Interview mit Lothar Sigl von den Augsburger Panthern

„Wir arbeiten an einer Neustruktur“

Leiden des AEV vorbei

Die Saison ist zu Ende. Irgendwie sind alle froh: die Fans, die Spieler, der Trainer und die Manager, dass das Leiden vorbei ist und man mit neuem Elan in die Sommerpause gehen kann. Auch der Panther-Hauptgesellschafter Lothar Sigl sieht das so. Außerdem verriet er uns im Gespräch, was die Gründe für die schlechte Saison sein könnten und wie es denn nun weitergehen soll.

TRENDYone: Was sind die Gründe für den Tiefflug der Mannschaft in dieser Saison?
Lothar Sigl: Wenn es so leicht wäre, das an einer Sache festzumachen, dann hätten wir das längst geändert. Ich glaube nach wie vor, dass es ein ganzes Bündel an kleinen Themen ist, die sich in der Mannschaft zum großen Problem hochschaukeln. Ich kann nicht einmal sagen, ob es ein Problem ist oder ob es etwas anderes ist, das unterschwellig passiert und man dadurch die Richtung verliert und es nicht mehr schafft umzukehren. Es lag nicht nur an den Verletzten oder an einzelnen Positionen. Wenn man über so lange Zeit schlechte Ergebnisse erzielt, dann muss das Problem tiefer liegen und das kann man weder greifen noch - und das ist noch schlimmer - reparieren. Man hat am 1. August 2014 eine Mannschaft unter Vertrag genommen, die mit kleinen personellen Veränderungen letztlich auch die Saison beendet. Man hat natürlich jedes Jahr die Hoffnung, dass es die beste Mannschaft ist, die man je hatte. Manchmal funktioniert diese Mannschaft und manchmal eben nicht so richtig. Anders als vielleicht der Großteil der Fans sehe ich das immer im Hinblick auf die anderen Mannschaften und auf das, was in Augsburg überhaupt möglich ist.

TRENDYone: Bleiben wir bei den Fans: Was sagen Sie zur Stimmung, die im Stadion bei den letzten Spielen herrschte?
Lothar Sigl: Ich persönlich finde das bedauerlich, weil wir in der Geschäftstelle nun mal die größten Fans der Augsburger Panther sind. Wir erleben das noch viel intensiver. Mir würde nicht einfallen, einen Spieler zu beschimpfen oder auszupfeifen. Denn das ist die Mannschaft der Panther für die ganze Saison und die muss man dann eben unterstützen. Aber: Es ist das gute Recht eines jeden Zuschauers, zu entscheiden, wie er mit der Situation umgeht. Wir haben das akzeptiert und werden sehen, was man im Sommer zusammen mit den Fans für Maßnahmen ergreifen kann, um das wieder zu ändern.

TRENDYone: Was planen Sie für die Sommerpause? In Bezug auf Stimmung und Fans, aber auch in Bezug auf die Mannschaft.

Lothar Sigl: Wir haben für nächstes Jahr ganz wenige Spieler unter Vertrag und werden das Umfeld der Mannschaft neu regeln. Wir arbeiten an einer Neustruktur und werden sicher einige Dinge in der neuen Saison ändern. Und zwar nicht nur bei den Spielern, sondern auch um die Mannschaft herum.

TRENDYone: Was meinen Sie damit konkret?

Lothar Sigl: Wir werden einiges beim Sommertraining, der Fitnessbegleitung oder der Organisation der Auswärtsspiele ändern. Da geht es um Details. Ein Beispiel wäre, wann man zu einem Auswärtsspiel fährt. Trainiert man zuvor noch hier in Augsburg und fährt dann los oder fährt man gleich los und trainiert dort am Abend. Das werden wir noch einmal diskutieren, was aber auch größtenteils von der Position des Trainers abhängt. Und da sind wir auch schon bei der Spielerpolitik. Wir können dem Trainer nicht einfach 20 Spieler hinstellen, sondern es ist immer so gewesen und so werden wir es auch beibehalten, dass eine Mannschaft in engster Absprache mit dem Trainer geformt wird. Denn er trägt die Verantwortung. Wenn dann etwas schief geht und nicht so funktioniert wie geplant, dann ist eben (leider) auch der Trainer der Erste, der Verantwortung übernehmen muss.

TRENDYone: Thema Trainer. Sehen Sie eine Verbindung zwischen dem Trainerwechsel bzw. der Entscheidung Larry Mitchell gehen zu lassen und der verpatzten Qualifikation der Play-Offs?

