Frauen im Spiegel der sozialen Medien
90% der 18- bis 30-Jährigen verwenden Filter, um ihr Aussehen zu verändern
Eine neue britische Studie zeigt, wie sich junge Frauen in den sozialen Medien ständig beobachtet fühlen. Eine Angst, die durch die Pandemie noch verstärkt wird. 9 von 10 gaben an, Filter und Apps zu verwenden, um ihre Fotos vor Veröffentlichung zu retuschieren.
Die Untersuchung wurde im Juni 2020 in Großbritannien durchgeführt, gegen Ende des Lockdowns, nachdem viele von ihnen bereits seit 10 Wochen daheim blieben. Die Covid-19-Pandemie und die Isolation hatten ihre Körperwahrnehmung deutlich beeinflusst.
In dieser Zeit verbrachten die jungen Frauen einen erheblichen Teil ihrer Zeit auf sozialen Medien. Ein Blick auf das Smartphone ist typischerweise das erste, was sie beim Aufwachen und das letzte, was sie vor dem Schlafengehen tun. Von den Befragten gaben nur 13 % an, dass sie weniger als zwei Stunden pro Tag in sozialen Netzwerken verbringen. 67 % verbringen zwischen zwei und sechs, und 20 % sind sogar mehr als sechs Stunden pro Tag verbunden. Instagram ist mit fast 90 Prozent der Anmeldungen das beliebteste soziale Netzwerk.
Der Bericht befasst sich mit einer Reihe von Themen - die Lockdown-Erfahrung, Ansichten über die Body-Positive- und Black-Lives-Matter-Bewegung - und hebt ein anhaltendes Gefühl der Wut unter jungen Frauen hervor, die die Medien als "zu weiß", "zu heterosexuell" und zu sehr auf eine stereotype Vorstellung von Schönheit fokussiert wahrnehmen.
Prof. Gill erklärt hierzu: "Junge Frauen fühlen sich von 'zu perfekten' Bildern überwältigt. Frauen of Color, Frauen mit Behinderungen und geschlechtsuntypische Menschen behaupten, sie sehen jemanden wie sie nur selten in den Medien."
Der Bericht hinterfragt die Normen rund um das körperliche Erscheinungsbild und wie Smartphones durch Bearbeitungs-Apps und Filter wie Facetune zu einer Gesellschaft beitragen, in der sich junge Frauen ständig von Gleichaltrigen kontrolliert fühlen.
Tatsächlich antworteten mehr als 95 % der Befragten mit "Ja" auf die Frage: "Glauben Sie, dass sich Menschen in Bezug auf ihr Körperbild unter Druck gesetzt fühlen?". Die Befragten wollen attraktiv aussehen (mehr als 90 %); sie vergleichen ihr Aussehen mit anderen (mehr als 90 %); sie fühlen sich unter Druck gesetzt, Likes, positive Kommentare und Shares für ihren Post zu sammeln (mehr als 75 %); sie fühlen sich unter Druck gesetzt, ein perfektes Leben zu zeigen (70 %).
Beunruhigenderweise gaben mehr als 75 % der befragten jungen Frauen zu, dass sie "nie das Gefühl haben, den Bildern, die sie sehen, gerecht zu werden", und etwa 60 %, dass sie sich deshalb manchmal "deprimiert" fühlen. Schließlich stimmt die Gesamtheit (100 %) zu, dass die Gesellschaft dem Aussehen eine große Bedeutung beimisst.
Fazit: 90 % der Befragten gaben an, ihre Fotos vor dem Posten zubearbeiten, um den Hautton auszugleichen, die Kieferpartie oder die Nase zu formen, das Gewicht zu reduzieren, die Haut aufzuhellen oder zu verdunkeln oder die Zähne aufzuhellen. Unter diesen gaben mehr als 50 % an, die Hälfte der Zeit oder öfter einen Filter zu verwenden, einschließlich Comic-Filter (z. B. Katzengesicht) und YouTube-Tutorials zur Bearbeitung ihrer Selfies. Doch während sie schöner aussehen und ein perfektes Bild von sich abgeben wollen, verspüren sie auch den Druck, authentisch und nicht "unecht" zu sein.
Prof. Gill sagte: "Mit fast 100 Millionen Fotos, die jeden Tag allein auf Instagram gepostet werden, waren wir noch nie eine so bilddominierte Gesellschaft. Das Posten von Inhalten in den sozialen Medien kann das intensive Vergnügen bereiten, wenn man 'Likes' und anerkennende Aufmerksamkeit bekommt, aber es ist auch eine Quelle großer Angst für die meisten jungen Frauen."
Diese Erkenntnisse sind zwar allgemein gültig, aber im einzigartigen Kontext der Covid-19-Pandemie und der damit einhergehenden Isolation noch wichtiger. "Tag für Tag wurden Berichte veröffentlicht, die die verheerenden Auswirkungen der Pandemie auf die psychische Gesundheit junger Menschen aufzeigten: Fernunterricht, eingeschränkte Freiheiten, finanzielle und emotionale Not, Trauerfälle."
"In gewisser Weise hat die Vertrautheit der Jugendlichen mit dem Internet und den sozialen Medien sie besser (als andere Altersgruppen) auf das Lockdown vorbereitet, was dazu führte, dass viele Aspekte des Lebens online verlagert wurden. Wie dieser Bericht zeigt, erlebten sie jedoch mehr Druck und Angst."
Die Forschung wurde von der City University of London finanziert und im Jahr 2020 am Gender and Sexualities Research Centre (GSRC) durchgeführt.
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