Öko-Modellregion OA/KE stellt neue Online-Plattform vor
«Allgäuer Milch und Fleisch gehören zusammen»
Nirgends ist die Landschaft in Deutschland so gesättigt grün wie im Allgäu, wo die meisten Landwirte Grünlandwirtschaft mit Milchviehhaltung betreiben. Zum einen werden Kühe gehalten, um Milch zu produzieren, zum anderen sind die „Rindviecher" auch Fleischproduzent. Dabei ist wichtig zu verstehen, die Kuh gibt nur dann Milch, wenn sie kalbt. Mit jedem neuen Kalb wird somit nicht nur eine neue Milchkuh, sondern auch ein Fleischlieferant geboren. So sieht man in den Sommermonaten viele glückliche Kühe, die auf Weiden stehen und grasen, um Zeit zu Zeit nicht nur gemolken zu werden sondern zu einem weiteren Allgäuer Genussprodukt zu reifen - dem Allgäuer Weiderindfleisch. Dabei handelt es sich um gesundes und ökologisch sinnvoll produziertes Rind- oder Kalbfleisch, das zu Unrecht seit Jahren als wertvolles Weidefleisch ein Schattendasein führt. Derzeit ist die Nachfrage nach Milch auf einem gleichmäßigen Niveau, allerdings verlassen viele Milchviehkälber noch immer das Allgäu, weil die Nachfrage nach ihrem Fleisch vor Ort in der Heimat seit Jahren stagniert. Landwirten, Verbandsspitzen und Allgäuer Politikern ist allerdings klar – es braucht mehr regionale Vermarktungsmöglichkeiten für die heimischen Milchviehkälber und ein Bewusstsein beim Verbraucher, dass Nachfrage nach regionalem Weiderindfleisch die Landwirtschaft vor Ort unterstützt und im Idealfall auch die Nachfrage nach Milch steigen lässt - denn, so die einhellige Überzeugung der Betroffenen, „Allgäuer Milch und Fleisch gehören zusammen."
Um Allgäuer Landwirte in Ihrem Bemühen zu unterstützen, ihr zweites Standbein „Fleisch aus Weidehaltung" vor Ort im Allgäu vermarkten zu können, wurde der Landkreis Oberallgäu und die Stadt Kempten proaktiv und schufen in enger Zusammenarbeit mit Fachinstitutionen und Verbänden mit der neuen Onlineplattform www.milch-und-fleisch.de ein einzigartiges Leuchturmprojekt, dass, so die Verantwortlichen, eine Strahlkraft weit über den Landkreis haben wird. in einer Online-Pressekonferenz stellten die Verantwortlichen und beteiligten Akteure das Online-Projekt nun vor. Für den Landkreis sprach der Stv. Landrat Roman Haug, für die Stadt Kempten tat dies Oberbürgermeister Thomas Kiechle. Vorgestellt wurde die Plattform www.milch-und-fleisch.de durch Beate Reisacher von der Öko-Modellregion Oberallgäu-Kempten. Sebastian Uhlemeier, Weidemäster, Christoph Eisele von Naturkostladen PurNatur und Ulrich Mück, Demeter Bayern stellv. für Bio Verbände, sprachen über ihre Erfahrungen und Einschätzungen. Moderiert wurde die Videokonferenz durch Sarah Diem von der Öko-Modellregion Allgäu.
Mehr regionales Weidefleisch auf den Teller
Landrat Haug wünscht sich, dass durch die neue Plattform das Bewußtsein potentieller Verbraucher insofern geschärft wird, dass es nicht nur um einen möglichst günstigen Preis beim Fleischkauf geht, sondern dass durch den Verzehr von Fleisch von Kälbern aus naturnaher Weidewirtschaft die kleinteilige Allgäuer Landwirtschaft unterstützt werden kann. „Es geht nicht um die Menge an Fleisch, die wir uns genehmigen, sondern um dessen Güte und eine nachhaltig okölogische Produktion", so Landrat Haug. Oberbürgermeister Thomas Kiechle konstatierte, dass allgemein das Bewußtsein für qualitativ hochwertig produziertes Fleisch in der Gesellschaft gestiegen sei und „…somit die neue Plattform genau den Nerv der Zeit trifft." Wichtig sei darüber hinaus sei zu verstehen, dass eine rentable Milchproduktion nur dann funktioniere, wenn gleichzeitig das Fleisch der Kälber und Rinder verkauft werden könne, so Kiechle. Kemptens Oberbürgermeister kam zugleich auf die ökologischen Vorteile der Grünlandwirtschaft zu sprechen, da diese wirkmächtige CO2-Speicher darstellen, zudem diene die Grünlandwirtschaft dem Hochwasserschutz, der Verhinderung von Bodenerosion, dem Trinkwasserschutz, der Artenvielfalt und sei zudem ein Sehnsuchtsort für Körper und Seele.
In der neuen Online-Plattform www.milch-und-fleisch.de haben sich die sieben Initiativen Allgäuer Hornochse, Heumilchbauern, Tischgenossen, Allgoiß, Weitnauer Kalb, Staufnerei und Weideschuss.Bio zusammengetan, um die nachfolgenden Ziele zu verwirklichen:
• Standortangepasste Aufzucht der Tiere – Weidefleisch
• Förderung einer nachhaltigen, klimapositiven Landwirtschaft
• Bedürfnisorientierte Haltung und Fütterung der Tiere
• Förderung von fairer Zusammenarbeit, Vernetzung und Unterstützung von Landwirten
• Förderung der mutter- und ammengebundenen Kälberaufzucht als Alternative zur Mutterkuhhaltung
• Stärkung der regionalen Metzgereien, Verarbeiter, Gastronomie und Handel
• Sensibilisierung der Verbraucher und Gastronomie für das Thema und für den Wert von regionalem Weidefleisch
• Allgäuer Weiderindfleisch als regionales Genussprodukt fördern
Die neue Plattform wurde durch das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten im Rahmen des Landesprogramms BioRegio 2020 gefördert. Wer mit den Machern der Plattform Kontakt aufnehmen möchte, um mehr zuerfahren oder selbst Mitglied zu werden, hier die Kontaktdaten: Öko-Modellregion Oberallgäu/Kempten | Kemptener Straße 39, 87509 Immenstadt | Tel. 08323 / 99836-40 | E-Mail oekomodellregion@Ira-oa.bayern.de