Den Stars und Sternchen so nah mit Jana: Der Hamburger Komponist Thomas Lambrich bevorzugt Stille
Die Quelle neuer Lebenskraft
Während der Konzerte von Thomas Lambrich darf man der „lauten“ Welt entfliehen. Zwischen den Stücken gibt der Komponist und Pianist sehr persönliche Anekdoten zum Besten – auch die, dass er für die Musik seinen alten Job an den Nagel gehängt hat. Der Beruf als Anwalt hatte ihn krank gemacht und er fand unerwartet Erlösung an einem Ort, der lange in Vergessenheit geraten war: am Klavier. Die Musik, einst eine Leidenschaft, wurde nun zur Rettung... Die Hintergründe erzählte Thomas Lambrich unserer Redaktionsleitung Jana Dahnke im exklusiven Interview.
Thomas Lambrich: Ich bin Komponist und Pianist – Das ist ein Satz, der mir immer noch etwas schwer von den Lippen geht, weil das eine relativ neue Entwicklung ist. Diesen Bereich habe ich nie studiert, wurde nie in irgendeiner Form darin ausgebildet, sondern das ist alles rein aus tiefer Leidenschaft entstanden. Zuvor habe ich etwas ganz anderes gemacht – Ich war nämlich von Beruf Anwalt.
Bei Konzerten äußern Sie den Wunsch, dass Ihr Können nicht mit Applaus gewürdigt werden soll. Was sind hierfür die Gründe?
Natürlich freue ich mich, wenn mein Auftritt am Ende mit herzlichem Applaus honoriert wird – Diese wertvolle Kommunikation mit dem Publikum weiß ich sehr zu schätzen. Trotzdem ist mir die Stille zwischen den einzelnen Stücken im Laufe eines Konzertes unglaublich wichtig. Dieser ganz besondere Bewusstseinszustand ermöglicht es uns nämlich, Musik besser sowie stärker wahrzunehmen und schafft nebenbei eine unvergleichbare Atmosphäre. Stille bedeutet für mich letztendlich bei sich selbst zu sein, von der oftmals so stressigen Welt abschalten zu können und sich von negativen Gedanken loszulösen.
Was möchten Sie dem Publikum mit Ihrer Musik vermitteln?
Das ist eine sehr gute, aber gleichzeitig gar nicht so einfache Frage. Zunächst muss ich gestehen, dass ich Musik für mich ganz allein entstehen lassen habe und auch ohne einen Plan. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich nicht die Absicht, mit dem Komponieren anzufangen und meine Stücke öffentlich zu präsentieren – Vielmehr hat mir die Musik dabei geholfen, meinen anderweitigen persönlichen Entwicklungsprozess auszuleben und zu verwirklichen. Zugegebenermaßen kam dann sehr schnell der Entschluss auf, die Musik mit anderen Menschen zu teilen und diesen damit meine Geschichte zu erzählen – Vielleicht um ihnen sogar etwas Wertvolles mitgeben zu können, indem sie sich eventuell darin wiedererkennen.
Warum ist gerade das Klavier das geeignete Musikinstrument für Sie?
Weil dieses Instrument vor allem anderen in meinem Leben schon da und präsent war. Musik war von Anfang an immer meine große Liebe – So habe ich sehr früh schon zahlreiche Instrumente erlernt: Hier genannt die Kirchenorgel, die kleine Trommel oder die Blockflöte und daraufhin habe ich sehr schnell mit dem Klavierspielen begonnen – Und über 20 Jahre hat mich dieses Musikinstrument voller Begeisterung und in verschiedenen Formen nicht losgelassen. Leider habe ich meine Leidenschaft dann sehr lange vernachlässigt, doch als mir bewusst wurde, dass sich in meinem Leben etwas ändern muss, war die Musik plötzlich wieder da. Daraufhin habe ich mich wieder an mein Klavier gesetzt und schnell gemerkt, wie sehr mich das zu mir selbst bringt und wie viel Freude es mir bereitet. Aus meinem ehemaligen beruflichen Leben, welches ich hinter mir habe, bin ich nicht so ganz gesund ausgestiegen – Mittlerweile kann ich offen darüber sprechen: Man kann es Burnout nennen oder auch andere Begriffe dafür finden. Es war unbedingt notwendig, etwas zu ändern und die Musik hat mir schließlich meinen neuen Weg gezeigt.
Was symbolisiert Musik ganz allgemein für Sie?
Musik kann ganz viel Unterschiedliches bedeuten und ist simpel gesagt eine wunderschöne Unterhaltung, ein Ausgleich sowie am Abend nach einem ereignisreichen Tag eine Entspannung. Letztendlich kann sie einem so viel geben, denn Musik ist noch so viel mehr als das alles. Ich kann dadurch Stille und Ruhe empfinden. Für mich war es in gewissem Sinne wertvolle Therapie.
Was macht Ihre Musik so unverwechselbar?
Die Musik von jedem Komponisten ist im Grunde einzigartig – Speziell meine Musik zeichnet sich dadurch aus, dass sie in keiner Art und Weise geplant und konstruiert ist. Was schlussendlich zu hören ist, ist das Resultat meiner Gefühle. Meist sind das anfangs kleine Töne, die dann nach und nach wachsen, bis ich den Eindruck habe, dass es jetzt ein fertiges Stück ist, in welches auch eigene Lebenserfahrungen geflossen sind.