European Hot Sauce Award: Andreas Strobl aus Günzburg setzt sich mit seinen Chili-Soßen international durch
Darf es auch mal etwas schärfer sein?
Not macht erfinderisch – Das beweist der Gartenliebhaber und Chili-Freund Andreas Strobl. Nach einem Umzug fehlte das Stammlokal und somit auch das bevorzugte Essen. Doch gemeinsam mit seiner Frau wurde die entscheidende Zutat im eigenen Garten gezüchtet und an Soßen sowie weiteren Rezepturen experimentiert. Kürzlich wurde Andreas Strobl für seine scharfen Soßen international ausgezeichnet. Wir trafen den sympathischen Günzburger im exklusiven Interview und sprachen mit ihm über seine große Leidenschaft für seine scharfen „Gartenschätze“. Herzlichen Glückwunsch zum großen Erfolg!
Andreas Strobl: Ich liebe scharfes Essen schon seit vielen Jahren und war Stammgast in einem mexikanischen Restaurant in Augsburg. Als wir 2010 nach Günzburg umgezogen sind, stand ich auf einmal ohne meinen Mexikaner da. Mein Lieblingsgericht sind gefüllte Jalapeños (Poppers), und auf die wollte ich nicht verzichten. Deshalb beschloss ich, Jalapeños in meinem Kleingarten anzubauen, und das klappte überraschend gut. Im Laufe der Jahre habe ich dann angefangen, auch andere Chilisorten zu züchten. Zuerst habe ich die nur dehydriert/getrocknet und zu Chilipulver verarbeitet. Aber irgendwann hat mich der Reiz gepackt, auch mal Saucen daraus zu machen. Die ersten Versuche waren ziemlich ernüchternd, denn es war schwerer als gedacht. Mit der Zeit bekam ich den Bogen aber raus und die Saucen wurden besser.
Gärtnern Sie auch ganz allgemein gerne?
Ich gärtnere am liebsten zusammen mit meiner Frau, die meine Chili-Leidenschaft voll und ganz teilt. Ohne sie könnte ich die schweren Arbeiten gar nicht stemmen. Wir haben beide chronische Erkrankungen, und so unterstützen wir uns praktisch, je nach Tagesform, gegenseitig. Das Tolle ist: Meine Frau ist mein größter Saucen-Fan – Win-Win-Situation für uns beide sozusagen.
Welche Produkte stellen Sie neben den Chili-Soßen her und sind vielleicht noch weitere in Planung?
Neben Chili-Saucen stelle ich unter anderem Salsas aus Tomaten und Chilis her und seit kurzem auch eine Chili-Tinktur (quasi ein Chili To Go für Leute, die es nicht ganz so scharf mögen, aber trotzdem von der positiven Wirkung des Capsaicin profitieren möchten). Ich bin immer experimentierfreudig, lasse mich aber meistens kurzfristig von dem inspirieren, was ich gerade geerntet habe. Eventuell probiere ich in naher Zukunft eine Chili Jam (Chili Marmelade) aus. Mit Erdbeeren und Chilis habe ich schon Saucen hergestellt, das könnte auch ganz gut mit Marmeladen funktionieren.
Ging ein langer Prozess voraus, bis Sie von der Qualität Ihrer Soßen überzeugt waren?
Ja! Ich habe lange rumexperimentiert, bis ich ein Produkt hatte, das mich 100 Prozent überzeugt hat. Der Wendepunkt war das Jahr 2018, als ich per Instagram den damaligen amerikanischen Saucen Champion Tito Vasquez kennenlernte (ist mittlerweile leider verstorben). Mit ihm verband mich so etwas wie eine Seelenverwandtschaft und natürlich die Leidenschaft für scharfe Saucen. Wir verabredeten uns regelmäßig zu Video-Konferenzen über Skype, kochten gemeinsam Saucen und tauschten unsere Erfahrungen und Ideen aus. Vieles von dem, was heute meine Saucen ausmacht, habe ich in dieser Zeit gelernt. Damals wurden die Medien zum ersten Mal auf mich und meine Chili-Leidenschaft aufmerksam.
