FCA-Spieler Felix Uduokhai im Interview zum Thema Rassismus

Seine Erfahrungen auf und neben dem Fußballplatz

Uduokhai ist gebürtiger Deutscher, sein Vater ist Nigerianer, seine Mutter Deutsche. Im Interview spricht der 22-jährige Fußballer darüber, welche Erfahrungen er mit Rassismus gemacht hat und welche Wünsche er für die Zukunft hat.

Mussten Sie schon persönlich Erfahrung mit dem Thema Rassismus machen - und wenn ja, wie?
Ohis Felix Uduokhai: Ich persönlich bin im Osten Deutschlands aufgewachsen. In meiner Kindheit musste ich keine rassistischen Anfeindungen durchmachen, wofür ich auch sehr dankbar bin. Ich hatte eine sehr schöne Kindheit. Auch als ich in München meine Jugendzeit verbracht habe, war das kein Thema für mich in der Schule oder auf dem Trainingsplatz. Da ist immer alles sehr friedlich abgelaufen. Jedoch hat mein Vater, der aus Nigeria stammt und nach Deutschland gekommen ist, andere Erfahrungen mit Beleidigungen oder Ausgrenzung machen müssen.

Haben Sie in Ihrem direkten Umfeld Fälle von rassistischen Handlungen erlebt bzw. davon gehört?
Als ich für den FC Erzgebirge Aue in der Jugend gespielt habe und wir ein Auswärtsspiel hatten, gab es ab und zu von den außenstehenden Eltern der jüngeren Spieler grenzwertige Aussagen , die in Richtung Beleidigungen gingen. Das war jedoch nicht in dem Ausmaß, wie es in den letzten Wochen passiert und behandelt worden ist. Trotzdem erlebt man immer wieder bestimmte Momente, in denen man überrascht und auch schockiert ist. Viele meiner Freunde haben Migrationshintergrund und da habe ich leider gewisse Situationen mitbekommen. 

Wie können Ihre Meinung nach außenstehende Personen am besten helfen, wenn sie Zeuge einer rassistischen motivierten Handlung werden?
Das kommt auf die Situation an. Man kann von keiner Frau, die schwanger oder mit ihren Kindern unterwegs ist, erwarten, dass sie im Falle einer rassistischen Diskriminierung einschreiten soll. Jede Situation ist anders, da kann man nicht „eine Regel“ benennen, bei der dann klar ist, dass man etwas Bestimmtes tun muss. Inwiefern man jedoch eingreifen kann, ist immer abhängig von der Person. Klar ist, dass ein Mann in einem solchen Fall andere Dinge tun kann als eine Frau. Aber jeder hat die Möglichkeit, Hilfe zu holen oder einen Notruf zu machen.

„Ich persönlich finde eine solche Welle, wie sie aktuell hochkommt, positiv“

Wie wurde Rassismus in Ihrer Familie und in Ihrer Kindheit thematisiert?
Dass in vielen Städten Deutschlands und anderen Ländern der Welt viele Demonstranten auf die Straßen gegangen sind, war keine einmalige Sache. Das wird auch in Zukunft weiterhin vorkommen. Deswegen waren die aktuellen Vorkommnisse für uns als Familie kein spezielles Thema, über das wir zum ersten Mal gesprochen haben. Immer wieder, wenn wir gemeinsam am Tisch sitzen, reden wir über „Gott und die Welt“. Da ist Rassismus auch ein Thema, über das wir uns austauschen. 

Was wünschen Sie sich für die Zukunft von den Menschen, auch wenn das Thema nicht mehr so präsent in den Medien ist? 
Ich persönlich finde eine solche Welle, wie sie aktuell hochkommt, positiv. Da zeigt sich, dass die Leute auch bereit sind, friedlich dagegen anzukämpfen und beispielsweise die Reichweite der sozialen Medien zu nutzen. Es ist klar, dass man nicht wochenlang dagegen demonstrieren kann. Aber es ist meiner Meinung nach wichtig, immer wieder daran zu erinnern, auch wenn die derzeitige Welle wieder abflacht. Man sollte in seinem Alltag nicht nur vor sich hinleben und meinen, dass einen die Dinge nichts angehen. Jeder Mensch hat eine gesellschaftliche Verantwortung und sollte ein „bewusstes Dasein“ haben. Es geht jeden Menschen etwas an, egal ob er sich in der Rolle des Täters, des Opfers oder eines Beobachters befindet. 

Was müsste sich ändern, um Rassismus in Deutschland nachhaltig zu bekämpfen?
Rassismus ist ein Thema, das bereits von unseren Vorfahren angegangen wurde. Ich weiß nicht, ob dieser stetige Kampf jemals enden wird. Ich denke aber, dass es wichtig ist, das nicht aufzugeben! Auch wenn dieser Punkt vielleicht niemals erreicht wird, sind wir am Ende des Tages alle Menschen. Man sollte das alles nicht nur so hinnehmen, sondern bereits in kleineren Situationen eingreifen. Nicht jeder von uns wird ein Politiker werden, aber jeder Mensch trägt zumindest die Verantwortung in seinem eigenen persönlichen Umfeld.