Ulm wird Standort des Deutschen Zentrums für Kinder- und Jugendgesundheit
In der Kindheit die Weichen für ein gesundes Erwachsenenleben stellen
Ein Meilenstein für die Ulmer Universitätsmedizin und für die Gesundheit Heranwachsender: Wie Bundesforschungsministerin Anja Karliczek nun bekanntgab, wird Ulm einer von sieben Standorten des neu eingerichteten Deutschen Zentrums für Kinder- und Jugendgesundheit (DZKJ). Der Forschungsschwerpunkt des Standorts „Ulm Child Health“ (UCH) liegt auf der Entwicklung von Körpersystemen, die mit häufigen Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter assoziiert sind, und die grundlegende Bedeutung für ein gesundes Erwachsenenleben haben. Dafür bündeln Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der federführenden Ulmer Universitätsklinik für Kinder- und Jugendmedizin, der Medizinischen Fakultät sowie Uni-Forschende aus Psychologie, Naturwissenschaften und Informatik ihr Wissen.
Mit dem Standort Ulm Child Health sind Universität und Universitätsklinikum Teil des neuen ortsübergreifenden Zentrums für Kinder- und Jugendgesundheit mit deutschlandweit nur sieben Standorten. Angelehnt an die bereits etablierten Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung reicht das Aufgabenspektrum des DZKJ von der Grundlagenforschung zur Entwicklung im Kindes-und Jugendalter und klinischen Studien bis hin zu Präventionsprogrammen. Professor Martin Wabitsch, stellvertretender Koordinator des Ulmer Standorts, beschreibt die Ausgangslage im deutschen Gesundheitssystem: „Die besonderen Aspekte insbesondere der Entwicklung Kinder und Jugendlicher werden in der Forschung und in der Versorgung häufig nicht ausreichend berücksichtigt. Dies betrifft auch etablierte Diagnostik- und Therapieverfahren. Dabei werden in der Kindheit und Jugend die Weichen für ein gesundes Leben gestellt.“ Um die Versorgung Heranwachsender ganzheitlich zu optimieren, bündeln die besten nationalen Forschungsstandorte ihre Expertise zukünftig im Deutschen Zentrum für Kinder- und Jugendgesundheit.
Im Mittelpunkt des Ulmer Konzepts stehen Schlüsselkomponenten der Kinder- und Jugendgesundheit und deren Entwicklung: Hormonsystem und Stoffwechsel, Immunsystem und Körperabwehr sowie psychische Gesundheit. So beginnt das Forschungsinteresse bereits bei der Entwicklung im Mutterleib und in der frühen Kindheit. Konkrete Schwerpunkte des Ulmer Konsortiums reichen von Erkrankungen des Immunsystems mit seiner Bedeutung für Autoimmunerkrankungen und Krebsentstehung über Zelltherapie-Ansätze bis hin zur Erforschung und Behandlung von Stoffwechselstörungen und Adipositas – immerhin eines der größten Gesundheitsprobleme deutscher Heranwachsender. Bei der Bewältigung bereits bestehender Krankheiten könnten digitale Interventionen oder spezielle Smartphone-Apps helfen. Daher gehören Expertinnen und Experten aus den Bereichen digitale Gesundheitsförderung, Data Science sowie Mensch-Maschine-Interaktion zum Ulmer Standort. Weitere Forschungsgebiete umfassen psychische Erkrankungen als immun-metabolische Störungen, ethische Aspekte und die bundesweit herausragende Expertise im Querschnittsfach Epigenetik.
Insgesamt wird das Ulmer Konsortium von umfangreichen nationalen Registern am Standort profitieren, in denen Patientendaten zu Diabetes oder etwa krankhaftem Übergewicht zusammengetragen worden sind. Dazu kommen große Biobanken und Kohortenstudien – allen voran zwei Langzeiterhebungen von der Geburt bis ins Erwachsenenalter sowie Präventionsstudien in Kindergärten und Schulen. Ein detailliertes Forschungsprogramm für Ulm Child Health soll bis Jahresende gemeinsam mit den anderen Standorten erstellt werden. An der Entwicklung dieses Konzepts und an der späteren Kommunikation sind auch Elternvertreterinnen und -vertreter beteiligt. „Die Bewilligung des Standorts Ulm Child Health ist eine Auszeichnung für die beteiligten, interdisziplinären Forschenden und dokumentiert darüber hinaus die Stärke der Ulmer Universitätsmedizin“, betont Professor Thomas Wirth, Dekan der Medizinischen Fakultät.
Zweiter Erfolg: Beteiligung am Deutschen Zentrums für Psychische Gesundheit
Neben der Bekanntgabe der neuen DZKJ-Standorte hatte Bundesforschungsministerin Anja Karliczek eine weitere positive Nachricht für die Universität Ulm. Gemeinsam mit dem federführenden Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim und Heidelberger Kollegen tragen Ulmer Forschende zum Aufbau des neuen Deutschen Zentrums für Psychische Gesundheit (DZP) bei. Schwerpunkt des Mannheimer Standorts ist die soziale Interaktion in besonders relevanten Zeitabschnitten, insbesondere bei früher Traumatisierung oder in der Jugend. „Die Beteiligung an gleich zwei nationalen Zentren im Bereich Gesundheitsforschung – in einem Fall sogar als Gesamtstandort – ist ein riesiger Erfolg für die Universität Ulm. Ein Glücksfall ist zudem die Tatsache, dass es signifikante personelle und thematische Überschneidungen gibt, so dass sich die künftigen Forschungsvorhaben gegenseitig befruchten“, erklärt Universitätspräsident Professor Michael Weber. Über den engen Zusammenschluss der DZKJ-Standorte hinaus soll es auch mit den anderen Deutschen Zentren für Gesundheitsforschung einen engen Austausch geben. Denn diese Initiativen verfolgen ein gemeinsames Ziel: die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in allen Entwicklungsphasen zu verbessern.
Zum Hintergrund: Deutsches Zentrum für Kinder- und Jugendgesundheit
Das neue Deutsche Zentrum für Kinder- und Jugendgesundheit (DZKJ) wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Die Schwerpunkte der sieben Standorte reichen von der Krankheitsentstehung bis zur Präventions-, Diagnose- und Therapieforschung. Dazu kommen übergeordnete Fragestellungen wie Zusammenhänge psychischer und körperlicher Erkrankungen. Standortübergreifend werden Kinder- und Jugendliche ganzheitlich in ihrer jeweiligen Lebensphase betrachtet – jetzt wird ein Gesamtkonzept erstellt. Grundsätzlich soll das DZKJ komplementär zu den bestehenden Deutschen Zentren für Gesundheitsforschung aufgebaut werden. Insbesondere in den Bereichen Diabetes-, Krebs- oder Lungenforschung wird eine enge Zusammenarbeit angestrebt. Darüber hinaus soll eine gemeinsame Forschungsplattform zwischen DZKJ und dem Deutschen Zentrum für Psychische Gesundheit entstehen, an dem ebenfalls Ulmer Forschende beteiligt sind. Die Gesamtfördersumme der sieben DZKJ-Standorte beläuft sich voraussichtlich auf bis zu 30 Millionen Euro pro Jahr.