Ende letzten Jahres konnten Sie sich international durchsetzen. Erzählen Sie uns mehr zu dieser Auszeichnung…
Da muss ich weiter ausholen. Ich habe 2023 eine naturheilkundliche Ausbildung gemacht (Master Of Info Energetics), bei der ich viele neue Leute kennengelernt habe. In den Mittagspausen bestellten wir uns regelmäßig etwas zu Essen, meistens Pizza. Einer der Teilnehmer meinte irgendwann, die Pizza brauche mehr Pepp. Ich hatte zufällig eine meiner Lieblings-Saucen dabei, Scotch Bonnet. Und plötzlich wollten alle davon etwas auf ihrer Pizza haben. Ich war zunächst skeptisch, da das für einen “Normalesser” schon eine scharfe Herausforderung sein kann. Interessanterweise fanden wirklich alle, dass sie so fruchtig und lecker sei, dass die Schärfe gar nicht so schlimm durchkommen würde. Das war für mich eigentlich der Moment, wo ich mir dachte “Moment mal, du hast da was ganz Besonderes am Start.” Durch einen Zufall stieß ich zu dieser Zeit auf eine Ausschreibung im Netz zu den European Hot Sauce Awards, deren Annahmeschluss eigentlich schon vorbei war. Ich schrieb dem Veranstalter eine Mail und wurde noch nachgemeldet. Das war mein Glück, denn drei Monate später stand ich als Gewinner der Kategorie “Medium Hot” mit der erwähnten Scotch Bonnet Sauce und dem 3. Platz in der Kategorie “Hot” mit der Sauce “November Pain ‘23” da. Die Ergebnisse wurden am 1. Weihnachtsfeiertag bekannt gegeben, und ich war völlig geflasht. Es fühlte sich an wie ein Traum, aber es war real.
Was war für die Bewerbung notwendig?
Voraussetzung war das Einsenden von je zwei Exemplaren der teilnehmenden Saucen. Die Saucen mussten kommerziell verfügbar sein. Die Teilnahmegebühr pro Sauce betrug 50 Euro. Insgesamt schickte ich drei verschiedene Sorten ein.
Was ist Ihr Erfolgsrezept?
Ich verwende für meine Saucen keine künstlichen Zusätze – Das ist mein wichtigstes Credo. Nur so schmecken die Chilis auch nach Chilis. Viele Saucen auf dem Markt verwässern den Geschmack durch Zugabe von Inhaltsstoffen, die ich für überflüssig und vor allem ungesund halte. Beim Düngen verwende ich nur selbst hergestellte Substanzen. Ich bin Verfechter der Bokashi-Methode, bei der mit effektiven Mikroorganismen gearbeitet wird. Diese kann man aus herkömmlichem Bio-Abfall durch anaerobe Fermentation herstellen. Die Qualität und die Erntemenge haben sich dadurch deutlich verbessert. Ansonsten verwende ich ausschließlich regionale Zutaten – Knoblauch, Branntweinessig und Honig stammen allesamt aus der näheren Umgebung. Nur so bekommt man einen Geschmack hin, der stimmig ist.
Planen Sie noch an weiteren Wettbewerben teilzunehmen und wenn ja, an welchen?
Die Scovie Awards in den USA reizen mich. Das ist so etwas wie der Oscar unter den Chili-Wettbewerben. Da würde ich dieses oder nächstes Jahr gerne auch an den Start gehen.
Wie bereiten Sie sich auf diesen vor?
Business as usual. An den Rezepturen ändere ich nichts. Natürlich werde ich verstärkt Präsenz auf dem amerikanischen Markt zeigen, im Vorfeld vor allem auch im Social-Media Bereich.
Was genau macht das Capsaicin? Warum ist es für den Körper so gesund?
Capsaicin hat unzählige positive Eigenschaften. Es ist zum Beispiel antibakteriell, antiviral, antientzündlich. Dazu erweitert es die Blutgefäße, kann den Blutdruck positiv beeinflussen und hilft auch bei Erkältungen. Toll wirkt es auch bei der Anregung der Verdauung. Etwas Capsaicin vor einem üppigen Essen bereitet den Verdauungstrakt optimal vor. Außerdem macht Capsaicin glücklich, da es ähnlich wie dunkle Schokolade Endorphine ausschüttet.