Lernen, lernen, lernen: Wie motiviere ich mein Kind für die Schule?

Erfolg spornt an!

Sicherlich wurden die meisten von Ihnen schon mal mit dem folgenden Leitsatz konfrontiert: „Nicht für die Schule, sondern für das Leben lernen wir...“ Recherchiert man ein wenig, von wem dieses Zitat ursprünglich stammt, so stößt man schnell auf den römischen Philosophen und Schriftsteller Lucius Annaeus Seneca. Doch Moment… Hier muss eine Umkehrung der Worte stattgefunden haben, denn Seneca war sich sicher: Nicht für das Leben, sondern für die Schule lernen wir… („Non vitae sed scholae discimus“)

cropped-1737734267-adobestock_273528296
Bild: stock.adobe
Darüber sind sich zahlreiche Schülerinnen und Schüler im Laufe ihrer Schulzeit einig. Zu Beginn der Schullaufbahn ist die Motivation zwar noch sehr groß – Ein neuer Lebensabschnitt beginnt und die Neugierde bringt die Begeisterung fürs Pauken. Leider schwindet bei vielen dieser Antrieb, denn Hobbys sowie Freunde sind dann oft relevanter als das Lernen und auch die Pubertät oder der Leistungsdruck spielen hier eine große Rolle. Nur wenn Ihr Kind mit Eifer dabei ist, tritt der Schulerfolg ein. Doch hierfür muss jeder zunächst einmal „das Lernen lernen“… 

Unsere Sprösslinge sind von Natur aus neugierig. Doch der Schulalltag kann diese Eigenschaft oft dämpfen. Durch gezielte Unterstützung können Eltern und Lehrkräfte dafür sorgen, dass jeder motiviert bleibt. Neben einer positiven Grundhaltung spielen individuelle Bedürfnisse, klare Strukturen und passende Belohnungssysteme eine zentrale Rolle…

Die Rahmenbedingungen müssen passen
Sei es der Fernseher, das Tablet, das Smartphone oder die Spielkonsole – Stundenlang könnten viele hierin versinken. Doch um den Kopf für das „Üben“ richtig freizubekommen, sollten sich die Schüler ausreichend an der frischen Luft bewegen. Außerdem ist es wichtig, auf genügend Schlaf, auf eine gesunde Ernährung und eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr zu achten.

Einen festen Platz für Hausaufgaben und Co. einrichten 
Besonders entscheidend ist es, dass Ihr Kind zwischen Freizeit und „Arbeit“ für die Schule differenzieren kann. Das Lernen an Orten, an welchen ansonsten beispielsweise der Lieblingsbeschäftigung nachgegangen wird, ist aus diesem Grund nicht zielführend. Ein eigener Schreibtisch an einer ruhigen Stelle ermöglicht es, sich gut konzentrieren zu können. Zwar sollte dieser stets aufgeräumt sein – Lassen Sie Ihrem „Schützling“ aber dennoch den Raum, den Schreibtisch nach den jeweiligen Wünschen und Bedürfnissen zu gestalten. Immer so, dass sich Ihre Tochter oder Ihr Sohn in der Lernumgebung wohlfühlen, aber nichts zur Ablenkung führt. Apropos Ablenkung – Während sich Ihr Nachwuchs mit den Schulthemen befasst, sollte das Handy stummgeschalten sein oder am besten in einem anderen Raum abgelegt werden. 

Den Lerntyp bestimmen 
Nicht jeder Mensch eignet sich Dinge auf die gleiche Art und Weise an. Dies müssen Sie unbedingt berücksichtigen, um die geeignete Lern- und Lehrmethode für Ihr Kind auszumachen. Am häufigsten ist von folgenden vier „Lerntypen“ die Rede: Der auditive Lerntyp, der visuelle Lerntyp, der haptische Lerntyp und der kommunikative Lerntyp. 

