Künstlerquartier Allgäu e.V. und bigBOX ALLGÄU bewerben sich um Allgäuhalle
Kunst, Kommerz oder beides?
Corona hatte es noch einmal deutlich an den Tag gebracht. Die freie Kunstszene des Allgäus braucht dringend Räume, um sich künstlerisch und kreativ auszuprobieren. Zu diesem Zwecke gründeten Kulturfreunde und Künstler bereits im Juli 2021 den Verein „KQA - Künstlerquartier Allgäu e.V." Ziel des Vereins ist es, neben der Suche nach Räumlichkeiten für ein Kulturquartier, die Interessen der freien Kunstszene zu bündeln und in nicht kommerzieller Absicht die Interessen der Mitglieder voranzubringen.
Nun bietet sich dem Verein die einmalige Gelegenheit in Kempten eine Räumlichkeit zu beziehen, die nahezu alle Wünsche des Vereins erfüllt. Die denkmalgeschützte Allgäuhalle an der Kotterner Straße wird ab Mitte dieses Jahres nicht mehr von der Allgäuer Herdebuchgesellschaft angemietet, die dort Großviehauktionen und Kälbervermarktungen durchführt. Daher dachte die Stadt Kempten schon im Sommer 2021 darüber nach, wie die Allgäuhalle nach einer notwendigen Sanierung anderen Nutzungsszenarien zugeführt werden kann. Im Werksausschuss des Kemptener Stadtrats wurde ein Beschluss zu einer Grundlagenermittlung und Bedarfsanalyse gefasst. Im Folgenden stellten zwei interessierte Parteien der Öffentlichkeit jeweils ihr Konzept zu einer Nachfolgenutzung vor. Das war zum einen der Verein „KQA - Künstlerquartier Allgäu e.V." mit den beiden Vorsitzenden Stephan A. Schmidt und Mandy Montalbano, sowie die bigBOX Allgäu mit ihrem Geschäftsführer Christof Feneberg. Der sieht in der Allgäuhalle mit einer maximalen Kapazität mit bis 200 Zuschauern und OpenAir-Veranstaltungen eine ideale Ergänzung zur benachbarten bigBOX, mit ihrer Hauptveranstaltungshalle mit 2.700 Quadratmetern und der kleineren KultBOX mit rund 450 Quadratmetern.
Würde die freie Kunstszene den Zuschlag für ein Künstlerquartier in der Allgäuhalle erhalten, würden laut Projektentwickler Thomas Wirth in der Allgäuhalle Musiker, Theaterleute und weiterhin der Flohmarkt untergebracht sein. Bei Veranstaltungen soll die Allgäuhalle Platz für 200 bis 250 Zuschauern bieten. Bühnen und Bestuhlung sollen mobil und verräumbar sein, so dass dort weiterhin andere Veranstaltungen wie u.a. der beliebte Flohmarkt stattfinden kann. Erhalten bleiben soll die Gaststätte und das Foyer. „Traditionelle Gaststätten dieser Art gibt es nur noch wenige in Kempten und die sollten in ihrer ursprünglichen Art erhalten bleiben.", findet Thomas Wirth. In der benachbarten Kälberhalle wäre Platz für eine Skaterbahn, eine Bar mit Bühne und ein Repair-Café mit Fahrradwerkstatt. Zwischen den beiden Gebäuden wäre Platz für einen Biergarten und Spielplatz.
Wichtig ist Thomas Wirth zu betonen, dass mit dem Künstlerquartier offene Räume geschaffen werden, in denen sich Jung und Alt zwanglos treffen können. Künstler und Musiker sollen kostenfreie Proberäume und Auftrittsmöglichkeiten nutzen dürfen. Um an die Historie des Areals als Aussenstelle des KZ Dachaus zu erinnern, soll rund um die Allgäuhalle auch eine Gedenkstätte in modularer Form enstehen. Künstler des Künstlervereins könnten die Gestaltung übernehmen.
„Wir stehen mit bekannten Kemptener Einrichtungen in Kontakt, weil wir im Künstlerquartier zudem Menschen mit Behinderung zu einer Beschäftigung verhelfen möchten.", sagt Thomas Wirth. Allen Verantwortlichen des KQA e.V. schwebt vor, dass am Allgäuhallenareal ein nichtkommerzieller Bürgertreff entsteht – mit Kultur-, Theater- und Musiktagen sowie Floh- und Gebrauchtwagenmärkten und vielen anderem mehr, gemäß dem Motto: „Kempten ist nicht nur Einkaufs- sondern auch Kulturstadt"
Kosten für eine Grundsanierung sieht der Projektentwickler Thomas Wirth in Höhe von rund 850.000 Euro, die von der Stadt Kempten übernommen werden sollten. Mit diesem Betrag könnten die Instandsetzung von Böden, sanitären Anlagen, Fenstern und der Stromversorgung finanziert werden. Darüberhinaus müssten rund 80.000 EUR für den Brandschutz aufgebracht werden. „Wenn die Stadt über einen Zeitraum von drei Jahren eine Zusschuss von 150.000 Euro gewähren würde, könnte das Projekt „Kulturquartier" wirtschaftlich geführt werden. Betrieben würde das Kulturquartier in einer ersten dreijährigen Phase vom Verein Kulturquartier Allgäu e.V.. Wirth schlägt eine moderate monatliche Mietzahlung um die 1.000 Euro an die Stadt Kempten vor. (Quelle: Keisbote Kempten)
Zweiter Wettbewerber
Aber es gibt noch einen zweiten bedeutenden Mitbewerber, der sich für das Gelände rund um die Allgäuhalle interessiert. Laut Aussage von Christof Feneberg, Geschäftsführer der bigBOX ALLGÄU, würde die Allgäuhalle helfen, die Auslastung der bisherigen Veranstaltungshallen zu erhöhen. Kleinere Veranstaltungen könnten so ausgelagert werden, so dass Haupthalle, kultBOX und Foyer häufiger genutzt werden könnten. Teile des Freigeländes können bei bestehender Topographie mit einer ganzjährigen Tribünenanlage für eine Freilichtbühne genutzt werden; ein Biergarten würden sich dabei anbieten. Darüber hinaus bietet sich die bestehende Infrastruktur des Areals für kleine bis mittlere Open air – Konzerte an, für die es in Kempten bisher keine Örtlichkeit gibt. Dabei geht es bewusst nicht nur um Konzertveranstaltungen. Die Allgäuhallen können durch eine sanfte Entwicklung für ein vielfältiges kulturelles Spektrum nachhaltig nutzbar gemacht werden. (Siehe anliegender Lagebericht) Das Angebot der bigBOX ALLGÄU würde die Stadt in die Lage versetzen mit einem überschaubaren Invest zu starten.