Memmingen: Bundesverdienstkreuz für Professor Jörg Fegert
Kämpfer für eine Kindheit ohne Gewalt
Als „Anwalt“ benachteiligter Jugendlicher und als Kämpfer gegen Kindesmissbrauch ist Professor Jörg Fegert weit über die von ihm geleitete Ulmer Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie/Psychiatrie bekannt.
Professor Jörg Fegert hat ab 2001 die Ulmer Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie/Psychotherapie aufgebaut. Als Wissenschaftler verfasste der Mediziner Standardwerke seines Fachs und er ist aktuell Sprecher für den Bereich Psychotraumata im Ulmer Zentrum für Traumaforschung, in dem der Sonderforschungsbereich 1149 angesiedelt ist. Der Sprecher des Kompetenzzentrums Kinderschutz in der Medizin in Baden-Württemberg beforscht Ursachen sexuellen Missbrauchs und hat mit seinem Team erfolgreiche E-Learningangebote erarbeitet – zum Beispiel um frühe Hilfen durch Ärzte und Therapeuten zu ermöglichen. Darüber hinaus initiierte der Klinikdirektor das bundesweit erste Projekt zu sexuellem Missbrauch in Institutionen.
Neben Forschung und Lehre ist Jörg Fegert Vorsitzender im Wissenschaftlichen Beirat für Familienfragen des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, er ist Gründungsmitglied der Deutschen Traumastiftung und gehört zahlreichen Kinderschutzorganisationen an, teilweise in leitender Funktion – darunter ist das deutsche UNICEF-Komitee, die World Childhood Foundation und etwa die Stiftung „Achtung, Kinderseele“. „Das gewaltfreie und gesunde Aufwachsen von Kindern ist mir eine Herzensangelegenheit. Ich freue mich, wenn unsere Arbeit durch das Bundesverdienstkreuz zusätzliche Aufmerksamkeit und Unterstützung erhält: Kinderschutz sollte in Deutschland eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe sein und ein Aufwachsen ohne Gewalt selbstverständlich“, so Fegert. Denn nicht selten leiden traumatisierte Jugendliche auch noch im Erwachsenenalter unter dem Erlebten.
Die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes im Zuge des Kamingesprächs war eingebettet in Ansprachen des Ulmer Universitätspräsidenten Professor Michael Weber und von Professor Tobias Banaschewski, stellvertretender Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie. Dazu kamen Fachvorträge und eine prominent besetzte Podiumsdiskussion zum Thema „Gewaltfreies Aufwachsen als nachhaltiges Entwicklungsziel“. Das Kamingespräch bildete den Auftakt der Tagung „Traumasensible Jugendhillfe“ im Ulmer Stadthaus.