Visueller Lerntyp: Wichtige Inhalte können sich mittels Skizzen, Infografiken oder ähnlichem besser einprägt werden. Tipp: Erstellen Sie gemeinsam Plakate oder Mindmaps. Nutzen Sie Bilderbücher, Erklärvideos oder farbige Karteikarten, um Sachverhalte anschaulich zu gestalten.

Auditiver Lerntyp: Informationen werden vorrangig über das Hören verarbeitet. Tipp: Lesen Sie Texte laut vor oder lassen Sie den Schulstoff mit einem Diktiergerät aufnehmen. Podcasts und Hörbücher zu Schulthemen können eine sinnvolle Ergänzung sein.

Kommunikativer Lerntyp: Kenntnisse werden durch den Austausch mit anderen angeeignet. Tipp: Organisieren Sie Übungsgruppen oder Diskussionen.

Haptischer Lerntyp beziehungsweise motorischer Lerntyp: Hier steht Bewegung und Verknüpfung im Fokus. Tipp: Integrieren Sie Experimente oder Bewegungsaufgaben – Hier genannt spezielle Spiele, bei welchen sich das Kind körperlich betätigen kann und dennoch Inhalte aufnimmt, oder nutzen Sie Materialien wie Bauklötze, um mathematische Probleme zu lösen.

Nicht immer lassen sich die oben genannten Lerntypen exakt voneinander trennen – So ist ebenfalls die Zuordnung zu mehreren Kategorien möglich. 

Struktur durch Lernpläne
Ein gut organisierter Tagesablauf hilft allen, den Überblick zu behalten und Erfolge zu sehen. Planen Sie feste Zeiten zum Üben sowie genügend Pausen ein, um Überforderung zu vermeiden. Teilen Sie größere Themen in kleine, machbare Schritte auf. 

Schulthemen in den Alltag integrieren
Konzentriertes Arbeiten sollte nicht nur am Schreibtisch stattfinden. Beispielsweise können mathematische Denkspiele beim Einkaufen, biologische Themen bei Waldspaziergängen oder historische Geschichten bei Museumsbesuchen vertieft werden.

Vorbildfunktion der Eltern
Junge Menschen eifern ihren Erziehungsberechtigten oftmals nach: Zeigen Sie Begeisterung für Wissen und fördern Sie eine positive Einstellung zum Lernen. Das kann zum Beispiel durch das Lesen von Büchern oder das Suchen nach Lösungen für Fragen des Alltags sein. Erzählen Sie ihrem Nachwuchs von eigenen Erfahrungen und wie Sie Schwierigkeiten überwunden haben.

Mit kreativen Einlagen punkten
Kinder begreifen leichter, wenn sie Spaß haben. Kreative Methoden wie Bastelprojekte, selbst erstellte Lernspiele oder das Schreiben von Gedichten zu Schulthemen können das Interesse steigern. Basteln Sie beispielsweise gemeinsam verschiedene Modelle oder inszenieren Sie historische Ereignisse in einem kleinen Theaterstück beziehungsweise in einem Rollenspiel.

Geduld und positive Verstärkung
Nicht jeder nimmt Inhalte immer gleich schnell auf und Rückschläge gehören hin und wieder dazu. Bleiben Sie unbedingt geduldig. Vermeiden Sie negative Kommentare wie „Das kannst du nie!“ und ersetzen Sie diese durch unterstützende Aussagen wie „Das war schon viel besser, lass uns weiter üben.“

Pausen richtig gestalten
Regelmäßige Auszeiten sind für das Gehirn wichtig, um das Gelernte zu verarbeiten. Achten Sie darauf, dass Pausen aktiv genutzt werden. Hierbei könnten Sie Bewegungsübungen oder einen Spaziergang an der frischen Luft einplanen.

Belohnung bei Erfolg
Kleine Anerkennungen wie ein Ausflug, extra Spielzeit oder ein Lob motivieren und verstärken positive Verhaltensweisen. Achten Sie darauf, dass die Belohnungen zum Alter des Kindes passen. Vermeiden Sie materielle Geschenke. Ein gemeinsamer Spieleabend, ein Kinobesuch oder anerkennende Worte wirken oft nachhaltiger.

