Was sind ETFs? Funktionsweise, Vorteile & Nachteile

Für Anfänger geeignet

Die Frage ist so aktuell wie nie: Wie kann man sein Geld einfach und kostengünstig investieren? Für viele junge Erwachsene und Einsteiger erscheinen ETFs (Exchange Traded Funds) als eine vielversprechende Lösung. Doch was genau steckt hinter diesem Begriff? Und warum sind ETFs für viele Anleger so attraktiv?

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Bild: stock.adobe
Was sind ETFs?
ETFs sind börsengehandelte Fonds, die einen Index wie den DAX, S&P 500 oder MSCI World nachbilden. Im Gegensatz zu aktiv gemanagten Fonds, bei denen ein Fondsmanager versucht, durch gezielte Auswahl von Wertpapieren eine höhere Rendite zu erzielen, verfolgen ETFs eine passive Strategie. Sie bilden die Zusammensetzung eines Indexes 1:1 ab und versuchen nicht, den Markt zu schlagen, sondern seine Performance widerzuspiegeln. Ein Beispiel ist der DAX-ETF – er enthält die 40 größten Unternehmen Deutschlands. Steigt der DAX, steigt auch der Wert des ETFs. Fällt der Index, sinkt der ETF entsprechend.

Warum sind ETFs so beliebt?
Diese einfache Struktur macht ETFs besonders attraktiv für Anfänger. Einer der Hauptgründe für ihre Beliebtheit ist die Kosteneffizienz. Da ETFs nicht aktiv gemanagt werden, fallen hierbei geringere Verwaltungskosten an. Die sogenannten Gesamtkostenquoten (TER, Anteil der jährlichen Kosten im Verhältnis zum investierten Vermögen) liegen oft unter 0,5 Prozent, während aktive Fonds häufig 1 bis 2 Prozent kosten.

Neben den Kosten überzeugt auch die Diversifikation: Mit nur einem ETF kann man in hunderte oder sogar tausende Unternehmen investieren. Das verringert das Risiko, da Verluste einzelner Unternehmen durch Gewinne anderer ausgeglichen werden können. Transparenz und Flexibilität sind weitere Vorteile. Die Zusammensetzung eines ETFs ist jederzeit einsehbar, da sie dem zugrundeliegenden Index entspricht. Anleger wissen also genau, in welche Werte sie investieren. Zudem werden ETFs an der Börse gehandelt und können wie Aktien gekauft und verkauft werden.

Wie gelingt der Einstieg in ETFs?
Der Einstieg in Exchange Traded Funds ist einfacher, als viele denken. Zunächst benötigt man ein Depot bei einer Bank oder einem Online-Broker. Die meisten Banken und Online-Plattformen bieten Depots an, wobei Online-Broker oft mit günstigen Gebühren punkten. Nach der Depoteröffnung geht es um die Auswahl des passenden ETFs. Es gibt ETFs für nahezu jeden Index und jede Branche. Zu den beliebtesten gehören ETFs auf den MSCI World (weltweite Aktien), den S&P 500 (US-Aktien) oder den DAX (deutsche Aktien). Für Anleger, die regelmäßig investieren möchten, sind Sparpläne eine gute Wahl. Sie erlauben es, monatlich einen festen Betrag zu investieren. Dadurch reduziert sich das Risiko von Fehlentscheidungen durch ungünstige Einstiegszeitpunkte.

Welche Risiken sind zu beachten?
Doch auch wenn ETFs als sicher und einfach gelten – es gibt ein paar Risiken, die bedacht werden sollten. Zum einen spiegeln sie die Entwicklung des Marktes wider. Fällt der Index, fällt auch der ETF. Eine breite Diversifikation hilft, Verluste abzufedern, kann sie aber nicht komplett verhindern. Bei ETFs auf internationale Indizes kann die Wertentwicklung durch Wechselkursveränderungen beeinflusst werden. Außerdem gibt es verschiedene Ansätze zur Indexnachbildung. Physische ETFs kaufen tatsächlich die im Index enthaltenen Aktien, während synthetische ETFs mit Derivaten arbeiten. Letztere bergen daher ein gewisses Kontrahentenrisiko, da sie von der Zahlungsfähigkeit des Partners abhängen, der die Derivate bereitstellt.

