Neuer Anlauf für Widerspruchslösung bei Organspende

Ziel der Freiwilligkeit gescheitert - Mehrheit der deutschen bisher ohne Organspendeausweis

Obwohl ein ähnlicher Vorschlag der Politik im Jahr 2020 bereits gescheitert ist, setzt eine Gruppe von Abgeordneten erneut auf die Widerspruchsregelung bei der Organspende. Dieses Mal sind sie zuversichtlich, eine Mehrheit zu erreichen.

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Bild: Adobe Stock

2 von 3 Menschen sterben mangels Organspender

Es ist eine bittere Wahrheit: In Deutschland sind nur wenige Menschen bereit, Organe zu spenden. Im vergangenen Jahr waren es lediglich knapp 1.000. Derzeit warten jedoch etwa 8.400 Patienten auf ein Spenderorgan. "Zur Wahrheit gehört auch, dass täglich drei Menschen sterben, weil sie nicht transplantiert werden können", erklärt die CDU-Bundestagsabgeordnete Gitta Connemann. „Das ist besonders frustrierend, da Umfragen zeigen, dass 84 Prozent der Menschen in diesem Land der Organspende positiv gegenüberstehen. 61 Prozent fällen ihre persönliche Entscheidung für oder gegen die Organspende, aber nur 40 Prozent dokumentieren diese Entscheidung.“

Derzeit wird man nur Organspender, wenn man selbst zugestimmt hat oder nach dem Tod die Angehörigen zustimmen. Sechs Bundestagsabgeordnete von SPD, CDU, Grünen, FDP, CSU und der Linkspartei hoffen, dass ein grundlegend anderes System mehr Spender bringen könnte. Sie streben folgende Lösung an: Jeder Volljährige und Einwilligungsfähige kommt als Organspender in Frage, wenn er eingewilligt hat oder nicht widersprochen hat. Minderjährige sollen ab einem Alter von 14 Jahren widersprechen und ab 16 Jahren zustimmen können. In allen anderen Fällen sollen die Eltern entscheiden.

Widerspruch soll einfach möglich sein

Ein erster Anlauf zur Einführung der Widerspruchsregelung scheiterte vor vier Jahren. Den Initiatoren ist wichtig, dass der Widerspruch sehr einfach möglich ist. Der Widerspruch soll auch auf einem Zettel erklärt werden können, den man bei sich trägt, z.B. im Geldbeutel. Die Abgeordneten möchten zum einen die Zahl der Organspender erhöhen, zum anderen soll eine gesellschaftliche Debatte angestoßen werden Die Freiheit der Entscheidung jedes Einzelnen sei durch die Widerspruchslösung in keiner Weise eingeschränkt. Findet die neue Initiative eine Mehrheit im Bundestag, könnte der Vorschlag im nächsten Jahr zum Gesetz werden. Auch der Bundesrat fordert eine Widerspruchsregelung. Mehrere Bundesländer haben Mitte des Monats eine entsprechende Initiative eingebracht.