Giovanni Zarrella im Interview bei den Schlagertagen in Friedberg
"Was würde Mama stolz machen?"
Bei den Friedberger Schlagertagen wurde Pietro Lombardi angekündigt. Dann stand allerdings Giovanni Zarrella auf der Bühne. Wie es dazu kam und warum er bei all seinen Entscheidungen immer eine Frage im Kopf hat, haben wir im Interview mit ihm besprochen.
Fast! Es war sehr spontan! Ich hatte heute eine Autogrammstunde als Muttertags-Vor-Special in Dinslaken, eine Stunde von Köln entfernt. Das ging um 14 Uhr los und dann hat ein paar Mal mein Telefon geklingelt, die Autogrammstunde ging bis 16 Uhr. Irgendwann bin ich dann ran und sagte "Was ist denn los? Ich bin hier gerade am Arbeiten." Und dann hieß es "Pass auf - Auftritt heute Abend - Pietro kann nicht, der ist nicht fit. Aber die Veranstalter würden dich gerne haben. Kannst du nach Friedberg?" Mein erster Gedanke ist dann immer meine Familie, ich musste kurz mit meiner Frau telefonieren. Die Kids waren dann für Abends verabredet und ich sagte "okay - meine Frau wird einen Abend ohne mich verkraften", bin nach Hause und habe meine Sachen gepackt und saß um halb acht im Flieger. Um halb zehn war ich dann an der Location und dann ging es auch fast schon los. Es war mega spontan, kein Soundcheck, keine Probe. Ich habe noch schnell auf dem Laptop, der nur noch 12 % Akku hatte, meine Setliste zusammengebaut. Ich wusste ja nicht was gut ankommt bei den Leuten hier. Zum Glück waren es aber genau die richtigen Songs. Es war dann ein Fest, es hat mega Bock gemacht.
Du brauchst also mittlerweile keine Vorbereitung mehr und kannst dir ein Programm gut aus dem Ärmel schütteln ohne große Vorbereitung?
Ich hab ja mit Bro'Sis 2001 angefangen, da hat man schon viel gelernt. Was man aber nicht lernt, ist die Reaktion des Publikums. Darauf kann man sich im Vorfeld nicht einstellen. Da gibt es kein Rezept, daher kommt wahrscheinlich auch das Lampenfieber. Immer die Frage: Wie ist die Reaktion des Publikums? Dann wartest du ab nach dem ersten Song - Herzklopfen - Applaus vom Publikum, super easy jetzt gehts los. Nicht so viel Applaus - blöd. Aber es war heute ein mega Feedback vom Publikum, die ja eigentlich gar nicht mit mir gerechnet hatten.
Die Ausgangslage war ja heute wirklich nicht leicht, du kommst auf die Bühne, das Publikum erfährt eine Minute vorher, dass derjenige, auf den sie gewartet haben, garnicht da ist.
Ja, da muss man mit dem Moderator nochmal sprechen (lacht). Ich hab mir auch erst gedacht "Puh jetzt macht er es mir nicht gerade leicht." Denn er sagte "Pietro kommt nicht - Giovanni ist aber da!". Nein im Ernst, er hat es schon charmant gelöst. Aber klar, es ist immer schwierig wenn ein Publikum sich auf einen Künstler freut, dann heißt es, dass dieser jetzt aber nicht kommt. Es hat heute aber trotzdem gepasst, denn ich denke die Leute kennen die Verbindung zwischen Pietro und mir. Seit seiner Trennung sind wir sehr sehr eng zusammengerückt, er ist Teil unserer Familie geworden. Und wir sind auch so ein bisschen ein Zuhause für ihn geworden in Köln. Die Leute wissen das wenn sie unsere Social-Media-Kanäle verfolgen. Dann dachte sich das Publikum wahrscheinlich "Okay, dann ist halt jetz der "große Bruder" da und das ist auch cool!". Es war ja auch schon mal bei Let's Dance so und bei ein paar anderen Auftritten - aber auch andersrum. Pietro ist auch für mich schon eingesprungen. Family Business halt!