Eine weitere Herausforderung ist das sogenannte „Tracking Error“: die Abweichung des ETF von der tatsächlichen Indexentwicklung. Gründe hierfür können Kosten, steuerliche Effekte oder Probleme bei der Replikation sein. Anleger sollten sich bewusst sein, dass selbst bei einem Indexfonds geringe Unterschiede zwischen Index- und ETF-Performance auftreten können.

Wie findet man den passenden ETF?
Die Auswahl des passenden ETFs hängt stark von persönlichen Zielen und der Risikobereitschaft ab. Wer breit gestreut investieren möchte, wählt häufig einen globalen ETF wie den MSCI World oder den FTSE All-World. Sie umfassen tausende Unternehmen aus verschiedenen Ländern und Branchen. Es gibt aber auch spezialisierte ETFs, die sich auf bestimmte Branchen wie Technologie, Gesundheit oder erneuerbare Energien konzentrieren. Solche thematischen ETFs sind oft riskanter, da sie weniger diversifiziert sind. Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Kostenstruktur. Neben der TER sollten nämlich auch Handelsgebühren und etwaige Steuern berücksichtigt werden.

Ein weiterer Aspekt ist die Wahl zwischen ausschüttenden und thesaurierenden ETFs. Ausschüttende ETFs zahlen Dividenden direkt an die Anleger aus, thesaurierende ETFs hingegen reinvestieren die Erträge automatisch. Letztere eignen sich besonders für langfristige Anlagen, da sie den Zinseszins-Effekt verstärken können. Auch die geografische Ausrichtung eines ETFs sollte sorgfältig geprüft werden. Regionale ETFs wie ein Europa- oder Asien-ETF bieten eine gezielte Diversifikation, sind aber anfälliger für wirtschaftliche und politische Risiken in der jeweiligen Region.

Steuerliche Aspekte bei ETFs
In Deutschland unterliegen ETFs der Abgeltungssteuer – sie beträgt pauschal 25 Prozent auf Kapitalerträge wie Kursgewinne, Dividenden und Ausschüttungen. Es gibt jedoch einen Steuerfreibetrag von 1.000 Euro pro Jahr (Stand 2025). Wichtig ist auch hier, zwischen ausschüttenden und thesaurierenden ETFs zu unterscheiden: Während erstere Dividenden direkt an die Anleger auszahlen, reinvestieren thesaurierende ETFs die Erträge automatisch. Anleger sollten daher überlegen, welche Variante besser zu ihren persönlichen Zielen passt.

Eine Besonderheit bei ETFs ist die sogenannte Vorabpauschale: Diese fällt bei thesaurierenden ETFs an und wird vom Finanzamt auch dann erhoben, wenn keine tatsächliche Ausschüttung erfolgt. Sie ist jedoch in der Regel gering und wird auf den Steuerfreibetrag angerechnet.

ETFs als langfristige Geldanlage
ETFs eignen sich nicht nur gut für kurzfristige Ziele, sondern auch hervorragend für die langfristige Vermögensbildung. Durch den Zinseszins-Effekt können selbst kleine monatliche Sparraten über Jahrzehnte zu beachtlichen Beträgen anwachsen. Ein einfaches Beispiel verdeutlicht das: Wer 25 Jahre lang monatlich 100 Euro in einen ETF mit einer durchschnittlichen Rendite von 6 Prozent investiert, kann am Ende über 58.000 Euro an Vermögen aufgebaut haben. Werden die Beträge erhöht oder die Laufzeit verlängert, steigt das Endvermögen entsprechend.

