Hier wird mit viel Leidenschaft gekickt.
Und dennoch gibt es noch viel zu tun in puncto Akzeptanz und Trainingsbedingungen!
Als junge Journalistin habe ich vor vielen Jahren Paul Breitner zum Thema „Frauenfußball“ interviewt: Rigoros, soweit kann ich mich erinnern, war der Fußball-Weltmeister (1974) dagegen. Kürzlich traf ich ihn wieder und sprach ihn darauf an, es war um die Frauen Fußball-WM herum, als die deutschen Damen noch nicht ausgeschieden waren. Mittlerweile habe er es akzeptiert und habe auch Achtung vor den Erfolgen der Frauen, aber für ihn sei es nach wie vor eine komplett andere Sportart. Dass dem nicht so ist, beweisen landauf, landab die mittlerweile vielen Mädchen und Frauen, die Fußball genauso intensiv und erfolgreich bis in die höchsten Ligen und Wettbewerbe betreiben wie die Männer. Auch beim FCA hat der Verein eine Frauen- und Mädchenfußballabteilung. Kleo besuchte für uns das Training auf der Sportanlage-Süd und sprach mit den Spielerinnen Antonia Nöth (Frauen I., l. im Bild) und Meltem Asanova (Frauen II).
Es ist Mittwochabend, die Frauen I mit Trainer Artur Zataj (zum Team gehören noch Torwart-Trainer Axel Heinrich und Mohsen Behzadpour Athletik-Trainer) und die Frauen II mit Trainer Kevin Pohland (bei letzterem herrscht ein besonders rauer Ton, was der Trainingslaune seiner Truppe aber keinen Abbruch tut) sind am Trainieren. Es ist einer von drei Plätzen, auf denen diese Abteilung des FCA mit dem runden Leder zugange ist. Immerhin darf Frau (Frauen I sowie die B-Juniorinnen sind hier mit von der Partie) immer freitags im Nachwuchsleistungszentrum NLZ, der Paul-Renz-Akademie, trainieren. Mehr Trainings-Kapazitäten gibt es dort angeblich nicht für das weibliche Geschlecht. Heimspiele absolvieren die FCA-Damen an Ort Nummer 3, dem Stadion in der Karl-Mögele-Sportanlage in Göggingen.
Obwohl die Fußballerinnen gern nur einen Ort hätten, mit dem sie sich identifizieren könnten, der ihnen sportliche Heimat wäre und der Tatsache, dass die Trainingsbedingungen auf de Sportanlage Süd einige Mängel aufweisen - so fehlen auf den Trainingsplätzen etwa die Spielfeldlinien und eine optimale Beleuchtung - ist die Spielfreude deutlich zu sehen und zu spüren.
Seit frühester Kindheit mit dem Ball am Fuß aktiv
Antonia Nöth spielt seit ihrem vierten Lebensjahr Fußball. 16 Jahre also, kickt die 20-Jährige schon, davon die letzten über fünf Jahre beim FC Augsburg und zwar in der rechten Verteidigerposition.
Und wie kam es dazu? „Den Grundstein legte mein älterer Bruder, meine Eltern sind überhaupt nicht Fußball begeistert, aber er spielte immer bei uns daheim auf dem Bolzplatz. Tja, und nahm er mich immer mit.“ In Mering bei den Jungs ging es also los, „dann gab es dort einige Jahre später auch eine Abteilung für Mädchen.“ Und schließlich kam für sie der nächste Step, wie es bei den Profis immer so schön heißt, zum FCA. „Ich war unzufrieden in Mering, schaute mich um, nun und bei einem Spiel gegen den FCA wurde ich von deren Trainer angesprochen und ging daraufhin zum Probetraining.“ Der Spaß und die sich entwickelnden Freundschaften seien es, die ihr beim Augsburger Verein gefallen. Doch warum, musste es Fußball sein, dies findet Frau doch auch in anderen Sportarten, die weniger (nach wie vor) kritisch betrachtet werden, wenn „Sie“ es ausübt?
