Simon Sezemsky ist wieder ein Panther

Pure Lust auf Eishockey

Eishockey Verteidiger Simon Sezemsky war schon zwischen 2016 und 2021 für die Augsburger Panther im Einsatz, stieg damals zum Nationalspieler auf (17 Länderspiele, fünf Punkte). Dann ging es für ihn für je eine Spielzeit zu den Iserlohn Roosters und den Löwen Frankfurt. Jetzt ist der gebürtige Münchner, der in Füssen aufwuchs, zurück. Warum, welche Ziele er noch hat, aber auch, was er zum typischen Kabinengeruch beim Eishockey sagt und mehr, darüber sprach TRENDYOne Reporterin Kleo mit ihm.

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Bild: Thorsten Franzisi / Sport in Augsburg
Hallo Simon, wir haben uns ja bereits beim Panther Pur Einbrauen kennengelernt und ausgetauscht. Aber nochmals für unsere Leser: Warum ging es für Dich wieder zurück nach Augsburg?

Bei den Panthern hat meine Karriere Fahrt aufgenommen, ich hatte hier eine großartige Zeit. Ich hatte zwar letztes Jahr in Frankfurt auch eine erfolgreiche Saison. Aber nichtsdestotrotz den Kontakt zu Augsburg nie verloren. Um die Weihnachtszeit wurde er wieder intensiver, als ich in Frankfurt allein, ohne die Familie war. Ich habe zu dieser Zeit meine Frau und die Kinder sehr selten gesehen. Das war nicht so easy und ich befasste mich damit, wieder näher im Süden zu sein. Dass es dann hier wieder geklappt hat, war natürlich eine leichte Entscheidung. In acht, neun Monaten Saison verpasst man nämlich sonst schon viel an Entwicklung bei seinen Kindern.
(Anmerkung: Simon hat mit Ehefrau Carolin die beiden Söhne Luis (5) und Max (2))
 
Du kommst ja aus Füssen, aus einer Eishockey-Stadt. Wie war das bei Dir als Kind, hattest Du damals schon Ambitionen in Augsburg zu spielen?
 
In Füssen, in meinem Heimatverein wird ja drittklassig gespielt, seit ich denken kann. Und klar richtet sich der Blick dann in die Top Liga,  von dort automatisch nach München und Augsburg . Ich war als kleiner Bub oft mit meinem Vater hier, habe Spiele der Panther in der DEL angeschaut. Einen Wechselwunsch damals gab es aber noch nicht, da wollte man erst abwarten, ob man überhaupt den Sprung ins Herren-Profi_Eishockey schafft. Ich habe dann parallel eine Ausbildung gemacht und abgeschlossen. Ich bin dann aber über Ravensburg, 2. Bundesliga damals, über eine Kooperation, eine Förderlizenz, mit dem AEV ins Boot gerutscht.

Ab wann war für Dich klar, dass Eishockey spielen Dein Beruf wird?

Das kam relativ schnell, als ich mit meinen trotz erst 18,19 Jahren merkte, dass ich Eishockey mit meinem Bürojob nicht mehr vereinbaren konnte. Der Zeitaufwand für das Training und die Reisen wurde immer größer je professioneller es wurde. Ich muss mich da auch noch bei meinem damaligen Ausbilder bedanken, der mich immer freistellte, gerade wenn wir Sonntagnacht spät nach Hause kamen. Es kristallisierte sich dann schnell heraus, dass vielleicht nach der Ausbildung das Weiterarbeiten nicht mehr sein müsste. Ich schloss die Ausbildung ab, arbeitete noch 2 Tage die Woche, aber dann war es klar.

Für mich immer wieder faszinierend, Ihr reist viel in der Saison. Nervt das nicht ab und an?

Das Reisen ist schon eine Komponente, die einem ein paar Prozent Kraft nimmt, wenn man sechs bis acht Stunden auf der Stelle sitzt. Wir haben allerdings den großen Vorteil , dass wir alle langen Reisen einen Tag vorher antreten. In der 2. Liga kommst Du nach acht Stunden aus dem Bus und spielst. Wir reisen schon angenehmer, nichtsdestotrotz es strapaziert. Im Bus haben wir Klappmatratzen, und IPads und Co. zum Abschalten oder lesen. Man kann sich natürlich nicht so viel bewegen.

In der Außenwirkung sieht das ja immer für so manchen nach einem angenehmen Arbeitstag aus.
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Aber es ist schon eine physische und psychische Belastung?

Man muss einfach lernen, seinen Körper zu einer bestimmten Zeit auf Maximaltemperatur zu fahren, dass man zwischen den Ohren und körperlich komplett da bist. Wir müssen nicht darüber sprechen wie schnell die Sportart ist, Bruchteile einer Sekunde entscheiden auf dem Eis. Vielleicht wird das ab und an außer Acht gelassen.

