Fast 3.000 Teilnehmer nehmen weltweit am Corza Medical Organspendelauf 2023 teil

Ein Lauf macht mobil für die Organspende

Mehr als 700 Sportlerinnen und Sportler machten sich am gestrigen Dienstagabend auf den Weg durch den Münchner Westpark, um für die Organspende zu werben.

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Bild: Sport in Augsburg für km Sport-Agentur
Großartige Stimmung herrschte trotz der nicht optimalen Witterung nicht nur unter den Teilnehmerinnen und Teilnehmern, sondern auch unter den prominenten Gästen der Veranstaltung: Neben hochkarätigen Vertretern aus dem Sport wie Fußballweltmeisterin Renate Lingor oder den Olympiasiegern Lars Riedel (Diskuswurf) und Markus Wasmeier (Skirennsport) war auch der bayerische Staatsminister der Justiz Georg Eisenreich gekommen. Sportmoderator und Fernsehproduzent Jörg Wontorra moderierte die Veranstaltung, an der auch zahlreiche Betroffene teilnahmen: Mit Dr. Bernd Ullrich nahm der weltweit am längsten mit Spenderherz lebende Mensch an der 2,5 Kilometer Walkingwertung teil. Auch Sandra Zumpfe, mehrfach Organtransplantiert, Peter Kraus, der seit 2019 mit Kunstherz lebt, sowie die herztransplantierte Tamara Schwab absolvierten erfolgreich die Strecke durch den Westpark. Parallel zum Präsenzlauf in München findet aktuell der virtuelle Corza Medical Organspendelauf statt. Weltweit nehmen mehr als 2.000 Menschen am Lauf teil.

Der Corza Medical Organspendelauf in München
Der Corza Medical Organspendelauf ist eine Initiative der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie DGCH und ist eng verbunden mit dem Jahreskongress Chirurgie - der Kongressstandort bedingt damit auch den Standort des Präsenzlaufes. Nach 2019 fand der Präsenzlauf 2023 wieder in München statt. Der Startschuss zum Lauf fiel kurz nach sechs Uhr abends. 850 Personen hatten sich für die Veranstaltung angemeldet und machten sich im Münchner Westpark daran, durch ihren Lauf aktiv auf die Organspende aufmerksam zu machen. Mit 2,5 oder 5 Kilometer Walking sowie 2,5, 5 oder 10 km Lauf waren die verfügbaren Wertungen und Strecken von Veranstalterseite bewusst so gewählt, dass neben trainierten Sportlern auch Menschen mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen am Lauf teilnehmen konnten. 

Eine von ihnen ist Sandra Zumpfe. Sie lebt seit 2013 mit Spenderherz, 2017 wurde ihr auch noch eine Niere transplantiert. Sie war für die 2,5 km Walkingdistanz gemeldet und sagt: „Mich motiviert vor allem meine eigene Geschichte. Ich habe ja ein Herz geschenkt bekommen und eine Niere und ich möchte dadurch, dass ich mitlaufe, den Leuten zeigen, wie wertvoll Organspende ist und was für ein schönes Leben man danach noch haben kann.“ Auch Dr. Bernd Ullrich nahm an dieser Wertung teil und kam gemeinsam mit Sandra Zumpfe überglücklich ins Ziel. Der ehemalige Allgemeinmediziner hat vor annähernd 40 Jahren ein Spenderherz transplantiert bekommen, mit dem er immer noch lebt. Seine Meinung zum Thema Organspende ist klar: „Das kann man gar nicht deutlich und klar genug sagen. Dass die Widerspruchslösung die einzige Chance ist für die vielen Menschen, die liegen und warten und warten und leider eben auch sterben müssen.“ 

Mehr denn je ist die Organspende in Deutschland in der Krise: Aktuell warten rund 8.700 Patientinnen und Patienten auf ein dringend benötigtes Spenderorgan. Jedes Jahr sterben etwa 800 Menschen, weil nicht rechtzeitig ein passendes Spenderorgan gefunden werden kann. Das sind fast drei Tote pro Tag. Tode, die vielleicht vermeidbar gewesen wären, wenn mehr Menschen einen Organspendeausweis besitzen würden, wie auch Georg Eisenreich, Bayerns Staatsminister der Justiz, meint: „Es gibt ganz, ganz viele Menschen, die bei diesem Thema sehr positiv gestimmt sind und auch bereit wären. Aber viele davon dann diesen letzten Schritt, einen Organspendeausweis auszufüllen oder das in einer Patientenverfügung niederzulegen, nicht machen. Deswegen ist es wichtig, hier zu informieren und die Menschen zu sensibilisieren und auch zu motivieren, im Fall der Fälle ein Organ oder die Organe zur Verfügung zu stellen.“ 

Auch Peter Krase, Bevollmächtigter Leistungs- und Versorgungssteuerung der AOK Bayern, Exklusivpartner des Laufs, findet: „Die Zahlen der Organspender sind im europäischen Vergleich deutlich zu niedrig. Das Thema Organspende ist uns wirklich eine Herzensangelegenheit. Wir sind jetzt seit vielen Jahren aktiv, und für uns ist es einfach wichtig, dass das Thema mehr in die Öffentlichkeit kommt!“