Aber was schuldet Pietro dir denn jetzt langsam mal, wenn du immer für ihn einspringen musst?
Ja da hast du recht, langsam schuldet er mir was. Was ich allerdings sagen muss: Ich bin ein Mensch der sich unglaublich ungerne einladen lässt. Aber bei Pietro kannst du nicht bezahlen. Wenn wir Essen sind schafft er immer den Absprung mit dem Kellner und bezahlt. Er ist ein Mensch der unglaublich gerne gibt. Er hat mich also schon ein paar mal öfter eingeladen.
Also sind noch ein paar Auftritte drin sozusagen?
Ein paar Auftritte sind noch drin ja (lacht)!
Wie ist die Schlagerwelt für dich, du hast ja auch schon für Beatrice Egli geschrieben?
In dieser Welt sind viele Menschen, mit denen ich mich sehr gut verstehe. Ross Anthony, Beatrice Egli, Vanessa Mai mit der ich mich ja seit Let's Dance auch sehr sehr gut verstehe. Es ist wie eine Art neues Zuhause geworden - mit Wohlfühlgarantie. Den Song den ich für Beatrice geschrieben habe, müssen wir unbedingt noch gemeinsam performen. Das kommt noch!
Man hat heute beim Auftritt gemerkt, dass es dir auch sehr wichtig ist, wie sich das Publikum fühlt. Du hast jeden mitgenommen heute Abend! Wie wichtig ist es für dich mit dem Publikum zu interagieren?
Das ist für mich das Allerwichtigste. Ich bau mein Programm immer so, dass ich alle abholen kann, egal ob Alt oder Jung, Singles oder Paare, Tänzer oder Mitsinger. Man muss bei seinen Songs immer an das Publikum denken. Man darf nie so egoistisch sein und sagen "Ich mache jetzt keine Cover oder singe nur Balladen". Ein guter Künstler passt sich an sein Publikum an.
Verfolgst du eigentlich die ganzen Castingshows? Du bist ja selbst durch eine dieser Shows groß geworden.
Ja auf jeden Fall, ich schaue noch gerne die Shows an. Nicht mehr so gezielt, aber wenn es läuft schau ich es gerne. Ich kucke dann immer ob wirklich gute Leute dabei sein. Aktuell zum Beispiel, die DSDS-Gewinnerin hatte ich bei ihrem allerersten Auftritt bei den Castings - da war sie noch mit ihrer Mutter - gesehen. Dann hab ich zu meiner Frau gesagt "wenn die nicht unter die besten drei kommt, dann versteh ich die Welt nicht mehr!". Ich hab dann auf Instagram eines ihrer ersten Videos gesehen, wo sie so heftig singt. Dieter hat das auch erkannt, er hat einfach ein Gespür für Hits und Sieger.
Was für einen Ratschlag würdest du jungen Künstlern geben, die aus einer Castingshow kommen?
Meine Frau und ich hatten von 2004 bis 2008 wirklich harte Jahre in denen nicht viel los war. 2005 war Bro'Sis vorbei, danach hatte ich das größte Tief meines Lebens und die größten Ängste. In diesen Zeiten ist es wichtig keine Dinge zu tun, die man langfristig bereut. Ich würde z.B. nie in den Dschungel gehen, ich würde nie Promiboxen machen oder Promi Big Brother. Also keine Formate, die nach außen falsch transportiert werden. Vielleicht nicht weil man sich selbst falsch verhält, sondern weil es nach außen ein falsches Image macht. Ich glaube man muss als Künstler immer die Geduld haben gute Dinge zu tun. Ich gehe immer nach der Regel "Was würde Mama stolz machen?" Wirklich - du kannst doch nichts machen, was deiner Familie peinlich wäre. Dann kommen Leute ins Restaurant und sagen zu meiner Mama "Also als dein Sohn da im Dschungel das und das gegessen hat, das war aber schon ein bisschen peinlich oder?". Ich will einfach nichts machen, was meinen Eltern peinlich ist. Ich lege viel Wert auf meine Familie! Außerdem ist es sehr sehr wichtig, dass das Team im Hintergrund passt. Dass es gute Manager und Betreuer gibt, die einen briefen und auf einen aufpassen. Ich hoffe, dass Marie von DSDS so ein Team hat!
