betont die Bedeutung von Stabilität und Erfahrung.

Wahlprogramm der SPD

Die SPD möchte soziale Gerechtigkeit stärken und den Mindestlohn auf 14 Euro anheben. Im Mittelpunkt steht auch die Entlastung von 95 Prozent der Steuerzahler, während Spitzenverdiener stärker belastet werden sollen. Weitere Schwerpunkte sind Investitionen in sozialen Wohnungsbau, Bildung und erneuerbare Energien. In der Verteidigungspolitik setzt die SPD auf die Einhaltung der NATO-Verpflichtungen und will den Verteidigungsetat auf zwei Prozent des BIP erhöhen. Zudem strebt die SPD eine umfassende Reform der Schuldenbremse an, um Investitionen in Infrastruktur zu erleichtern. Die Mietpreisbremse soll unbefristet gelten und Wohnraum in Ballungszentren erschwinglicher machen. Im Bereich Klimapolitik plant die Partei zusätzliche Maßnahmen zur Förderung von erneuerbaren Energien, gekoppelt mit einem Deutschlandfonds, der öffentliches und privates Kapital zur Innovationsförderung bündeln soll. Zudem sollen die Netzentgelte gedeckelt werden, um die Strompreise zu senken.

CDU/CSU – Friedrich Merz

Friedrich Merz (69) ist der Kanzlerkandidat der Union und seit 2022 Vorsitzender der CDU. Der Sauerländer begann seine Karriere als Jurist und zog 1994 in den Bundestag ein. Nach einer Phase in der freien Wirtschaft kehrte er in die Politik zurück und wurde zum Oppositionsführer der Union. Merz steht für wirtschaftliche Stabilität, eine Stärkung des Mittelstands und umfassende Steuerreformen. In der Migrationspolitik vertritt er eine restriktivere Linie, die auf eine verstärkte Kontrolle der EU-Außengrenzen abzielt. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Digitalisierung: Merz hebt hervor, dass Deutschland massive Investitionen in digitale Infrastruktur und die Nutzung künstlicher Intelligenz in der Verwaltung braucht.

Wahlprogramm der CDU/CSU

Das Wahlprogramm der Union zielt auf umfassende Steuererleichterungen ab, darunter die Abschaffung des Solidaritätszuschlags. Gleichzeitig plant die CDU/CSU, die Sätze für das Bürgergeld zu senken, während Rentenkürzungen ausgeschlossen werden. In der Energiepolitik steht die Option auf eine Wiederaufnahme der Kernkraftwerke im Fokus, begleitet von einer Senkung der Stromsteuer. Zudem will die Union die Asylpolitik drastisch verschärfen. Neben strengeren Kontrollen an den EU-Außengrenzen sieht das Programm verstärkte Abschiebungen in als sicher eingestufte Herkunftsstaaten wie Syrien und Afghanistan vor. Zusätzlich plant die CDU/CSU Investitionen in Verteidigung und Sicherheit. Insbesondere soll die Ausstattung von „Brennpunkten und Gefahrenorten“ mit Videokameras und Gesichtserkennungssystemen ausgeweitet werden. Auch das Selbstbestimmungsgesetz der Ampelkoalition soll laut Union rückgängig gemacht werden – ebenso will sie das Heizungsgesetz der Ampelkoalition zur Senkung von klimaschädlichen Emissionen abschaffen.

Grüne – Robert Habeck

Robert Habeck (55) führt die Grünen erstmals als Kanzlerkandidat in eine Bundestagswahl. Geboren in Lübeck, studierte er Germanistik und promovierte in Literaturwissenschaft. Nach einer Karriere als Autor begann Habeck seine politische Laufbahn in Schleswig-Holstein, wo er unter anderem als Minister für Energiewende tätig war. Als Wirtschaftsminister hat er den Klimaschutz in den Mittelpunkt seiner Arbeit gestellt. Habeck steht für ein sozial gerechtes und nachhaltiges Deutschland, das den Herausforderungen des Klimawandels aktiv begegnet.

Wahlprogramm der Grünen

Die Grünen legen den Fokus auf die Energiewende und den Kohleausstieg bis 2030. Mit der Einführung eines Klimageldes sollen insbesondere einkommensschwache Haushalte entlastet werden. Ein weiterer zentraler Punkt ist die Schaffung eines Bürgerfonds, um das Rentensystem nachhaltiger und sozial gerechter zu gestalten. Darüber hinaus setzen sich die Grünen für eine Reform der Pflege- und Krankenversicherung ein, bei der auch Privatversicherte in den Finanzausgleich einbezogen werden sollen. Nachhaltigkeitskriterien spielen in der Wirtschaftspolitik eine zentrale Rolle: Die Partei will Innovationsförderung und Klimaschutz verbinden, unter anderem durch steuerliche Anreize für grüne Technologien. Im Bereich Sicherheitspolitik streben die Grünen eine verstärkte Zusammenarbeit der Behörden von Bund und Ländern an, um organisierte Kriminalität und Geldwäsche effektiver zu bekämpfen.