Zahlreiche Prominente unterstützten den Corza Medical Organspendelauf vor Ort in München und sprachen sich bei der Pressekonferenz vor dem Lauf für die Organspende aus. Mit dabei waren die ehemaligen Profi-Sportler Lars Riedel, Olympiasieger und mehrfacher Weltmeister im Diskuswurf, Markus Wasmeier, mehrfacher Olympiasieger und Weltmeister im Skirennsport sowie der Olympiasieger im Speerwurf 1972 Klaus Wolfermann, der sich für die Kinderhilfe Organtransplantation engagiert. Renate Lingor, mehrfache Olympia-Bronzemedaillengewinnerin und Fußballweltmeisterin, nahm als ehemalige Profi-Sportlerin aktiv am 5 km Lauf teil und finishte in einer respektablen Zeit von 28:59. Lingor ist eine glühende Unterstützerin der Organspende und des Organspendelaufs und sagt: „Hier laufen Leute mit, die haben eine Niere, ein Herz, was auch immer, bekommen. Und das ist einfach wichtig, weil die Menschen nur aufgrund dessen leben, dass Menschen diesen Ausweis hatten.“

Durch die Veranstaltung führte wie bereits 2019 der bekannte Sportmoderator und Fernsehproduzent Jörg Wontorra. Er hat selbst einen persönlichen Bezug zur Organspende, denn Stieftochter Chantal Bausch lebt seit 16 Jahren mit einem transplantierten Herz. Der Organspendelauf ist für ihn daher eine ganz besondere Herzensangelegenheit: „Ich bin in dem Thema sehr tief drin und halte es für unheimlich wichtig, dass viele Leute in Deutschland dafür sensibilisiert werden. Denn wir haben einfach zu wenig Organspender. So eine Veranstaltung wie dieser Organspendelauf kann zum einen wirklich darauf hinweisen, dass zu dem Thema noch viel gesagt werden muss! Und ganz wichtig ist auch, dass man immer wieder erklären muss, dass die Widerspruchslösung, die vor drei Jahren abgeschmettert worden ist, die bessere Alternative ist zu dem Gesetz, das es bisher gibt.“ 

Prof. Dr. Matthias Anthuber, Direktor für Viszeralchirurgie und chirurgischer Leiter des Transplantationszentrums am Universitätsklinikum Augsburg ist Beauftragter der DGCH für den Organspendelauf. Er ist tief beeindruckt von der breiten Beteiligung, der großartigen Stimmung sowie der großen Aufmerksamkeit, die durch die Veranstaltung erreicht wurde und dankte ausdrücklich allen Teilnehmern, Sponsoren und prominenten Unterstützern. Er betonte jedoch auch, dass neben einer umfassenden Information der Bevölkerung besondere Priorität darin bestehe, dass die Politik sagt, hier besteht Handlungsbedarf: „Es sterben zu viele Leute auf der Warteliste. Wir müssen uns Gedanken machen, wie wir das verbessern können.“ 

Einen ganz besondere Blickfang waren übrigens die ganz im Veranstaltungsdesign gestalteten Funktionsshirts, die die Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Rahmen ihrer Anmeldung erhielten. Das diesjährige Shirt ist Teil einer fünfjährigen Serie, die die fünf meisttransplantieren Organe als stilisierte Darstellung sowie einen kurzen Infotext zum Organ zeigt. Nach Leber und Niere war in diesem Jahr das Herz Mittelpunkt der Aktion. Als stilisiertes Herz in Grün auf dem in rot gehaltenen Shirt war es ein eindrucksvoller und auffälliger Anblick auf den Wegen im Westpark und wird sicherlich auch weiterhin auf Wettkampf- und Trainingsstrecken rund um München für Aufmerksamkeit für die Organspende sorgen.

Tim Buchholz ist General Manager DACH bei Corza Medical, Titelsponsor des Laufs, und ist bereits seit 2019 engagierter Unterstützer. Nach dem Lauf zeigte er sich begeistert vom gesamten Event: „Es war eine tolle Veranstaltung und ich glaube, wenn jetzt jeder nach Hause geht und seinen Freunden und seiner Familie davon berichtet und ein paar Organspendeausweise dafür unterschrieben werden, dann glaube ich, hat sich alles gelohnt.“ 

Virtueller Corza Medical Organspendelauf läuft noch bis Sonntag, 30. April
Parallel zum Präsenzlauf in München nehmen seit gestern mehr als 2.000 Menschen am virtuellen Corza Medical Organspendelauf teil. Noch bis Sonntag, den 30. April, können die Teilnehmer des virtuellen Laufs dezentral und weltweit an den Start gehen. Jeder kann dabei starten, wann und wo er oder sie möchte. Mittels Lauf-App wird die Zeit und zurückgelegte Distanz aufgezeichnet. Zusätzlich erhalten die Sportler und Sportlerinnen dank extra produzierter Soundeffekte inklusive virtuellem Startschuss, musikalischer Untermalung und virtuellem Zieleinlauf nicht nur fast echtes Lauffeeling, sondern hören auch jede Menge Wissenswertes rund um die Organtransplantation. Das Teilnehmerfeld kommt dabei nicht nur aus verschiedenen europäischen Ländern, sondern auch aus den USA, Mexico, Singapur, Indien und Saudi-Arabien.

Spenden aus der Startgebühr
Neben der wichtigen Aufgabe, die öffentliche Aufmerksamkeit auf das Thema Organspende zu richten, versteht sich der Corza Medical Organspendelauf als Charity-Veranstaltung. Deshalb spenden die Veranstalter einen Teil der Startgebühr jedes Teilnehmers an soziale Zwecke. Zusätzlich wird auch der finanzielle Überschuss der Veranstaltung gespendet. Insgesamt kam so seit 2019 ein Betrag von mehr als 50.000 Euro zusammen, der an Organisationen weitergereicht wurde, die sich seit Jahren unermüdlich und erfolgreich im Bereich Kindertransplantation engagieren: die Kinderhilfe Organtransplantation (KIO), den Ederhof der Rudolf Pichlmayr-Stiftung sowie die Organisation „Junge Helden e.V.“. Wie hoch die Spendensumme 2023 sein wird, kann erst nach der Veranstaltung bekannt gegeben werden.