Wirtschaftsmacher Sebastian Kebbe: Geschäftsführer der Beurer GmbH

„Gesundheit und Wohlbefinden“ seit 1919

TRENDYone trifft die Wirtschaft am Punkt. In Zeiten wie diesen hat auch die Gesundheitsbranche wieder Aufwind erfahren. Seit der Gründung der Firma Beurer im Jahr 1919 plädiert das Unternehmen mit dem Slogan „Gesundheit und Wohlbefinden“. Über die Erfolgsgeschichte und seine Zukunftsaussichten mit dem Ulmer Traditionsbetrieb sprach der neue Geschäftsführer Sebastian Kebbe mit TRENDYone.

TRENDYone: Wie sahen die Anfänge in der Gründung der Beurer GmbH 1919 aus?

Sebastian Kebbe: In einem kalten Schlafzimmer in Ulm stellte sich nach dem Ersten Weltkrieg im Jahr 1919 das Ehepaar Käthe und Eugen Beurer die Frage: Was können wir mit zwei Nähmaschinen tun, um in dunkler, kalter Zeit unser Auskommen zu sichern? Die Idee, elektrische Heizkissen zu fertigen, mündete noch im gleichen Jahr in die Eintragung eines eigenen Gewerbebetriebs. Der Grundstein für das Unternehmen Beurer war gelegt. Über 100 Jahre später ist aus dem schwäbischen Familienbetrieb ein weltweit operierender Global Player mit über 1.700 Mitarbeitern, 500 Produkten und eigener App-Welt geworden. 

Wie hat es die Beurer GmbH geschafft, sich bereits seit über 100 Jahren in der Branche zu profilieren?

Beurer hat schon vor 30 Jahren auf den zweiten Gesundheitsmarkt gesetzt, lange bevor andere darüber nur nachgedacht haben. Wir können uns aufgrund unserer mittelständischen Strukturen schnell an sich ändernde Wettbewerbsbedingungen anpassen. Das heißt konkret: Durch unsere hohe Innovationskraft wird unser Sortiment ständig erweitert. Unsere Produktpalette wird immer umfangreicher, weil unsere Kunden immer mehr und immer individuellere Anforderungen haben. Aber wir können auch schnell und flexibel auf Trends reagieren – das ist eines unserer Erfolgsrezepte. 

Welche Werte möchte die Beurer GmbH ihren Kunden vermitteln?

Beurer steht für Produkte, die Gesundheit und Wohlbefinden der Menschen verbessern. Wir verstehen das als ganzheitlichen Ansatz von sich „schön machen“ über sich was „zu gönnen“ bis zur Diagnostik und Therapie gesundheitlicher Probleme. Unser Portfolio umfasst heute die Themenwelten Wellbeing, Medical, Beauty, Active und Babycare. Dazu bieten wir hochwertige Produkte für ein modernes Gesundheitsmanagement und einen gesunden, schönen und aktiven Lebensstil. 

Wie hat sich die Nachfrage nach Produkten, die die eigene Gesundheit fördern – im Laufe der Jahre verändert?

Betrachtet man die Megatrends, befindet sich der Wunsch nach Gesundheit bereits seit Jahren in allen Gesellschaftsschichten auf Platz 1, noch vor dem Wunsch nach Geld oder Besitz. Selfcare und Selbstoptimierung spielen heute eine stärkere Rolle denn je. Das Bedürfnis nach medizinischer Selbstkontrolle nimmt zu. Damit einher geht der Trend zur Digitalisierung, der viele neue Möglichkeiten bietet. Während man früher auf Informationsquellen wie Forschung, Unternehmen und Ärzte zurückgegriffen hat, kommen heute Gesundheitsportale, Communities und Plattformen dazu. Gesundheitswerte sollen überall zu jeder Zeit einsehbar und teilbar sein. 

Welche expliziten Maßnahmen hat Beurer zur Bewältigung der Corona Pandemie ergriffen?

Wir haben im ersten Schritt die Kapazitäten für Fieberthermometer und Pulsoximeter massiv nach oben gefahren. Zusätzlich haben wir in unserem Werk in Ungarn eine Produktion für OP- und FFP2-Masken in kürzester Zeit aufgebaut. Damit konnten wir im Kampf gegen die Pandemie einen direkten gesellschaftlichen Beitrag leisten. Aber auch viele Produkte aus den Bereichen Wellbeing und Beauty sind sehr stark nachgefragt – wie ich schon gesagt habe: Das Leben zu verbessern ist mehr als Therapie, es sind auch die Momente, in denen wir uns etwas Gutes tun.  

Hatte die Corona Pandemie auf das Unternehmen überwiegend positive oder negative Effekte?

Die Pandemie-Situation stellt für uns alle eine große Herausforderung dar und hat auch unserem Unternehmen sehr viele Flexibilität und schnelles Reagieren abverlangt, was uns aber bisher sehr gut gelungen ist. Der internen Digitalisierung hat es einen zusätzlichen Boost gegeben, das hat uns in vielen Bereichen deutlich effizienter gemacht. Aber Menschen brauchen auch in der Arbeitswelt persönlichen Kontakt - vor allem Kreativität lebt davon.  Von daher freue ich mich, wenn wir nach der Pandemie das Beste aus beiden Welten kombinieren können. 

Welche wirtschaftlichen Ziele hat sich das Unternehmen für die kommenden fünf Jahre gesetzt?

Wir wollen unseren Wachstumskurs fortführen und unsere Marktposition weiter stärken. Ich sehe hier national wie international große Chancen. Unsere Produkte werden von Ulm aus und durch 14 weitere Tochterfirmen in weltweit über 100 Länder vertrieben. Dazu werden wir unsere Marketingaktivitäten Richtung Endverbraucher kontinuierlich weiterentwickeln. In der weiteren Perspektive sehen wir die Digitalisierung nach wie vor als wichtiges Feld. Wir bieten zunehmen nicht mehr nur Produkte, sondern auch zugehörige Services an. Denn die Kunden möchten nicht mehr nur ein Gerät, sondern eine umfassendere Lösung. 

Sie sind erst seit kurzem Geschäftsführer der Beurer GmbH. Welche Projekte werden Sie in diesem Jahr bereits mitbegleiten können?

Wir werden in diesem Jahr wieder viele neue Produkte in unseren Kernbereichen Medical, Wellbeing und Beauty launchen und hoffentlich auf Messen und Events vorstellen – sofern es Corona zulässt. Weiterhin richten wir in der kommenden Zeit noch deutlicher den Fokus auf den Ausbau unserer globalen Vertriebsstrukturen. Als weiteres Großprojekt steht die Eröffnung unseres Neubaus an unserem Firmensitz in Ulm an. Hier haben wir über die vergangenen drei Jahre in ein neues Verwaltungsgebäude investiert, welches Platz für weitere 100 Arbeitsplätze schafft. Dieses Wachstum zu sehen und zukünftig weiter voranzutreiben, darauf freue ich mich besonders.