AfD – Alice Weidel

Alice Weidel (45) wurde in Gütersloh geboren und studierte Wirtschaftswissenschaften in Bayreuth und Shanghai. Weidel arbeitete vor ihrer politischen Karriere in der Finanzbranche und ist seit 2017 Fraktionsvorsitzende der AfD im Bundestag. Ihre Kandidatur steht für einen klaren Bruch mit den etablierten Parteien und eine nationalkonservative Ausrichtung.

Wahlprogramm der AfD

Die AfD fordert in ihrem Wahlprogramm den Austritt Deutschlands aus der Europäischen Union sowie die Abschaffung des Euros zugunsten einer Rückkehr zur D-Mark. Über diese Schritte soll eine Volksabstimmung entscheiden. In der Klimapolitik lehnt die Partei die Existenz des menschengemachten Klimawandels ab und setzt auf den Ausbau von Kohle- und Atomkraft sowie die Wiederaufnahme von Gasimporten aus Russland. Die Asylpolitik der AfD zielt auf eine weitreichende Abschottung ab – etwa durch Grenzkontrollen, Zurückweisungen an den Grenzen und die Möglichkeit, Asylsuchende direkt in Gewahrsam zu nehmen. Außenpolitisch fordert die Partei die Aufhebung der Wirtschaftssanktionen gegen Russland und eine neutrale Positionierung der Ukraine außerhalb von NATO und EU. Die Bundeswehr soll finanziell und personell gestärkt werden, um nationale Interessen besser durchsetzen zu können.

Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) – Sahra Wagenknecht

Sahra Wagenknecht (55) ist die Kanzlerkandidatin des neu gegründeten Bündnisses Sahra Wagenknecht (BSW). Die aus Jena stammende Wagenknecht promovierte in Wirtschaftswissenschaften und ist eine der bekanntesten linken Politikerinnen Deutschlands. Nach ihrem Austritt aus der Linkspartei Ende 2023 gründete sie das BSW, das als Alternative zu den etablierten Parteien positioniert ist. Ihre Politik ist geprägt von Forderungen nach sozialer Gerechtigkeit und einer kritischen Haltung gegenüber der etablierten Wirtschaftspolitik.

Wahlprogramm des BSW

Das Wahlprogramm des BSW setzt auf zentrale Themen wie Frieden, soziale Sicherheit und bezahlbare Lebenshaltungskosten. Im Fokus stehen der Bau von mehr Wohnungen, die Anhebung von Renten und eine Rentenreform, ein Mindestlohn von 15 Euro sowie Investitionen in Bildung und Gesundheitswesen. Das Verbrennerverbot und das Heizungsgesetz der Ampel-Regierung soll zurückgenommen werden. Außenpolitisch vermeidet Wagenknecht eine klare Verurteilung Russlands im Ukraine-Konflikt, spricht sich jedoch gegen militärische Lösungen aus. Das Bündnis fordert außerdem eine Begrenzung der Migration und die Schaffung eines sozial gerechteren Steuersystems. Eine „Expertenregierung“ soll zukünftig die Ministerien leiten, um politische Entscheidungen unabhängiger zu machen.

FDP

Die FDP konzentriert sich wie erwartet vor allem auf wirtschaftsliberale Themen:  Sie plant umfangreiche Steuerentlastungen, unter anderem durch die Anhebung des Grundfreibetrags und die Abschaffung des Solidaritätszuschlags. Der Spitzensteuersatz soll zudem erst bei höheren Einkommen greifen und eine Vermögensteuer wird abgelehnt. Unternehmen sollen entlastet und bürokratische Hürden abgebaut werden. In der Sozialpolitik setzt die FDP auf eine Reform des Bürgergelds sowie die Einführung einer Aktienrente. Die Schuldenbremse bleibt ein zentrales Element der Finanzpolitik.

Linke

Die Linke setzt auf soziale Gerechtigkeit und einen starken Sozialstaat. Sie fordert höhere Steuern für Vermögende, darunter einen Spitzensteuersatz von 60 Prozent bei der Erbschaftsteuer für große Vermögen. Der Mindestlohn soll auf 15 Euro steigen, des Weiteren wird eine Mindestrente von 1.310 Euro angestrebt. Im Bereich Verkehrspolitik plant die Linke, Kurzstreckenflüge zu verbieten und den ländlichen Raum besser an den öffentlichen Nahverkehr anzubinden. Außenpolitisch strebt die Partei diplomatische Initiativen zur Beendigung des Ukraine-Kriegs an.

