Die Wirtschaftsmesse mit Kulturtagen und Heimatfest öffnet ihre Pforten

73. Allgäuer Festwoche eröffnet

Die 73. Allgäuer Festwoche vom 10. August bis 18. August ist eröffnet. Nach bewährtem Brauch wurde die Allgäuer Messe für Heimat, Wirtschaft und Kultur wieder im Stadttheater vor rund 350 geladenen Gästen feierlich eröffnet.

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v.l.n.r.: Thomas Kreuzer, MdB Mechthilde Wittmann, OB Thomas Kiechle, Ulrike Kiechle, Thomas Hartmann, 3.v.r. StMin. Eric Beißwenger und 2.v.r. StMin. Klaus Holetschek.Bild: Jörg Spielberg
Diesjähriger Ehrengast war der Bayerische Staatsminister für Europaangelegenheiten Eric Beißwenger. Aber auch der gebürtige Allgäuer und Bayerischer Staatsminister für Gesundheit Klaus Holetschek, erwies der Stadt Kempten mit ihrer Allgäuer Festwoche die Ehre. Nach der Ansprache von Oberbürgermeister Thomas Kiechle und der Rede des Bayerischen Staatsministers Eric Beißwenger, wurden als Gesprächspartner der Vorsitzende der Allgäuer Milchwirtschaft Elmar Karg und die neue Vorsitzende der IHK-Regionalversammlung Kempten und Oberallgäu Julia Zwicker auf die Bühne gebeten, wo beide mit einer KI - Künstlichen Intelligenz in Dialog traten. Nach der Eröffnungsfeier ging es, angeführt durch die Stadtkapelle Kempten, auf das Festwochengelände, wo u.a. das 75-jährige Bestehen des Bayerischen Rundfunks an der Stadtparkbühne gewürdigt wurde. Nachfolgend in Auszügen die Rede des Oberbürgermeisters der Stadt Kempten Thomas Kiechle.

„Ein herzliches Grüß Gott an Sie alle, als unsere hochgeschätzten und lieben Gäste im Stadttheater!

75 Jahre! Ein stolzes Alter! So alt ist unser Grundgesetz, so alt ist die Bundesrepublik Deutschland – aber so alt ist auch unsere Allgäuer Festwoche! 75 Jahre! Denn im Mai 1949 wurde das Grundgesetz verabschiedet und drei Monate später fand die 1. Allgäuer Festwoche statt. Ein mehrfacher Grund zum Feiern also! Wirklich nur zum Feiern?

Heute auf den Tag genau vor 80 Jahren, am 10. August 1944, wurde Alfred Kranzfelder in Berlin-Plötzensee hingerichtet. Kranzfelder war am Attentat vom 20. Juli 1944 beteiligt. Vorausgegangen war eine außergewöhnliche Karriere, mit der es der gebürtige Kemptener bis zum Korvettenkapitän brachte. Nicht gerade der typische Lebensweg eines gestandenen Allgäuers, nach dem heute ein Marinestützpunkt in Eckernförde benannt ist, der „Kranzfelder-Hafen“.

Kranzfelder ist seinen Weg gegangen, offenbar unbeirrbar. Und er war bereit, gegen Tyrannei und für Freiheit, Frieden und Demokratie einzutreten. Er besuchte das Humanistische Gymnasium, das heutige Carl-von-Linde-Gymnasium und in seinem Abschlusszeugnis wurde seine „klare Auffassung und sprachliche Gewandtheit“ gewürdigt. Er hat also mit Sicherheit gewusst, welches Risiko er einging, als er sich dem Widerstand gegen das NS-Regime anschloss.

[…] Kranzfelder hat Verantwortung übernommen, er hat die Initiative ergriffen, er hat getan, was er für richtig hielt. Und er hat es mit seinem Leben bezahlt. Daran sollten wir immer denken, dass es die Verantwortung jedes einzelnen von uns ist, was aus unserer Demokratie wird. Dass es auf uns alle ankommt. Dabei sind wir weit davon entfernt, dass wir unser Leben riskieren müssen. Aber Haltung müssen wir zeigen, Eigeninitiative, Eigenverantwortung. Demokratie, Freiheit und Gerechtigkeit gibt es nicht zum Nulltarif. Dafür müssen wir alle eintreten, jeder auf seine Weise, jeder an seinem Platz. Das verstehe ich unter „Wehrhafter Demokratie“!

Heute ertönt viel zu oft der Ruf nach dem Staat, nach der öffentlichen Hand, die für uns alle Probleme lösen sollen. Dabei ist es doch eher umgekehrt: Wir alle müssen für diese Demokratie einstehen. Mutige Menschen wie Alfred Kranzfelder haben es uns vorgemacht und ihr Leben dafür geopfert.

Sehr verehrte Gäste,

damit kein Missverständnis aufkommt: Wir feiern dieses Jahr natürlich nicht die 75., sondern die 73. Allgäuer Festwoche. Sie wissen das.
Aber 75 Jahre Grundgesetz ist allemal Grund genug zum Feiern, auch wenn wir in Bayern uns damals ein bisschen widerspenstig gezeigt haben beim Bekenntnis zur neuen Verfassung. Es war den meisten wohl nicht föderal genug. Die bayerische Aufmüpfigkeit gegenüber dem Bund hat also schon damals seinen Anfang genommen und lebt bis heute weiter.

Im Grunde setzt sich diese Renitenz gegenüber der Obrigkeit nach unten fort und führt dazu, dass die Allgäuer ihrerseits immer auch ein wenig aufmüpfig gegenüber „denen da droben in München“ sind. So etwas schweißt zusammen und macht einen guten Teil der Allgäuer Identität aus.

Wir alle wissen, dass das Allgäu heute eine landwirtschaftlich geprägte Region ist, hoch attraktiv für Urlauber aller Altersgruppen und obendrein eine High-Tech-Region mit zahlreichen internationalen Spitzenunternehmen. Die Ursprünge für alle drei Wirtschaftsbereiche aber liegen in der jahrhundertealten Allgäuer Lebensart.

Unternehmerischer Mut, Durchhaltevermögen, Erfindungsreichtum – all das zeichnet das Allgäu aus. All das k a n n und m u s s nebeneinander bestehen und miteinander in Einklang gebracht werden. Erst dann ergibt sich daraus die unverwechselbare Allgäuer Wesensart, die uns zu der starken Region macht, die wir heute sind. Landwirtschaft und Spitzentechnologie haben hier beide ihren Platz.

„Die Mischung macht ́s“, ein Leitspruch der Allgäuer Festwoche – das trifft es meiner Ansicht nach ganz gut, nicht nur bei der Festwoche, sondern beim Allgäu insgesamt. Wir Allgäuer sind zwar traditionsbewusst, wir schauen aber auch immer nach vorn und sind aufgeschlossen für neue Ideen – das hat zumindest bisher einen Gutteil des Allgäuer Erfolgs ausgemacht. Und was gibt es aktuell spannenderes als künstliche Intelligenz. Auch die Allgäuer Festwoche kommt an diesem Thema nicht vorbei. Deshalb empfehle ich einen Besuch bei der Allgäu GmbH im Haus der Allgäuer Werte."