Das Selbstbewusstsein stärken
Ein gesundes Selbstbewusstsein ist die Basis für Motivation. All diejenigen, die an sich selbst glauben, gehen mit Freude an Herausforderungen heran. Loben Sie nicht nur Ergebnisse, sondern auch den Einsatz und die Anstrengung. Sätze wie „Ich bin stolz, dass du es versucht hast!“ helfen Schülern, ihren Wert unabhängig von den Resultaten wahrzunehmen.

Leistungsdruck vermeiden
Ständiger Leistungsdruck kann nahezu jeden entmutigen. Stattdessen sollten Eltern und Lehrkräfte den Fokus auf Freude am Entdecken und persönliche Fortschritte legen. Vermeiden Sie Vergleiche mit anderen Kindern.

Unterstützung geben, aber dennoch loslassen
Selbst die Kleinsten müssen begreifen, dass es erforderlich ist, Probleme auch mal eigenständig zu bewältigen. Zu viel Hilfe kann nämlich ihre Selbstständigkeit enorm beeinträchtigen. Begleiten Sie Ihren Sprössling bei schwierigen Aufgaben, aber lassen Sie „Junior“ die Lösungen selbst finden. Zeigen Sie, dass Fehler ein natürlicher Teil des Prozesses sind und helfen Sie Ihrem Kind, daraus zu lernen.

Unlust akzeptieren

Es ist völlig normal, dass man gelegentlich keine Lust zum Pauken hat. Eltern und Lehrkräfte sollten diese Gefühle ernst nehmen, anstatt sie abzutun. Zeigen Sie Verständnis und machen Sie klar, dass es okay ist, sich manchmal nicht motiviert zu fühlen. Geben Sie dem Kind die Möglichkeit, seine Unlust zu äußern und suchen Sie gemeinsam nach Ursachen. Kurze Pausen oder ein Wechsel der Methode können Wunder wirken.

Auf die Interessen eingehen
Man beschäftigt sich leichter und lieber mit einem Thema, wenn es einen persönlich interessiert. Die Einbindung der ganz speziellen Vorlieben des Schülers kann alles deutlich spannender gestalten. Wenn ein Schüler sich beispielsweise für Tiere begeistert, könnte das Lernen von Fremdsprachen mit Tiernamen beginnen oder Mathematikaufgaben mit Tierbezug gestaltet werden. Nutzen Sie diese Begierden, um Inhalte spielerisch zu vermitteln.

Sicherheit geben

Kinder brauchen das Gefühl, dass sie in einem geschützten Rahmen üben dürfen. Fehler sollten nicht als Scheitern betrachtet werden, sondern als Möglichkeit, Neues zu lernen. Signalisieren Sie, dass man nicht perfekt sein muss, um erfolgreich zu sein. Sätze wie „Es ist okay, wenn du es nicht gleich verstehst – wir probieren es einfach noch einmal“ vermitteln Sicherheit und fördern das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten.

FAZIT:
Motivation eines Kindes entsteht durch eine Kombination aus individuellem Eingehen auf seine Bedürfnisse, einem strukturierten Umfeld und einem spielerischen Ansatz. Unterstützen Sie Ihren „Schützling“ dabei, Freude am Lernen zu entdecken, indem Sie ermutigen, belohnen und für Fortschritte loben. Gleichzeitig ist es wichtig, das Selbstbewusstsein zu stärken, Leistungsdruck zu vermeiden und Ihre Tochter oder Ihren Sohn eigenständig Erfahrungen machen zu lassen. Akzeptieren Sie auch Phasen der Unlust, gehen Sie auf die Interessen Ihres Nachwuchses ein und geben Sie ihm die Sicherheit, dass Fehler erlaubt sind. So schaffen Sie die Basis für einen wissbegierigen, selbstbewussten jungen Menschen, der Herausforderungen mit Freude begegnet und legen gleichzeitig den Grundstein für eine erfolgreiche Zukunft und die Fähigkeit, ein Leben lang neugierig zu bleiben.