„In meiner Familie und bei meinen Freunden wurde es nie negativ beurteilt, im Gegenteil, die meisten fanden es cool. Klar, in der Öffentlichkeit bekommt man die Kommentare, auch zu den weiblichen Profis wie etwa, Frauenfußball ist doch nichts Gescheites, schon mit, aber es macht einfach Spaß, und ich mach es weiter.“
Und Meltem Asanova (21, bei den Frauen II im Mittelfeld auf der 8er und 6er-Position aktiv) ergänzt: „Das ist mitnichten eine andere Sportart. Es gibt ja auch sehr gute Fußballerinnen, die man kennt, die auch auf Social Media sehr beliebt sind wie eine Alisha Lehmann oder eine Alex Morgan.“ Und die Akzeptanz hat sich verbessert, technisch sind die Kickerinnen sowieso längst auf einem Niveau, das endlich auch anerkannt wird. Doch dann kommt das ungewohnt frühe Ausscheiden der Deutschen Nationalmannschaft aus der WM und schon sind sie wieder da, die Unkenrufe. Wie geht es den beiden Augsburger Spielerinnen damit?
Der Ruf des Frauenfußball ist besser, aber es gibt noch Luft nach oben
„Ganz egal ist es nicht, ich finde es traurig, einfach schade, denn in so vielen anderen Sportarten macht man keinen wirklichen Unterschied zwischen Mann und Frau. Ich versteh es nicht, aber man macht trotzdem weiter und hat Freude.“ (Antonia)
Für Meltem, die im Alter von fünf Jahren mit dem Sport begann, gibt es dennoch eine Veränderung in der öffentlichen Wahrnehmung: „Früher war es viel schlimmer, ich kenne es von mir, ich hatte Spaß am Fußball, aber es gab in meiner Klasse schon den ein oder anderen, der sagte: Frauenfußball ist nichts. Ich hatte dann noch mehr Freude dran“, so ihre „kämpferische“ Aussage. Doch als man sie spielern sah, änderte sich plötzlich die Meinung und es hieß: Oh, sie kann ja Fußball spielen. „Man kann schon Männer überraschen, wenn sie sehen, dass Frauen gut am Ball sind.“ Dafür wird auch intensiv trainiert, obwohl beide Frauen erst einmal keine Ambitionen haben, mit dem runden Leder ihren Lebensunterhalt zu verdienen. „Es ist natürlich schön, wenn man in höheren Ligen spielt, man lernt viel mehr Menschen kennen“, so Meltem, die im Alter von 13 zum FCA kam, in der Jugend und in der ersten Mannschaft spielte, jedoch aufgrund einer dreijährigen Pause und einer Verletzung, beschloss erst einmal wieder langsam in der zweiten zu starten.
Dennoch, und das betont Antonia, ist es natürlich das Ziel, mit der Mannschaft weiter voran zu kommen. „Wenn du eine coole Truppe hast, willst du natürlich aufsteigen. Wir sind schon wie eine Familie, die zusammen etwas erreichen will.“ Ein Geist, der nachahmenswert ist. Der Teamgedanke im Sinne des Mannschaftssports ist im Gespräch mit den beiden Kickerinnen im rot-grün-weißen Trikot deutlich spürbar.
Mehr nachhaltige Anerkennung, auch im eigenen Verein, ist gewünscht
Ihr Lieblingshobby wird natürlich auch live bei den Männern in der WWK-Arena oder im TV, und selbstverständlich ebenso im professionellen Frauenbereich verfolgt.
Was jedoch wünschen sich BWL-Studentin Antonia und Meltem, Auszubildende als Sport- und Gesundheitstrainerin, ihrerseits künftig?
Definitiv mehr Präsenz, mehr TV–Übertragung und Anerkennung, auch im eigenen Verein. Und ganz wichtig: mittelfristig mehr Trainingsmöglichkeiten im Nachwuchsleistungszentrum des FCA. „Das ist einfach ein anderes Gefühl dort, macht mehr Spaß. Denn ebenso unsere Spielstätte ist woanders. Wir haben eben drei Orte, an denen wir trainieren und spielen. Und können hier (Sportanlage Süd) auch nicht nach dem Training mal zusammen sitzen bleiben“, beschreibt Antonia den Ist-Zustand. Der Wunsch nach einer sportlichen Heimat schwingt in ihrer und Meltems Überlegungen zum eigenen Status Quo innerhalb des Vereins deutlich mit: „Es ist schade, dass es immer heißt, wir trainieren auf dem Schwabenplatz, und nicht komplett durch alle Altersklassen sagen können, wir trainieren auf einem FCA eigenen Platz!“
Wer weiß, womöglich kommt dies und mehr finanzielle Unterstützung für Trainingskleidung etc. eines Tages, in nicht allzu weiter Zukunft doch noch zustande, denn spielen wollen beide noch so lange wie möglich.