Fußballschiedsrichter während der Pandemie
Augsburger Referees berichten im TRENDYone Interview
Maximilian Riedel und Elias Tiedeken sind Schiedsrichter aus Leidenschaft. Neben ihrem Job stehen sie unter der Woche und am Wochenende als Referees auf dem Platz und leiten als Assistenten und Hauptschiedsrichter Spiele in der 3. Fußball-Bundesliga sowie der Regionalliga. Der Aufwand dafür ist enorm. Wie die jungen Männer dieses Pensum stemmen und welche Besonderheiten auf und neben dem Platz aufgrund der Corona-Pandemie vorherrschen, erzählen die beiden im TRENDYone Interview.
Elias Tiedeken: Am Anfang, als ich nicht wusste wie es weiter geht, bin ich ohne bestimmten Trainingsplan zum Laufen gegangen und war Fahrradfahren. Als dann alles konkreter geworden ist, habe ich das Pensum erhöht und habe meinen Fokus vermehrt auf Ausdauerläufe und Sprints gelegt, bis es wieder auf den Platz ging.
Wie läuft die Einteilung als Schiedsrichter/SR Assistent seit dem Beginn der Saison?
Maximilian Riedel: Wir bekommen zehn Tage vor dem Spiel eine vorläufige Einteilung. Dann wissen wir noch gar nicht, wo das Spiel stattfindet. Wir halten anschließend Rücksprache mit dem DFB-Reisebüro und erfahren, wo wir das Spiel leiten werden. Das DFB-Reisebüro kümmert sich anschließend um die Anfahrt, das Hotel und die jeweiligen Coronatests. Vor Beginn der Saison ist eine Initialtestung erforderlich. Die macht man ganz am Anfang der Saison und dann jeweils ein oder zwei Tage vor dem Spieltag nochmals. Am Spieltag selbst bekomme ich dann erst gegen 10 Uhr die offizielle Spielansetzung.
Wie spontan musst Du Dich auf die Einteilung der Spiele einstellen?
Elias Tiedeken: Zum Glück ist es nicht allzu spontan. So habe ich zumindest die zehn bis elf Tage Zeit um meinen Arbeitgeber zu informieren und alles Drumherum zu regeln.
Wie regelmäßig musst Du Dich Corona-Testes unterziehen?
Maximilian Riedel: In meinem Job muss ich mich schon mal nicht testen lassen. Beim Fußball ist das etwas anders. Ob ich mich vor einem Spiel testen lassen muss entscheidet der aktuelle RKI-Wert in meinem Wohnort ist. Wenn dieser über 50 liegt, muss ich mich einem „Matchday -1 Test“ unterziehen. Das heißt, wenn am Samstag Spiel wäre, gibt es am Freitag einen Test. Am nächsten Morgen liegt dann das Ergebnis vor. Wenn der Wert allerdings unter 50 kann der Test schon zwei Tage vor dem Spiel stattfinden. Testen lassen muss ich mich aber in jedem Fall.
Wie hoch ist Deine persönliche Belastung durch die ständigen Tests?
Maximilian Riedel: Ich finde es gut, dass wir getestet werden. Natürlich ist es nervig, jedes Mal eine Stunde hin und eine Stunde zurückzufahren. Aber es tut gut zu wissen, dass man nicht infiziert ist. Das nehme ich in Kauf.
Wie lassen sich Dein Job und “spontane Ansetzungen“ miteinander vereinbaren?
Elias Tiedeken: Ich probiere immer, meine Ansetzungen wahrzunehmen, auch wenn sie aktuell sehr spontan kommen. Meinen Dienst kann ich oft mit dem Kollegen tauschen und private Termine nach hinten verschieben. Letztendlich geht aber die Arbeit im Zweifel vor.
Gibt es nur bestimmte Gebiete, in denen Du aufgrund von Corona aktuell eingeteilt wirst?
Maximilian Riedel: Der DFB möchte trotz Corona und den vielen Spielausfällen probieren, alle Schiedsrichter regelmäßig einzusetzen. Dabei wird aber versucht, große Distanzen zwischen dem Spielort und dem Wohnort des Schiedsrichters zu vermeiden.
Gibt es Unterschiede im aktuellen Spielbetrieb zwischen dem Amateur- und Profibereich?
Elias Tiedeken: Ja. Der Hauptunterschied sind vor allem die regelmäßigen Corona Tests. Die finden natürlich im Amateurbereich nicht statt. Ansonsten sind alle Vereine – egal ob in der Bundesliga oder im Amateurbereich – gleich bemüht, die Hygienekonzepte umzusetzen.
Wie bewertest Du die momentane Situation als Schiedsrichter?
Maximilian Riedel: Ich finde es schön, dass wir alle zusammen Sport machen dürfen. Ich bin sehr froh, dass alle Schiedsrichter und Fußballer wieder ihrem Hobby nachgehen können.
Wie sieht der Ablauf rund um ein Fußballspiel aus?
Elias Tiedeken: Es gelten für mich als Schiedsrichter die gleichen Regeln wie für Spieler oder Verantwortliche. In der Kabine wird der Abstand eingehalten und Maske getragen. Im Zuge der Corona-Regeln bekomme ich eine größere oder meist zweite Kabine zur Verfügung gestellt.
Wie gehst Du persönlich mit der Situation um? Reduzierst Du Deine persönlichen Kontakte?
Elias Tiedeken: Persönlich gehe ich mit der Situation schon sehr vorsichtig um. Ich habe meine Kontakte reduziert und gehe nicht auf größere Veranstaltungen, sondern bevorzuge den kleinen Kreis.
Wie fühlt es sich als Schiedsrichter an, wieder vor Fans pfeifen zu können?
Elias Tiedeken: Meine Partien in letzter Zeit liefen immer vor Zuschauern ab. Wenn 3.000 Fans richtig Alarm machen, hört es sich gerade in kleineren Stadien so an, als wäre es ausverkauft. Das ist schon ein super Feeling.
Konntest Du am Verhalten der Fans seit der Corona-Pandemie eine Veränderung feststellen?
Maximilian Riedel: Ich habe festgestellt, dass sich rein Garnichts verändert hat. Die Zuschauer verhalten sich teilweise genauso respektlos mit ihren Wortbeiträgen und ihrem Verhalten wie vorher. Leider gab es hier kein Umdenken in den Köpfen (lacht).