Langfristiges Investieren bietet zudem den Vorteil, Marktschwankungen besser auszugleichen. Historisch gesehen haben Aktienmärkte trotz kurzfristiger Rückgänge langfristig oft positive Renditen erzielt. Ein disziplinierter Sparplan, kombiniert mit einer diversifizierten ETF-Auswahl, kann Anlegern helfen, finanzielle Ziele wie die Altersvorsorge zu erreichen.

Nachhaltige ETFs als Alternative
ETFs bieten auch eine Möglichkeit, soziale oder ökologische Werte in die Geldanlage zu integrieren. Immer mehr Anbieter bieten ETFs an, die sich auf nachhaltige Investitionen konzentrieren. Diese sogenannten ESG-ETFs (Environmental, Social, Governance) legen ihr Geld in Unternehmen an, die bestimmte Nachhaltigkeitsstandards erfüllen. Für viele Anleger ist dies ein Weg, Rendite und Verantwortung zu kombinieren.

Bei der Auswahl nachhaltiger ETFs sollten Anleger jedoch darauf achten, wie streng die jeweiligen ESG-Kriterien angewendet werden. Manche Fonds verwenden lediglich Ausschlusskriterien, während andere gezielt in Unternehmen mit einem hohen Nachhaltigkeitsrating investieren. Auch die Transparenz der Anbieter spielt eine wichtige Rolle, um sicherzustellen, dass die Investitionen tatsächlich den gewünschten Effekt haben.

Tipps 

Zum Abschluss sind hier noch einige praktische Tipps, um das Beste aus der Geldanlage mit ETFs herauszuholen:

1. Ziele klar definieren

Vor der Auswahl eines ETFs sollte festgelegt werden, ob das Ziel der langfristige Vermögensaufbau, die Altersvorsorge oder eine kurzfristige Rendite ist. Breite, global diversifizierte ETFs wie der MSCI World sind etwa ideal für langfristige Strategien.

2. Sparpläne einsetzen

Sparpläne ermöglichen regelmäßige Investitionen und reduzieren das Risiko eines ungünstigen Einstiegszeitpunkts. Selbst kleine Beträge können durch den Cost-Average-Effekt langfristig eine beachtliche Summe erreichen.

3. Kosten genau vergleichen

Neben der Gesamtkostenquote (TER) sollten auch Handels- und Sparplangebühren berücksichtigt werden. Günstige ETFs und eine kosteneffiziente Depotplattform tragen erheblich zur langfristigen Rendite bei.

4. Diversifikation beachten

Ein global diversifizierter ETF reduziert Risiken erheblich. Zur weiteren Absicherung können ETFs auf andere Anlageklassen wie Anleihen oder Immobilien sinnvoll sein.

5. Langfristige Strategie verfolgen

Kurzfristige Marktschwankungen sollten nicht zu überstürzten Entscheidungen führen. Ein disziplinierter Ansatz und der Fokus auf langfristige Ziele helfen, den Zinseszins-Effekt voll auszuschöpfen und von einer potenziellen Markterholung zu profitieren.

6. Tracking Error prüfen

Bei der Auswahl eines ETFs sollte die Abweichung zwischen der Index- und ETF-Performance (Tracking Error) berücksichtigt werden. Ein geringer Tracking Error zeigt, dass der ETF den Index zuverlässig nachbildet.

FAZIT:
ETFs (Exchange Traded Funds) bieten eine einfache und kostengünstige Möglichkeit, in den Kapitalmarkt zu investieren. Besonders für Einsteiger sind sie ideal, da sie Diversifikation, Transparenz und Flexibilität kombinieren. Allerdings sollten auch Risiken bedacht und eine passende Anlagestrategie gewählt werden. Mit ETFs können sowohl kurzfristige als auch langfristige Ziele erreicht werden – ein erster Schritt in Richtung finanzieller Unabhängigkeit, der sich durch langfristiges Engagement auszahlen kann. |Text: Vera Mergle