SSV ULM Kapitän freut sich auf Fußballfesste im Donaustadion
Identifikationsfigur Jo Reichert
„Kommt alle ins Donaustadion und genießt mit uns die zweite Bundesliga“ - und was Kapitän Jo Reichert unserer Kollegin Marion Buk-Kluger noch sagte, lesen Sie hier.
Marion Buk-Kluger: Vor kurzem war Euer Trainingslager, wie war es, fühlte es sich anders an, jetzt zu Beginn der zweiten Liga?
Jo Reichert: Ein Trainingslager an sich ist eigentlich immer relativ gleich, trotzdem ist es immer super, vor allem da wir jetzt auch wieder mehrere Neuzugänge haben, wenn man mal so eine ganze Woche zusammen ist. Man verbringt ja nicht nur Zeit auf dem Trainingsplatz miteinander, sondern den ganzen Tag, lernt sich dann richtig kennen. Natürlich ist es für das Sportliche sehr wichtig, wir hatten optimale Bedingungen, haben sehr viel trainiert und einstudiert. Aber ja, man muss schon sagen, es ist jetzt auch vor der Zweitligasaison etwas Besonderes. Sogar im Allgäu ist das Interesse an uns noch einmal gestiegen. Es ist nicht vergleichbar zu den letzten Jahren. Ich war jetzt das dritte Mal dort, doch so viele Menschen wie jetzt waren noch nie beim Training.
Du hast es angesprochen, es gibt ein paar Zugänge, die jedoch nicht zum Aufstiegserfolg beigetragen haben, dennoch vom Aufstieg profitieren. Beäugt man die?
Wir alle sind Profis genug und kennen das Geschäft. So ist es einfach im Fußball, es gibt immer Veränderungen, auch bei den Spielern. Klar, sind wir aufgestiegen, aber es laufen auch viele Verträge aus und der Verein muss sich dann auch dementsprechend wieder verstärken. Es ist also nichts Ungewöhnliches. Solche Gedanken, dass wir das jetzt erspielt haben und andere kommen einfach dazu, haben wir nicht, sondern sind vielmehr froh, beziehungsweise auch gespannt, wie sie uns weiterhelfen werden, gerade in der zweiten Bundesliga, um zu bestehen. Deshalb tun wir alles dafür, dass sie sich schnell bei uns integrieren, sich wohlfühlen und ihre bestmögliche Leistung bringen können.
Am 3. August habt Ihr Euer erstes Spiel gegen Kaiserslautern. Wie ist die Stimmung, aufgeregt oder souverän, gerade unter dem Aspekt, da der Verein um den Klassenerhalt kämpfen musste.
Für uns ist Kaiserslautern ein ganz großer Traditionsverein im deutschen Fußball, mit großer Historie und einer großen Fanbase, ein absolutes Highlight. Wir freuen uns auf jeden Fall auf das Spiel und es gilt sich noch gut vorzubereiten. Klar, war in der letzten Saison für uns der Aufstieg, für sie der Klassenerhalt. Das zählt jetzt dieses Jahr nun nicht mehr, es startet bei Null.
Apropos Highlight, Ihr startet auch im DFB-Pokal mit einem, gegen den FC Bayern. Wie fühlt sich das an?
Im Wettbewerb wünscht sich jeder das Traumlos FCB. Wir haben es gezogen. Aber jetzt haben wir erst mal vor dieser Begegnung zwei Ligaspiele und auf denen liegt der volle Fokus. Wir denken noch gar nicht daran, obwohl wir uns schon freuen. Es wartet ein großes Spiel auf uns, die Fans, die ganze Region, wenn der Rekordmeister nach Ulm kommt.
Gibt es für Dich irgendeine andere Partie in der kommenden Saison, auf die Du Dich sehr freust?
Für uns ist jedes Spiel in der zweiten Liga ein absolutes Highlight. Für mich persönlich das gegen Kaiserslautern, da ich dort mal zwei Jahre gespielt habe. Neben Ulm der einzige Verein in meiner Karriere. Und der HSV. Als Kind, beziehungsweise auch jetzt sympathisiere ich immer noch mit dem Verein. Deshalb sind es schon zwei für mich persönliche Highlights, auf die ich mich vielleicht einen Tick mehr freue. Aber eigentlich freue ich mich auf jedes Spiel. Ich habe die Zeiten in Ulm miterlebt, in denen es nicht so gut lief, wir nicht gegen so große Mannschaften spielen durften, daher ist jeder Gegner top.
Du selbst bist seit fünfundzwanzig Jahren beim SSV, hast von Kindheit an wirklich alles miterlebt, auch die Zeit als Ulm in der ersten Liga gespielt hat. Je höher es geht, desto professioneller und härter kann es in vielen Bereichen werden. Wie wirst Du dem begegnen? Auch der Popularität?
Das war ich so nicht gewohnt, obwohl ich in letzter Zeit durch meine Vergangenheit hier schon sehr im Fokus stand. Es hat alles noch mal ganz extremere Ausmaße angenommen, ich werde überall erkannt, vor allem hier in Ulm. Trotzdem finde ich es einfach schön und kann es komplett nachvollziehen, wenn man mit einer Identifikationsfigur, die ich nun bin, ein Foto machen oder ein wenig mit ihr reden will. Das ist für mich eigentlich ganz normal und ich kann den Menschen wieder etwas zurückgeben. Ich freue mich sogar über das gestiegene Interesse, sehe es nicht als Stress an, sondern eher als was ganz Positives, das mich motiviert und beflügelt.
Auch das Stadion wird sich verändern, Dein Arbeitsplatz also, wie ist das?
Für mich als Ulmer ist es natürlich Wahnsinn zu sehen, wie jetzt hier die ganze Infrastruktur, das ganze Stadion auf Vordermann gebracht werden. Alles wird professionalisiert, Bundesliga tauglich gemacht. Schön zu sehen, dass hier etwas vorwärts geht, Investitionen getätigt werden, die uns langfristig helfen, sich im Profifußball zu etablieren. Zur Zeit haben wir eine Riesenbaustelle, aber es geht voran und es entsteht etwas. Das macht mich als Ulmer natürlich glücklich.
Egal in welcher Liga, wichtig ist optimales Training. Dennoch hat sich an Eurem Training etwas verändert?
Wir haben jetzt noch mehr Physiotermine, mehr Einzeleinheiten, das Leben ist noch mehr getaktet. Und wir haben, auch allein durch die Qualität der Neuzugänge, noch einmal unser Pensum gesteigert. Mit dem Wissen, dass in der zweiten Bundesliga auch noch mal viel mehr von uns allen abverlangt wird, sind wir natürlich jetzt auch gut beraten, einen Gang hochzuschalten.
Wir wünschen Euch auch jeden Fall viel Erfolg! Gibt es noch etwas, was Dir wichtig ist?
Mein Appell wäre einfach: kommt alle ins Donaustadion und genießt mit uns die zweite Bundesliga. Wir werden große Fußballfeste erleben und können wirklich stolz sein, was wir erreicht haben. Nun heißt es einfach, sich freuen und uns als Mannschaft unterstützen.