Klingt doch eigentlich nach einem Job für dich, so als erfahrener Showhase?
(Überlegt) Pietro helf ich ja schon ein bisschen (lacht).
Wie soll es denn musikalisch bei dir weitergehen?
Ich habe mich mit einem sehr großen Produzenten getroffen, wir wollen eine richtig gute Richtung einschlagen. Ich möchte italienisch singen und wie gesagt, fühl ich mich in dieser Welt hier sehr wohl. Im Frühjahr 2019 soll es dazu Neuigkeiten geben, mehr kann ich noch nicht verraten.
Hast du eigentlich noch Kontakt zu deinen alten Bandkollegen?
Tatsächlich haben wir seit kurzem eine Whats-App-Gruppe. Es ist schwierig den Kontakt über die ganzen Jahre aufrecht zu erhalten, auch wenn man sich erst denkt, dass garnix einen auseinander bringen kann. Aber das ist einfach so mit der Zeit, auch wenn ich die ganzen Jahre einen sehr sehr guten Kontakt zu Ross hatte und auch zu Shaham eine gute Verbindung. Ich bin stolz darauf, dass wir uns jetzt alle wieder hören. Wir haben so unglaubliche Sachen erlebt, so große Erfolge gefeiert. Ich hatte echt daran zu knabbern, dass wir uns aus den Augen verloren haben.
Was wäre denn aus Giovanni geworden, wenn er nicht bei Bro'Sis gelandet wäre? Was war der Plan B?
Ich hatte einen Plan B. Ich bin ja Italo-Schwabe, da muss alles durchgetaktet sein. Ich hatte eine Lehre absolviert zum IT-Systemkaufmann, das war mir dann aber zu trocken. Ich bin dann in den Vertrieb von Hugo Boss gewechselt. Da war ich dann allerdings nur drei Wochen, denn dann ging das mit Bro'Sis los. Ich hatte aber nie einen Plan komplett ohne Musik. Ich hatte zwar diese Ausbildung und auch das Fachabitur gemacht, aber mein großer Traum war natürlich immer die Musik. Mein Papa war ja auch Musiker und jetzt hab ich das für uns beide "erledigt". Ich habe gesehen, dass da auch für ihn ein Traum in Erfüllung gegangen ist.
Du warst ja früher recht erfolgreich als Fußballer aktiv. Verfolgst du auch die Bundesliga?
Ja natürlich. Die italienische und die deutsche Bundesliga sind meine Lieblingsligen. Heute ist ja eine historische Entscheidung gefallen, der HSV steigt ab. Manche finden es wurde Zeit, aber irgendwie geht damit auch was zu Ende, das einmalig war. Wie bei einem Paar bei dem man sagt "Die trennen sich doch sicher nie, die bleiben ewig zusammen". Das ist schon traurig.
Hast du auch einen Verein in Deutschland für den dein Herz schlägt?
Ich verrate jetzt ein krasses Geheimnis. Ich bin ja in Baden-Württemberg geboren, in der Nähe von Stuttgart. Ich war der größte VfB Stuttgart Fan der Welt. Bis mir ein Spieler des VfB die Freundin ausgespannt hat. Danach gab es für mich nur die Roma (Anmerkung d. Redaktion AS Rom). In Deutschland muss ich zugeben, bin ich so ein bisschen Erfolgsfan. Ich stehe nicht unbedingt nur immer auf erfolgreichen Fußball, sondern auf schönen und attraktiv. Dieses Jahr gab es für mich aber keinen Verein, der durchweg schön gespielt hat. Zeitweise klar, der FC Bayern. Schalke hat souverän gespielt, taktisch clever.
Vielen Dank Giovianni für dieses sehr offene und tolle Gespräch!