Wie sehen die Umfragen aus?
Eine Umfrage vom 28. Dezember 2024 von INSA ergab für CDU/CSU einen Wert von 31 Prozent. Die AfD läge zu diesem Zeitpunkt mit 20,5 Prozent stabil auf Platz zwei. Auf Platz drei folgt die SPD, die das Jahr mit 16,5 Prozent abschließt. Die Grünen beenden das Jahr mit 12 Prozent – für Schwarz-Grün würde das also nicht reichen. Das Bündnis Sahra Wagenknecht könnte mit 7 Prozent in den Bundestag einziehen. Weniger optimistisch sind die Aussichten für die FDP, die mit 3,5 Prozent deutlich unter der Fünf-Prozent-Hürde läge, ebenso wie die Linke mit 4 Prozent.

Wie läuft die Wahl ab?
Die Bundestagswahl folgt dem Prinzip des personalisierten Verhältniswahlrechts. Dabei hat jeder Wähler zwei Stimmen: Mit der Erststimme wird der Direktkandidat im jeweiligen Wahlkreis gewählt, während die Zweitstimme für die Landesliste einer Partei abgegeben wird und über die Mehrheitsverhältnisse im Bundestag entscheidet. Wahlberechtigt sind alle deutschen Staatsbürger ab 18 Jahren, die seit mindestens drei Monaten in Deutschland wohnen. Gewählt wird entweder in den Wahllokalen oder per Briefwahl. Für die Wahl 2025 wird aufgrund der winterlichen Witterungsbedingungen mit einem besonders hohen Anteil an Briefwählern gerechnet. Nach der Schließung der Wahllokale um 18 Uhr beginnt die Auszählung der Stimmen. Erste Prognosen und Hochrechnungen geben dann Hinweise auf den möglichen Wahlausgang.

Wird es einen Wahl-O-Mat geben?
Trotz der vorgezogenen Neuwahlen hat die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) bestätigt, dass der Wahl-O-Mat rechtzeitig zur Bundestagswahl 2025 bereitstehen wird. Nach Angaben der bpb wird der Wahl-O-Mat voraussichtlich zwei bis drei Wochen vor der Wahl, also Anfang Februar 2025, online gehen.

Der Wahl-O-Mat ist ein bewährtes Tool, das seit über 20 Jahren Wählern Orientierung bietet. Nutzer beantworten dabei eine Reihe von Thesen zu politischen, sozialen und wirtschaftlichen Themen, die im Rahmen der Wahl relevant sind. Anhand der Antworten errechnet der Wahl-O-Mat den Grad der Übereinstimmung mit den Positionen der zur Wahl zugelassenen Parteien. So erhalten Wähler eine individuelle Einschätzung, welche Parteien ihren eigenen politischen Überzeugungen am nächsten stehen.

Die Erstellung des Wahl-O-Mat erfolgt durch ein Redaktionsteam, das die relevanten Thesen und Positionen der Parteien zusammenstellt. Aufgrund der verkürzten Vorbereitungszeit bei dieser Neuwahl mussten die Prozesse deutlich gestrafft werden, doch die bpb zeigte sich optimistisch, den Wahl-O-Mat pünktlich fertigzustellen. Das Tool wird auch dieses Mal kostenfrei online verfügbar sein.

Was bedeutet das Datum für den Wahlkampf?

Der ungewöhnliche Zeitpunkt der Wahlen führte dazu, dass traditionelle Wahlkampfmethoden wie Kundgebungen im Freien oder Wahlkampfstände auf belebten Plätzen schwieriger umzusetzen waren. Zudem konkurrierten politische Botschaften mit der festlichen Stimmung der Weihnachtsmärkte und dem üblichen Weihnachtsstress. Um dennoch die Wähler zu erreichen, setzten die Parteien verstärkt auf digitale Formate und soziale Medien. Kleinere, wetterunabhängige Veranstaltungen in Innenräumen wurden an einigen Orten organisiert, um den direkten Kontakt zu den Bürgern aufrechtzuerhalten.

Findet die Wahl jetzt immer im Winter statt?
Wahlkampf im Sommer und Wahltag im Herbst – dieser Rhythmus hat Deutschland über Jahrzehnte geprägt. Eigentlich war die reguläre Bundestagswahl für den 28. September 2025 vorgesehen. Doch mit der vorgezogenen Wahl im Februar ist unklar, ob künftig ein neuer Zeitplan entsteht. Artikel 39 des Grundgesetzes erlaubt es, Wahltermine alle vier Jahre um einige Wochen nach vorn oder hinten zu verschieben. Theoretisch könnte sich der Wahltermin durch Verschiebungen auf Dauer weiter in den Winter verlagern.

Fazit

Die Bundestagswahl 2025 wird zur Weichenstellung für Deutschland: Alte Koalitionen sind zerbrochen, neue Kräfte drängen in den Bundestag, und etablierte Parteien müssen sich beweisen. Während der Wahlkampf unter ungewöhnlichen Winterbedingungen läuft, zeichnen sich spannende Machtkämpfe ab, die das politische System nachhaltig prägen könnten. |Text: Vera Mergle