"Wir waren nicht blind!"
Aber angeblich gab es vor der Entlassung von Cheftrainer Maaßen keinen Kontakt mit potentiellen Nachfolgern.
Dies ist natürlich eine dehnbare Aussage, denn man kann davon ausgehen, dass die Verantwortlichen des Bundesligisten sehr wohl Kandidaten ins Auge gefasst haben. In welcher Form man dann doch mit selbigen im Austausch steht und seit wann tatsächlich, gab der Sportdirektor natürlich nicht preis. Im Laufe der 45-minütigen Medienrunde in der FCA-Loge der WWK-Arena kam ihm dann doch über die Lippen, dass es natürlich eine Long-List gäbe, die man habe, die abgearbeitet werden müsse. Auch habe es tatsächlich Initiativ-Bewerbungen von Seiten einiger (vieler) Trainer gegeben. Marinko Jurendic präsentierte zwar keinen Trainer, aber bemühte sich um Antworten auf die Fragen im Pressegespräch.
Warum - was ja durchaus üblich ist - wird heute noch kein neuer Trainer präsentiert. Es wird ja viel spekuliert? Sind die potentiellen Kandidaten zu teuer oder wäre Enno Maaßen gegen Heidenheim nach der Länderspielpause noch auf der Bank, wenn das Spiel gegen Darmstadt gewonnen worden wäre?
Jurendic: Das sind Hypothesen, die ich weder mit ja noch mit nein beantworten kann, weil das irrelevant war für die Analyse, die wir so oder so geplant hatten, unabhängig vom Spiel gegen Darmstadt. Unser Verein steht für Werte, für diese Werte stehe auch ich. Und ich hab das auch schon mehrmals gesagt, solange Enno unser Trainer ist (aktuell war, Anmerkung!), sind wir mit voller Überzeugung hinter ihm. Das war bis zuletzt, bis zum Darmstadt-Spiel, bis zur gestrigen Entscheidung (angeblich erst Montagabend, 9.10) der Fall. Entsprechend haben wir bis zu diesem Zeitpunkt mit keinem Trainerkandidaten Kontakt aufgenommen. Selbstverständlich sind wir natürlich nicht blauäugig, wir sehen ja die Entwicklungen, wir haben das aufmerksam beobachtet, kreieren unser Bild dieser Entwicklung der Mannschaft, haben überlegt aber bis gestern Abend mit niemandem Kontakt aufgenommen. Haben aber ein Anforderungsprofil für die Situation, in der wir uns befinden, erstellt. Ebenso für die Philosophie, die Ausrichtung, die wir als Club wollen. Und haben mit dem heutigen Tag (Dienstag, 10.10) begonnen, Kontakte zu potentiellen Trainern für den FCA aufzunehmen.
Wie dieses Profil aussieht, solle man bei der Präsentation des neuen Trainers "hoffentlich erkennen". Man wolle, dass die Mannschaft die bestmögliche Personalie bekomme, um das volle Leistungspotential auszuschöpfen. Stabilität müsse auf den Platz gebracht werden.
Ob die Entscheidung für Enno letztendlich ein Fehler gewesen sei, kommentierte er damit, dass jede Personalie zu jeder Zeit, wenn getroffen, ihre Berechtigung habe. Aber diese vor seiner Zeit getroffen wurde.
Ist der Machtplan für das nächste Spiel gegen Heidenheim jemand neuen auf der Bank zu haben? Oder selbst, wenn man dann noch niemanden hat, mit der Interimslösung aufzulaufen?
Jurendic: Es ist möglich, dass einer schon am Donnerstag da ist (Do. 12.10). Natürlich wollen wir dem Cheftrainer eine möglichst lange Vorlaufzeit geben, aber ich kann es nicht sagen und möchte auch nicht sagen, genau dann wollen wir einen, und dann haben wir keinen. Es ist ja auch abhängig vom Trainer selbst, von der Verfügbarkeit, von verschiedenen Elementen. Wenn wir unseren Wunschtrainer haben, er aber im Moment nicht verfügbar ist, dann müssen Lösungen gefunden werden. Daher lassen wir uns nicht vom Zeitdruck treiben. Tobias Strobl hat heute die erste Trainingseinheit als Interimstrainer geleitet, ich war dabei, er hat das sehr gut gemacht. Und wir haben weiter Leute im Staff, die die Mannschaft kennen. ich habe volles Vertrauen in die Leute, die hier sind. Und dass die Mannschaft in dieser Woche gut aufgehoben ist und wir dem neuen Cheftrainer eine funktionierende Mannschaft übergeben können.
Apropos Mannschaft, es heißt ja neue Besen kehren gut. Aber werden auch Gespräche mit der Mannschaft geführt. Wird diese auch in die Pflicht genommen, stimmt man sie auf die DNA des FCA ein? Oder seid ihr so zufrieden, dass es allein die Trainerfrage war, die das Non plus Ultra ist, damit es jetzt in eine andere Richtung geht?
Jurendic: Mit den Spielern reden wir täglich, der Trainer arbeitet täglich hart, Enno hat das gemacht, alle haben das gemacht. Der Cheftrainer hat ab dem Zeitpunkt, wenn der Schiedsrichter anpfeift, sehr wenig Einfluss, das müssen definitiv die Spieler regeln. Wir führen Gespräche, die Spieler wissen, was sie machen müssen. Warum dies in gewissen Phasen nicht auf den Platz kommt, das ist Teil des Fußballs. Wenn es alle wüssten, dann wären alle sehr erfolgreich. Das ist die Krux in der ganzen Geschichte. Alle wollen Erfolg. Die Augsburger DNA wollen wir leben, mit Leben füllen, das muss von oben, von mir, und noch weiter oben von Michael Ströll, von allen vorgelebt werden. Das ist unsere Erwartungshaltung vom Cheftrainer, dass er dies vorgibt: die Professionalität, die Leistungskultur, alles was dazu gehört. Das hat Enno gemacht und die Erwartungshaltung haben wir auch an den nächsten Cheftrainer...
Stellt sich die Frage, kann die Mannschaft in ihrer jetzigen Zusammensetzung dies leisten, ist das Bewusstsein für die DNA wirklich da? Oder braucht es nicht doch endlich klare Führungsspieler, Spieler mit ausreichender und längerer Erfahrung im Bundesligabetrieb? Steht auch die Ausrichtung auf mehr "Jugendlichkeit" in der Mannschaft zur Debatte?
Man habe keine Ausschlusskriterien bezüglich der Bezahlbarkeit des kommenden Trainers (etwa Ablösesummen).
Dennoch. Wie handlungsfähig ist man in puncto Geldeinsatz bei der Trainersuche im Hinblick auf die Investoren?
Jurendic: Das müssen sie Michael Ströll fragen!
Stimmt, der wird dazu sicher auch nichts sagen, aber man kann davon ausgehen, dass selbige ganz genau auf den Geldfluss blicken. Immerhin müssen sowohl Stefan Reuter (der ja als Berater weiter fungiert) und Enno Maaßen aufgrund ihrer Vertragslaufzeiten noch bezahlt werden.