Lothar Sigl: Wir haben ihn nicht gehen lassen, sondern es war tatsächlich so, dass wir eine Vertragsauflösung vorgenommen haben. Wir haben ihm gekündigt, wobei die Trennung von ihm in einem professionellen und freundschaftlichen Rahmen vollzogen wurde. Die Trennung kam von uns, aber sicherlich nicht überraschend für ihn, da es natürlich auch da im Vorfeld schon Überlegungen und Gespräche gegeben hatte. Fakt ist, dass in der Zeit vor der Trennung von Mitchell in 12 Spielen bei 36 zu vergebenden Punkten eben nur 5 Punkte errungen werden konnten. Wir hatten den Eindruck, dass das in eine Richtung geht, die den Spielern und auch dem Club nicht weiterhilft. Wir waren nach sieben Jahren einfach der Meinung, wir brauchen frischen Wind und Neues für uns.

TRENDYone: Kamen dazu auch Stimmen von Seiten der Spieler?

Lothar Sigl: Ein Spieler hält sich da raus. Aber wir hatten ja mit Thomson einen erfahrenen Trainer, der mit der Übernahme vom Co-Trainer zu Cheftrainer Erfahrung hatte aus seiner Zeit in Ingolstadt und diese dort auch erfolgreich gemeistert hat. Dass es diesmal jetzt nicht geklappt hat, ist natürlich tragisch. Aber ich finde trotzdem, dass die „nackten Ergebnisse“ besser geworden sind. Es waren sehr viele knappe Spiele dabei. Der Auftritt der Mannschaft war bis auf Ausnahmen wie gegen Nürnberg, eigentlich schon so, dass wir in jedem Spiel die Chance hatten, an Punkte zu kommen. Aber das Resultat unterm Strich ist trotzdem unbefriedigend. Wir werden nie erfahren, ob ein Nicht-Trainerwechsel das noch einmal gedreht hätte oder ob ein Trainer von außen das geändert hätte.

TRENDYone: Gibt es jetzt schon konkrete Pläne, welche Positionen neu besetzt werden?

Lothar Sigl: Da bitte ich um Verständnis, dass ich diese Frage jetzt noch nicht beantworten kann. Es ist traditionell so, dass es in der Woche nach dem letzten Spiel verschiedene Einzelgespräche mit Spielern und dem Trainer gibt in Richtung sportlicher und vertraglicher und Aufarbeitung. Ich möchte, dass die Spieler und alle anderen Beteiligten zuerst von uns, von mir oder auch vom Coach hören wie die Planungen und Einschätzungen über die Saisonleistungen sind. Aber wir werden sicherlich danach recht zeitnah sagen können, was an Abgängen aus Augsburg zu melden ist. Die Zugänge werden eventuell etwas länger dauern, aber auch hier sind wir in ständigem Kontakt mit unseren Trainerkandidaten und selbstverständlich nicht untätig.

TRENDYone: Denken Sie, dass von den Abgängen welche dabei sein werden, die nach Straubing wechseln?

Lothar Sigl: (lacht) Ich kenne die Gerüchte natürlich auch und ich habe mit Mitchell über dieses Thema auch schon gesprochen und er hat sicherlich den ein oder anderen im Fokus. Ob es dann viele sind, wird der Sommer bringen. Ich persönlich glaube es allerdings nicht. Ich meine auch nicht, dass sich so viele Spieler für einen Job bei ihm aufgedrängt haben. Er hat sie 22 Spiele lang betreut und sie haben in der Zeit auch viel verloren.

TRENDYone: Sind von der Funktionsseite her Änderungen geplant, zum Beispiel im Management?

Lothar Sigl: Das hängt unmittelbar mit der Person Mitchell zusammen, da er auch über seine Funktion als Trainer hinaus als General Manager Sport diverse Aufgaben erfüllt. Wir überlegen gerade, eventuell verschiedene Strukturen zu verändern. Natürlich kann es sein, dass der künftige Trainer mit ähnlichen Aufgaben betraut wird. Da besteht wirklich eine 50 zu 50 Chance. Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir wieder das Experiment mit einem Fitnesscoach aus Toronto machen werden. Das sind Dinge, die aus meiner Sicht nicht hundertprozentig funktioniert haben, aber auch da muss man die letzte Entscheidung dem Trainer überlassen.