Zukunftscluster QSens: Universitäten aus Ulm und Stuttgart und Industrie bündeln ihre Expertise
Riesenerfolg der Region Stuttgart/Ulm
Zukunftscluster für Forschende der Universitäten Ulm, Stuttgart und ihre Industriepartner! Das Verbundprojekt QSens hat sich im hochkompetitiven Wettbewerb „Clusters4Future“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) als eines von sieben Innovationsnetzwerken bundesweit durchgesetzt.
Hochempfindliche und kostengünstige Sensoren für die medizinische Bildgebung, die hochpräzise Navigation oder Klimaforschung waren bisher Zukunftsmusik. Doch jetzt steht die zweite Generation der Quantentechnologien auf der Schwelle zur Anwendung. Insbesondere im Bereich Quantensensorik gelten Forschende der Universitäten Ulm und Stuttgart seit vielen Jahren als weltweit führend. Im Projekt QSens, das jetzt vom BMBF als Zukunftscluster ausgewählt wurde, sollen nun Erkenntnisse aus der Grundlagenforschung in die Anwendung getragen werden. Auf dem Weg zu serienreifen Hightech-Sensoren werden die Forschenden von Industriepartnern begleitet, die teils Weltmarktführer in der Sensortechnologie sind – darunter Bosch, Zeiss und Bruker. „Die Besonderheiten der Quantenwelt bieten einzigartige Möglichkeiten zur Verbesserung der Sensorperformance. Revolutionäre Steigerungen der Empfindlichkeit eröffnen neue Anwendungen – von der Erdbeobachtung aus dem Weltraum bis zur Abbildung der menschlichen Gehirnaktivität“, erklärt Professor Joachim Ankerhold, Leiter des Instituts für Komplexe Quantensysteme und Forschungs-Vizepräsident der Universität Ulm.
Das Zukunftscluster QSens konzentriert sich auf die Bereiche Gesundheit, Mobilität, Informationstechnologie („Internet of things“) und Nachhaltigkeit. Für solche Anwendungen werden Quantensensoren entwickelt, deren präzise Messungen sich an der Grenze des Machbaren bewegen. Diese Leistungsfähigkeit wird durch die Gesetze der Quantenmechanik möglich: Die Sensoren nutzen die Verschränkung und Dekohärenz der kleinsten Teilchen auf verschiedenen Quantenplattformen. Als physikalische Basis setzen die Forschenden in der ersten Förderphase auf Defekte in Festkörpern wie Diamanten. Später kommen weitere Quantenplattformen hinzu. In den ersten drei Jahren des Projekts QSens sollen bestehende Technologien zur Serienreife gebracht werden. In so genannten Blue Sky-Projekten und folgenden Förderphasen werden neue „Durchbruchtechnologien“ entwickelt.
Anders als die meisten Verbundprojekte umfasst QSens ein „Innovationsökosystem“, das die gesamte Lieferkette für die beforschten Sensoren abdeckt. Über das gemeinsame, interdisziplinäre Zentrum für Integrierte Quantenwissenschaften und Technologie (IQST) arbeiten die Universitäten Ulm und Stuttgart seit vielen Jahren mit den industriellen QSens-Partnern Bosch, Zeiss, Trumpf und Bruker zusammen. Das Industrie-Konsortium wird durch Biotechnologie- und Pharmaunternehmen wie Boehringer Ingelheim und Rentschler ergänzt.
Weitere Kooperationen bestehen mit dem Landesforschungsinstitut IMS Chips und dem künftigen Quantentechnologie-Standort des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt in Ulm (DLR-QT). Mit Forschungsbauten wie dem Ulmer Zentrum für Quanten- und Biowissenschaften (ZQB) und der Infrastruktur der Unternehmen steht dem Zukunftscluster eine einmalige Forschungs- und Entwicklungsumgebung zur Verfügung.
Zum Technologietransfer tragen künftig auch Angebote wie „Quanten4 KMU“ bei. Über diese Plattform geben die QSens-Akteure ihr Wissen an kleinere Unternehmen weiter und öffnen sogar ihre Labore. So sollen die Einstiegshürden für die Nutzung der Quantentechnologie reduziert werden. Dazu kommt ein so genannter Quanteninkubator: Im „Gründerspace“ können Forschende und Studierende Ideen für Start-ups ausarbeiten und sich von den QSens-Mitgliedern beraten lassen.
Mit dem themenoffenen Wettbewerb „Clusters4Future“ will das BMBF – im Rahmen der Hightech-Strategie 2025 – eine Stärkung des Wissens- und Technologietransfers erreichen.
Die sieben Zukunftscluster wurden in einem mehrstufigen Prozess von einer unabhängigen Expertenjury ausgewählt. Insgesamt waren 137 Wettbewerbsskizzen eingereicht worden.
Im Herbst sollen die Cluster in die erste, dreijährige Förderphase eintreten. Jede Phase wird mit bis zu 15 Millionen Euro gefördert. Bei positiver Evaluation sind drei Förderphasen möglich. Weitere, in neuen Zukunftsclustern behandelte Themen umfassen Mobilitätskonzepte, die nachhaltige Nutzung der Meere, KI-Chips oder die Gentherapie.