Wie regenerierst Du privat? Ist da Eishockey eher Nebensache?

Eishockey ist bei mir nie so wirklich aus dem Kopf. Ich schau mir das Spiel danach nochmals an, auch andere Spiele in der Zusammenfassung. Ich kann gut einschlafen nach Spielen. Klar braucht es Zeit, die Aufregung, den Lärm in der Halle, gerade wenn es zuhause still ist, zu verarbeiten.

Und Deine Familie ist dann auch eine richtige Eishockey-Familie?

Der Große ist in der Laufschule, beim Kleinen lassen wir uns überraschen. Ich bringe es ihnen gern bei, wenn sie es möchten, aber ich lege es nicht darauf an. Wobei die Kinder sich schon beschweren, dass den ganzen Tag nur Sport läuft.

Wenn Du auf Deine Zeit in der Nationalmannschaft zurückblickst, was gab Dir das?

Eine coole Erfahrung, bei der ich viele andere Jungs auf absolutem Top-Niveau kennengelernt und mit ihnen zusammen gespielt habe. Auch die Spiele gegen andere Nationen, die man nur aus dem TV kannte, das war schon klasse. Ein absoluter Traum, einmal den Adler auf der Brust zu haben.

Wo hast Du denn zum ersten Mal auf Schlittschuhen gestanden, in der Halle oder auf dem zugefrorenen See?

Ich meine schon auf dem See. Der Kontakt zum Eishockey kam über meinen Vater, der die erste Mannschaft in Füssen medizinisch, physiotherapeutisch betreute. Er nahm mich immer mit, über die Laufschule ging es los, wobei ich alle anderen Sportarten, die in Füssen angeboten wurden, gemacht: Turnen, Baseball , Schwimmen, Fußball natürlich, aber Eishockey ist immer am Präsentesten gewesen und geblieben.

Und was gibt Dir ganz persönlich das Eishockey?

90 Prozent meines heutigen Freundeskreises sind Spieler, mit denen ich im Füssener Nachwuchs auf dem Eis stand. Es spielen zwar kaum noch welche, aber das Teamgefühl, die Verbundenheit ist im Eishockey besonders.

War auch mal die Ambition vorhanden, ins Ausland zu gehen?
Und was sind Deine Ziele?

Einmal gab es die Option in meiner Jugend, aber ich hatte schlicht nicht die Eier dazu, in so jungen Jahren über den Teich zu gehen. Ob das rückwirkend gut oder schlecht für meine Karriere war, sei dahin gestellt. Ich bin sicher noch ein paar Jährchen im Geschäft, und wer weiß, was noch kommt für die letzten Jahre. Ich denke und hoffe aber, dass ich so lange wie möglich im deutschen Profi-Eishockey aktiv bin, am liebsten hier in Augsburg viele und wenn sich eine Tür am Ende meiner Zeit öffnet, würde ich noch gern ein Jährchen im Ausland spielen.

Eine Frage treibt mich um, ich habe ja schon ab und an bei Führungen die Kabine besuchen können. Nun, sagen wir mal so, da herrscht schon ein besonderer Eigenduft. Gewöhnt man sich daran?

Es gibt einige Ausrüstungs-Gegestände, die nicht gewaschen werden können, mein Brustschutz etwa. Man gewöhnt sich daran, aber alles, was wir waschen können, wird täglich gewaschen. Wir schwitzen natürlich viel.

Ich hoffe, Du siehst mir diese Frage nach.

Ja klar, meine Frau empfindet das auch so, wenn sie in die Kabine kommt.
Aber wenn ich nicht an meine Augen erinnere, da wurden einmal pro Woche die Schwitzunterwäsche, die Trikots und Handtücher gewaschen, das war schon Hardcore. Aber hier haben wir riesige Ventilatoren und ein Lüftungssystem in der Kabine. Auf Hygiene wird schon mittlerweile viel Wert gelegt.

Hat sich auch auf dem Eis etwas in den Jahren verändert? Stichwort harter Bodycheck!

Es geht niemand ins Spiel und sagt sich, heute schnappe ich mir einen, um ihm die Zähne auszuschlagen. Die Sportart ist einfach so viel schneller geworden als noch vor einigen Jahren, es ist alles taktischer geprägt. Die Härte findet für den Zuschauer nicht mehr so sichtbar statt, da man nicht mehr Kopf voraus in einander rennt. Es ist von der körperlichen Belastung so viel intensiver, dass man die harten Checks eher durch Laufarbeit und leichte Checks ersetzt, um den Gegner von der Scheibe trennt.

Nun wir freuen uns, Dich auch weiterhin auf dem Eis imTrikot der Panther zu sehen und in 2023 wirst Du ja auch noch Dein 300 DEL-Spiel absolvieren.