Schnelles Kennenlernen für Chef und Schüler

Speed-Dating gab Mittelschülern guten Überblick für die Berufswahl

Wer wird was? Etliche Schüler der Mittelschulen in Hollenbach, Aindling und Pöttmes sind jetzt einen Schritt weiter bei der Frage, wie es nach der Schulzeit weitergehen soll. Beim Speed-Dating am Berufsorientierungsabend konnten sie sich einen Überblick über verschiedene Berufe verschaffen und herausfinden, was Chefs an ihren künftigen Lehrlingen schätzen und was nicht. So sagte etwa Personalentwicklerin Jana Steinhart vom Elektro-Großhändler Sonepar in Augsburg: "Wichtig ist, dass es demjenigen Spaß macht. Die Schulzeugnisse spielen nicht die wichtigste Rolle." Friedrich Käufer von Aldi betonte, dass seine Firma mehr bezahlt als vom Tarif vorgesehen, betonte aber auch: "Unsere Azubis werden schon gefordert. Und sie müssen hineinpassen." Man erwarte selbstständiges, schnelles Arbeiten und einen freundlichen Umgang mit den Kunden. "Wir sind an den Mittelschülern interessiert, weniger an den Realschülern und Gymnasiasten." Da geht es Zimmerermeister Christian Sauerlacher aus Motzenhofen ganz genauso: Er sucht weniger die angehenden Akademiker, sondern Lehrlinge, die auch bei miesem Wetter auf der Baustelle zupacken. Er schwärmt den Schülern vor, wie angenehm der Werkstoff Holz zu verarbeiten ist; und Zimmerer sei halt "der schönste Beruf, den es gibt."
Nicht nur das Schönste finden, sondern das Passende: darum geht es beim Speed-Dating, dem schnellen Kennenlernen verschiedener Menschen auf Partnersuche. Das wäre auch was für Chefs und Schüler, dachten sich Sandra Kratz, Gabriele Fendt und Susanne Lehrer. Die drei sind an den Mittelschulen Hollenbach, Aindling und Pöttmes dafür da, dass es für die Schüler nach dem Abschluss der Schulzeit nahtlos weitergeht. Sie sorgen dafür, dass die Absolventen eine Lehrstelle finden oder ein anderes Ziel vor Augen haben, das sie über eine weiterführende Schule oder einen anderen Bildungsweg anstreben. 
Daher organisierten die drei Pädagoginnen zum dritten Mal einen Abend der Berufsorientierung; diesmal waren insgesamt 14 Aussteller vertreten, die den Schülern verschiedene Berufsbilder vorstellen konnten. Der Abend der Berufsorientierung hat somit auch etwas Routine - "inzwischen haben wir uns bei den Firmen einen Namen gemacht", sagt Gabriele Fendt, die an der Mittelschule Aindling tätig ist. Gemeinsam mit ihrer Kollegin Sandra Kratz ist sie beim Erziehungs- und Jugendhilfeverbund EJV Aichach-Friedberg der Katholischen Jugendfürsorge angestellt, um die Schüler zu motivieren und zu unterstützen. Kollegin Susanne Lehrer von der Mittelschule Pöttmes ist ebenfalls mit im Boot, die drei Mittelschulen arbeiten im Schulverbund zusammen. Seit November hatten sie geplant, seit Februar in der heißen Phase alles organisiert. Mit Erfolg, denn weit über 200 Schüler und Eltern kamen, um sich unverbindlich umzusehen, einen Eindruck von den verschiedenen Berufen und Firmen zu bekommen und Kontakte zu knüpfen.
Viele der Neuntklässler haben schon einen Lehrvertrag ab Herbst unterschrieben oder Pläne mit weiterführenden Schulen; sie wissen durch ihre Praktika und die Gespräche mit den Klassenkameraden, was sie erwartet. Große Augen machten hingegen die Siebt- und Achtklässler, wenn die Firmenvertreter die Lehrlingsgehälter nannten: mehrere hundert Euro im Monat, im dritten Lehrjahr darf dann und wann auch schon vierstellig sein. Was der Unterschied zwischen Brutto und Netto ist, war sicher nicht allen klar - aber egal, auf jeden Fall kriegt man Geld für seine Arbeit. Klar wird aber auch: die Geburtenjahrgänge werden kleiner, und damit die Zahl der Bewerber auch. Modeberufe sind schnell überlaufen, und angesichts der guten Wirtschaftslage suchen alle Firmen Mitarbeiter, um auch künftig bestehen zu können. Manche Arbeitgeber mit Geld bieten - zum Beispiel - eben übertarifliche Bezahlung oder für besonders gute Abschlussnoten am Ende der Lehrzeit eine Prämie an. Andere schwärmen davon, welche Karriereschritte man nach der Lehre erreichen kann - das ist für die Schüler noch sehr weit weg. Welche Blüten das treiben kann, sieht man bei der Altersvorsorge: Manche Firmen bringen ihre betriebliche Alterssicherung ins Spiel, wenn sie um Lehrlinge werben - sicherlich ein wichtiger Aspekt, allerdings für zwölf- bis vierzehnjährige Jugendliche ziemlich weit hergeholt.