Weihnachten nach der Trennung: Das Fest mit Kindern feiern

So gelingt es

Viele Kinder bekommen einen verträumten Blick, wenn sie an all die wunderbaren Weihnachtsrituale denken: Papa stellt fluchend den Baum auf, der trotz etlichen Richtungswechseln schließlich schief im Wohnzimmer steht. Mama saugt konzentriert die Spur aus Tannennadeln auf. Es werden Plätzchen gebacken und zusammen über den Weihnachtsmarkt geschlendert – Hand in Hand. Leckere Düfte erfüllen das Haus, alle rücken näher zusammen. Weihnachten ist ein Familienfest. Aber was, wenn die Familie sich verändert? Wenn auf einmal jemand fehlt? Es ist nur zu erahnen, wie Kinder diese Leere empfinden, die entsteht, wenn die eigenen Eltern sich trennen. Der verträumte Blick wird wehmütig. Wie können diese Kinder trotzdem ein schönes Weihnachtsfest erleben? Wir haben ein paar Ideen und Möglichkeiten im Gepäck – für Weihnachten mit Schleife drum. 

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Das erste Weihnachten nach einer Trennung oder gar einer Scheidung ist für Kinder besonders schwierig. Liebgewonnene Traditionen müssen meist verändert oder sogar ganz über Bord geworfen werden. Die neue Situation ist besonders herausfordernd, wenn das Paar im Streit auseinandergegangen ist. Ebenso werden sich kommende Weihnachtsfeste wandeln: mit der Zeit können neue Partner, Stiefkinder oder weitere Kinder zur Familie hinzukommen. Gemeinsame Weihnachtsfeiertage zu organisieren kann zwar schwierig sein, aber trotzdem gelingen. 

So können frisch getrennte Paare mit Kindern feiern

Die Wünsche der Kinder sollten bei der Planung der Weihnachtsfeiertage mit einbezogen werden. Die Frage „mit wem möchtest Du lieber Weihnachten feiern?“ darf dabei tunlichst vermieden werden, denn der Nachwuchs wird bei so einer gewichtigen Frage meist überfordert. Kinder lieben beide Elternteile und möchten niemanden traurig machen. Sollte Ihr Kind jedoch von sich aus eine Präferenz äußern, heißt es: Zähne zusammenbeißen, liebevoll sein und es akzeptieren. Hier kommen drei Möglichkeiten für besinnliche Festtage: Zusammen feiern, gegenseitiger Weihnachtsbesuch oder abwechselnd Weihnachten feiern. Tipp: Entwickeln Sie zudem neue Weihnachtsrituale - diese schaffen Sicherheit und Geborgenheit und bringen Vorfreude.

Zusammen feiern: Es gibt Eltern, die erst nach der Trennung merken, wie leicht und gut sich dieser schwere Schritt nun anfühlt. So gelingt es getrennten Paaren, welche die Scheidung letztlich als Erleichterung empfinden, Freunde zu werden – auch den Kindern zuliebe. Ist diese Ausgangslage gegeben, kann es harmonisch sein, Weihnachten zusammen zu verbringen. Obacht: Bei den Kindern dürfen keine falschen Hoffnungen geweckt werden, dass Eltern wieder zusammenleben. Sollte Ihr Kind große Schwierigkeiten haben, sich mit der neuen Familienstruktur zu arrangieren, könnte die zeitweilige Rückkehr in die vergangene Familiensituation zu schmerzlich sein. 

Kompromisslösung: Der Weihnachtsbesuch. Ist ein gemeinsames Weihnachtsfest keine Option, kann ein Weihnachtsbesuch ein Lösungsweg sein. Hat zum Beispiel der Papa die gemeinsame Wohnung verlassen, kann dieser zu einem abgesprochenen Zeitpunkt an Weihnachten zu Besuch kommen, Geschenke überreichen und Zeit mit den Kindern verbringen. So ist der gemeinsame Zeitrahmen überschaubar und die Mama kann sich in dieser Zeit sogar dezent zurückziehen, sollte der Raum für beide Ex-Partner zu klein werden. 

Geteiltes Leid ist halbes Leid? Das geteilte Weihnachtsfest. Was sich auf dem Papier vielleicht fair anhören mag, ist im realen Leben oft eine eher unelegante Lösung. Zunächst die Erklärung: Die Weihnachtsfeiertage mit Kind werden unter den Eltern aufgeteilt. So auch beispielsweise die jeweiligen Besuche bei den Großeltern. Da der Heilige Abend eine ganz besondere Bedeutung hat, kann sogar dieser aufgeteilt werden, damit beide Elternteile am 24. Dezember ihr Kind sehen können. Klingt gleichberechtigt für Eltern. Jedoch bedeutet diese Prozedur für das Kind meist Stress und Ruhelosigkeit. Das Hin- und Hergefahre und viele Geschenke in kürzester Zeit ersticken den eigentlichen Sinn von Weihnachten: Zur Ruhe kommen. Besinnen. Zudem hängt dieses Modell davon ab, wie weit die Eltern und Großeltern auseinander wohnen. Außerdem müssen sich hierbei alle Beteiligten genau an die Absprachen halten. Und das Wichtigste überhaupt: Die Kinder müssen den Planungen zustimmen. 

Kann auch passieren: Wir planen und machen und tun und am Ende möchte das Kind bei der ganzen wohl durchdachten Weihnachtsorganisation nicht mitmachen. Es möchte vielleicht sogar nur bei Mama oder Papa sein. Was jetzt? Durchatmen und akzeptieren, dass so ein kleines Kinderherz bei einer Trennung recht viel (er)tragen muss. Gerade an Tagen, die normalerweise eine Familienzusammenkunft bedeuten, braucht es umso mehr Verständnis, Geduld und Zeit, das neue Leben zu erfassen und das Geschehene zu verarbeiten.

Neuanfang: Entwicklung eigener Weihnachtsrituale

Altes hinter sich lassen und sich als Familie neu erfinden kann helfen, eine Trennung in der Familie besser zu verkraften. Gerade Weihnachten, mit all seinen (Familien)Traditionen und (Familien)Ritualen, kann sich im sonst so wohligen zu Hause eng und schwer anfühlen. Eine Reise über die Festtage kann hier eine gute Ablenkung sein. Dennoch Vorsicht: Kinder brauchen Halt, vor allem, wenn sich bekannte Familienstrukturen auflösen. Das Kind sollte für eine Reise bereit sein. Hören Sie auf Ihre Intuition, was Ihren Kindern gut tun könnte. Das kann alles möglich sein: ein Weihnachtsfest unter Palmen, eine laute und liebevolle Familienfeier mit Großtanten und Cousinen zweiten Grades, ein Fest mit Freunden und/oder anderen Alleinerziehenden, ein Weihnachten in den Bergen oder auf einem Schiff? Alles ist möglich.

FAZIT: 

Hören und achten Sie genau auf Ihre Kinder: Sie sind ein verlässlicher Indikator für die Stimmung in der Familie. Gestalten Sie das Weihnachtsfest mit Ihren Kindern gemeinsam und ermöglichen Sie es sich, Zeit, Geduld und Verständnis in den herausforderndsten Situationen aufzubringen. Mit neuen Traditionen und Ritualen lösen Sie sich von wehmütigen Erinnerungen und schaffen Platz für neue, besinnliche (Lösungs-)Wege für ein fröhliches und harmonischen Weihnachtsfest. Mit verträumten Kinderaugen. |Text: Stefanie Steinbach