Junge Menschen entscheiden sich für Grüne, AfD und die Union sowie den Newcomer Die Linke
Trendstudie Jugend in Deutschland 2025
Die junge Generation in Deutschland wählt deutlich weniger konservativ oder rechts als zuletzt bei der Europawahl und entdeckt Die Linke als neue politische Heimat. Dies zeigt das Spezial zur Bundestagswahl der Trendstudie "Jugend in Deutschland 2025". Die CDU/CSU und AfD verlieren deutlich in der Wählergunst der jungen Generation, die Grünen sind stabil, während Die Linke als Shootingstar bei den Jungen die SPD überholt und bei den Erstwählerinnen und -wählern sogar an zweiter Stelle steht. Die FDP, das BSW und andere Parteien wie Volt schaffen es nicht unter die Top-Fünf der jungen Generation.
Der Blick auf die Entwicklungen der Parteipräferenzen in den letzten
vier Jahren zeigt eine volatile junge Wählerschaft, die von den
vergangenen Jahren der sogenannten Ampel-Koalition aus SPD, Grünen
und FDP enttäuscht ist, jedoch nicht geschlossen zu den bisherigen
Oppositionsparteien übergegangen ist. Als Gründe für die Enttäuschung
mit der Bundesregierung nennen viele junge Menschen in Interviews das
fehlende Gefühl von Sicherheit sowie die mangelnde glaubhafte Vision,
wie es Deutschland und den Menschen im Land besser gehen könne.
Während von diesem Vertrauensverlust in den letzten Jahren besonders
die AfD und CDU/CSU profitieren konnten, fallen beide Parteien 2025
bei jungen Menschen leicht ab. Großer Gewinner ist Die Linke, die
sogar die SPD in der Gunst der jungen Wähler:innen überholt hat.
Die Erwartungen junger Menschen an die nächste Regierung
unterscheiden sich vor allem bei den Themen Klimaschutz,
Rechtsextremismus und Migration innerhalb der Generation sehr stark.
Was sich alle jungen Menschen wünschen, ist die Senkung der
steigenden Lebenshaltungskosten, mehr Sicherheit und
gesellschaftlichen Zusammenhalt.
Beliebteste Parteien der Jungen: Rechtsruck hält nicht an
"Die fünf beliebtesten Parteien der 18- bis 29-Jährigen sind die
Grünen und die AfD (jeweils 18%), die CDU/CSU (16%), Die Linke (13%)
und die SPD (12%). Gegenüber 2024 haben die AfD und die Union
deutlich an Zustimmung bei den Jungen verloren (jeweils 4%), die SPD
und die Grünen waren stabil (± 0%) und Die Linke ist mit 6 Prozent
Zuwachs die neue Sympathie-Partei der Jungen" resümiert Studienleiter
Simon Schnetzer. Besonders stark scheint Die Linke von jungen
Menschen gewählt zu werden, die sich bewusst für die Brandmauer gegen
die AfD engagieren wollen und Antworten auf drängende Fragen der
sozialen Gerechtigkeit suchen, wie bezahlbaren Wohnraum oder eine
sichere Rente. Vor einem Jahr haben die Studienautoren aufgrund der
hohen Zustimmungswerte der AfD noch einen deutlichen Rechtsruck bei
der jungen Generation beobachtet, der sich bei den Europawahlen und
den ostdeutschen Landtagswahlen 2024 bestätigte und nun aber wohl
nicht fortsetzen wird. Während die Zustimmungswerte der Grünen (w:
24%; m: 14%) unter jungen Frauen deutlich höher sind als bei jungen
Männern, verhält es sich bei der AfD (w: 15%; m: 21%) und der CDU/CSU
(w: 12%; m: 20%) genau andersherum.
Erstwählende bevorzugen die AfD und Die Linke
Mit Blick auf die 18- bis 21-Jährigen, die erstmals bei einer
Bundestagswahl wählen dürfen, sieht das Ranking der fünf beliebtesten
Parteien deutlich anders aus. An erster Stelle steht die AfD (20%),
dicht gefolgt von Die Linke (19%) und mit etwas Abstand gefolgt von
den Grünen (14%), CDU/CSU (12%) und SPD (11%). Schon in der
Trendstudie "Jugend in Deutschland 2024" gaben 62 Prozent der 18- bis
21-Jährigen an, dass sie soziale Medien zu ihren wichtigsten
Informationskanälen für Nachrichten und Politik zählen. "Bei den
Erstwählenden liegen mit der AfD und der Linken zwei Parteien ganz
vorne, die einen besonders starken Fokus auf einen digitalen
Wahlkampf in den sozialen Medien gelegt haben", so Kilian Hampel.
Warum wählt die junge Wählerschaft Die Linke?
"Der Hype der Linken hängt mit ihrer starken Fokussierung auf soziale
Gerechtigkeit, bezahlbaren Wohnraum und die Positionierung gegen
rechts zusammen. Viele junge Menschen geben an, diese Themen als
wahlentscheidend zu betrachten und sie bei anderen Parteien nicht
ausreichend vertreten zu sehen" erläutert Klaus Hurrelmann.
Beispielhaft stehen hier drei Erklärungen von Befragten der Studie
über ihre Wahlpräferenz für Die Linke:
- Da ich mich über strategisches Wählen informiert habe und ich
vermeiden will, dass es eine komplett rechte Regierung gibt.
- Soziale Gerechtigkeit, Antifaschismus, Antikapitalismus
- Gute Ansichten, keine rechtsextremistischen Tendenzen
Fakten zur Trendstudie "Jugend in Deutschland"
Dieses Spezial zur Bundestagswahl der achten Trendstudie "Jugend in
Deutschland 2025" basiert auf einer repräsentativen Befragung unter
über 6.000 Befragten im Alter von 14- bis 69 Jahren. Für dieses
Spezial wurden die Daten von 1.684 jungen Menschen im wahlfähigen
Alter von 18- bis 29 Jahren herangezogen, die vom 10.01.2025 bis
16.02.2025 an der Befragung teilnahmen. Zusätzlich zur quantitativen
Befragung wird die Studie qualitativ mit Teilnehmer-Panels und
Zukunftsworkshops an einzelnen deutschen Schulen überprüft. Die für
die Repräsentativität herangezogenen Quoten sind Alter, Geschlecht,
Bildung und Migrationshintergrund und wurden vom Institut für
Demoskopie Allensbach bereitgestellt. Erneut wurde die Befragung wird
über das Online-Access-Panels von Bilendi umgesetzt. Die Studie wird
von dem Datajockey Verlag seit dem Jahr 2020 in regelmäßigem Abstand
herausgegeben und von dem Autorentrio Simon Schnetzer
(Studienleitung), Dr. Kilian Hampel und Prof. Dr. Klaus Hurrelmann
erstellt.