Klasse statt Masse – Old- und Youngtimer vs. Gebrauchtwagen
Begehrte Sammlerobjekte
Wenn die Sonne scheint, sieht man sie häufig auf deutschen Straßen. Ob über 30 Jahre alt oder 20 Jahre jung – Sowohl Oldtimer als auch Youngtimer sind heutzutage begehrte Sammlerobjekte. Sie sind nicht nur auf dem Asphalt eine Augenweide, sondern können auch als höchst lukrative Geldanlage dienen. Somit lassen die Klassiker sowohl optisch als auch aus finanzieller Sicht manche jüngere Gebrauchtwagen wahrlich alt aussehen.
Nostalgiewert und steuerliche Vorzüge
Der Reiz einen Oldtimer zu besitzen ist für viele Autofahrer groß. Wer würde nicht gerne eine Rarität aus den 60er, 70er oder 80er Jahren in der heimischen Garage stehen haben? An Originalität sind die Fahrzeuge definitiv nicht zu übertreffen. Ob ein BMW 320i E21, ein Porsche 924 S oder ein Alfa Romeo 2000 Berolina - einige dieser Klassiker lassen sich geschmeidiger bewegen als so mancher Neuwagen. Auch der Nostalgiewert macht die Retroautos zu echten Prestigeträgern.H-Kennzeichen
Grundbedingung für das H-Kennzeichen und den Status eines Oldtimers, ist die Altersgrenze von mind. 30 Jahren (FVZ § 2 Abs. 22). Zudem muss die Dekra oder der TÜV mit einem Gutachten prüfen, ob die Betriebsfähigkeit als Oldtimer gegeben ist. Befindet sich der Wagen im Originalzustand und entsprechen Umbauten zeitgenössischer Elemente. Ferner sollte das Fahrzeug im guten Pflege und Erhaltungszustand sein.Hier wird mit den Schulnoten 1-5 kategorisiert, wobei 1 einen makellosen und die 5 einen restaurationsbedürftigen Zustand beschreibt. Genau wie ein normaler Pkw benötigt ein Auto mit H-Kennzeichen auch eine Haftpflichtversicherung. Für die Versicherung spielt zum einen das Alter des Fahrzeugs eine Rolle, zum anderen die Nutzung. Ein Kaskoschutz ist meist obligatorisch, jedoch verlangen einige Versicherungen eine Vollkaskoversicherung. Dabei bestimmt der Marktwert prozentual die Beitragshöhe. Der Kaufpreis ist dafür die Basis und nicht das Datum der Erstzulassung wie bei Neuwagen. Kilometerstände werden bei der Bewertung nicht berücksichtigt. Grundsätzlich gilt, dass die Versicherungsbeiträge niedriger sind als für normale PKW, da Oldtimer meist weniger gefahren und damit auch seltener in Unfälle verwickelt werden.
Anhaltende Wertsteigerung
Oldtimer bestechen nicht nur mit nostalgischen Charme, sondern punkten zusätzlich mit Ihrem Werterhalt. Diese Fahrzeuge haben die Jahre des Wertverlustes bereits hinter sich. Nur die wenigsten Autos werden vom Start weg teurer – so anno dazumal der Trabant. Der war gebraucht teurer als neu.Somit können Oldtimer ein gutes Investment und nicht wie Neuwagen einem massiven Preisverfall ausgesetzt sein. Ein Mercedes C 200 T CDI Avantgarde Baujahr 2011 gibt es bspw. zum Listenpreis von knapp 38.000 Euro. Nach drei Jahren und 45.000 gefahrenen Kilometern beträgt der Wert nur noch knapp 19.000 Euro. Dies entspricht einer Wertminderung von 50 Prozent. Einen BMW 733i E23 von 1977 wird in gut gepflegtem Zustand bereits für 20.000 Euro gehandelt, Retrofeeling inklusive. Doch auch für die Hälfte kann man Edelmetall mit 160 PS über die Straße bewegen, wie es auto-motor-und-sport.de z.B. mit dem Porsche 924 S aus der Baureihe 1985-88 gezeigt hat.
Bevor man sich für den Kauf eines Young- oder Oldtimers entscheidet, stellt sich natürlich die Frage: Wie viel ist mein Auto noch wert? Denn der Verkauf des eigenen Pkw, kann zur Finanzierung eines neuen Oldtimers beitragen. Selbstverständlich gibt es auch Oldies, für die man tiefer in die Tasche greifen muss und eine Anzahlung des Gebrauchten bei Weitem nicht ausreicht. Seltene Modelle wie der BMW 507 aus den 50ern, dessen Produktion auf nur 260 Modelle begrenzt war, verkauft sich im Bestzustand für über zwei Millionen Euro. Derartige Raritäten gehören natürlich zu den wertvollsten ihrer Klasse.
Ein Kauf, der sich lohnt?
Wer sich einen Oldtimer zulegen und nicht auf den massetauglichen Gebrauchtwagen zurückzugreifen möchte, der kann sehr viel Freunde an dem Gefährt haben.Allerdings wird der eine oder andere Oldtimer aufgrund seines Alters höhere Betriebsausgaben in Form von Reparaturen oder Benzinkosten nach sich ziehen. Demnach kann der Sprit, bei einem Verbrauch von beispielsweise 20 Litern auf 100 Kilometer, im Vergleich zu einem aktuellen Gebrauchtwagen, deutlich ins Geld gehen. Da die wenigsten ihren Oldtimer täglich nutzen - es ist schließlich etwas Besonderes das Schätzchen auszufahren – bleiben die Spritkosten überschaubar. Zudem möchte man den ursprünglichen Zustand möglichst lang erhalten, weshalb man mit einem entspannteren Fahrstil unterwegs sein dürfte, als wenn man einen Neuwagen ausfährt. Selbst wenn es sich um ein Fahrzeug mit kleinen Blessuren handelt, lassen sich viele Reparaturen wie ein Glühbirnentausch oder ein Zahnriemenwechsel mit ein wenig Know-how selbst erledigen.
Doch auch eine professionelle Aufbereitung kann mittlerweile für wenig Geld zum Gewinn werden. Viele Garagenfunde lassen aufgrund ihrer geringen Laufleistung hohe Verkaufspreise zu, die interessierte Käufer auch bereit sind zu zahlen. Die Art der Emotion und Individualität, wie sie ein Oldtimer vermittelt, kann von keinem modernen Auto wiedergegeben werden. Soll also der schnöde Golf 6 demnächst verkauft werden, bringt dieser wahrscheinlich immer noch einige tausend Euro ein, die als Finanzspritze für einen schnittigen Mercedes 560 SEL genutzt werden können. Eine Investition, mit der man zweifellos mit jeder Menge Klasse aus der breiten Masse heraussticht.