IHK Kempten & Oberallgäu fordert weniger Steuerlast und Bürokratie

Stimmung im Oberallgäu hellt sich auf

Der IHK-Konjunkturindex für den Landkreis Oberallgäu und der Stadt Kempten ist im Vergleich zum Jahresbeginn um 8 Punkte auf nun 124 Punkte im Frühjahr 2023 gestiegen. Das zeigt die Konjunkturumfrage der IHK Schwaben. Die Stimmung im Allgäu ist demnach besser als in Bayerisch-Schwaben, wo der Index bei 113 Punkten liegt. „Die Unternehmen blicken spürbar optimistischer in die Zukunft, da die Worst-Case-Szenarien bei der Energiekrise nicht eingetreten sind“, sagt Björn Athmer, Regionalgeschäftsführer der IHK im Allgäu. Grund zur Freude sieht er aber nicht: „Obwohl sich die konjunkturelle Lage stabilisiert hat, bleibt der erhoffte Investitionsschub im Inland aus. Arbeits- und Fachkräfte fehlen und die Energie- und Rohstoffkosten sind international weiterhin nicht wettbewerbsfähig. Wenn die Politik nicht schnell handelt, droht unserem Standort ein schleichender Verlust seiner industriellen Substanz“, so Athmer.

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Der Vorsitzende der IHK- Regionalversammlung KE/OA Markus Brehm erläuterte bei einer PK die Ergebnisse der IHK Frühjahrsumfrage 2023.Bild: Jörg Spielberg
Bessere Erwartungen heben die Stimmung

Über die IHK-Konjunkturumfrage werden dreimal jährlich die aktuelle Geschäftslage sowie die Erwartungen der Unternehmen abgefragt, die zusammen den IHK-Konjunkturindex bilden. Demnach hat sich die Bewertung der Lage im Oberallgäu mit Blick auf die letzte Umfrage zu Jahresbeginn leicht verschlechtert. 43 Prozent der befragten Unternehmen berichten von einer derzeit guten Geschäftslage, zu Jahresbeginn waren es 48 Prozent. Lediglich 12 Prozent berichten von einer gegenwärtig schlechten Situation. Die Erwartungen sind jedoch deutlich optimistischer als zuvor: 27 Prozent erwarten eine Verbesserung ihrer wirtschaftlichen Situation, 11 Prozent eine Verschlechterung.

Risiken bleiben Arbeits- und Fachkräftemangel sowie Energiepreise

„Der Arbeits- und Fachkräftemangel ist in der Risikobewertung angestiegen und stellt gemeinsam mit den Energie- und Rohstoffpreisen mit jeweils 65 Prozent das derzeit größte Risiko für die wirtschaftliche Entwicklung dar“, so Markus Brehm, IHK-Regionalvorsitzender. Die Bedeutung der Energie- und Rohstoffpreise ist für die Unternehmen weiterhin hoch, jedoch in ihrer Intensität rückläufig. Eine sinkende Inlandsnachfrage, die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen und steigende Arbeitskosten sind für rund jedes zweite Unternehmen ein wirtschaftliches Risiko.Schwächelnde Investition sind ein Alarmzeichen
Der IHK-Konjunkturumfrage zufolge äußert nur ein geringer Teil der Unternehmen Investitionsabsichten. Schon der Kriegsausbruch in der Ukraine bremste die Investitionen vor einem Jahr aus. Auch steigende Finanzierungskosten sowie Unsicherheiten bezüglich regulatorischer Vorgaben etwa bei der ökologischen Transformation lassen keine weiteren Impulse erwarten. Dazu kommt, dass mit 62 Prozent der Großteil der Investitionen in Ersatzbeschaffungen fließt. Frank warnt: „Der von uns erhoffe Investitionsschub bleibt weiter aus, was uns alle Sorgen machen sollte. Wenn Unternehmen immer öfter im Ausland investieren, verliert unser Produktionsstandort schleichend, aber doch beständig an Substanz.“

Vorbildlicher Arbeits- und Ausbildungsmarkt

Die wirtschaftlichen Risiken kommen besonders zum Tragen, wenn man die Lage am Arbeits- und Ausbildungsmarkt betrachtet. Die Arbeitslosenquote lag im Oberallgäu im April bei 2,4 Prozent. Damit herrscht im Allgäu Vollbeschäftigung. „Die Menschen freuen sich, wenn sie schnell eine neue Arbeitsstelle finden. Für unsere Unternehmen bedeutet dies aber, dass das Arbeitskräftereservoir nahezu aufgebraucht ist. Bis neue Stellen besetzt werden können, vergehen oft viele Monate“, erklärt Brehm. Ähnlich sieht es am Ausbildungsmarkt aus. Im Landkreis Oberallgäu setzt die Wirtschaft auf den Nachwuchs, die Ausbildungsbereitschaft ist hoch. „Die Unternehmen würden noch mehr ausbilden, wenn sich mehr junge Menschen bewerben würden“, so Robert Frank, Vize-Präsident der IHK Schwaben.

Schwächelnde Investition sind ein Alarmzeichen

Der IHK-Konjunkturumfrage zufolge äußert nur ein geringer Teil der Unternehmen Investitionsabsichten. Schon der Kriegsausbruch in der Ukraine bremste die Investitionen vor einem Jahr aus. Auch steigende Finanzierungskosten sowie Unsicherheiten bezüglich regulatorischer Vorgaben etwa bei der ökologischen Transformation lassen keine weiteren Impulse erwarten. Dazu kommt, dass mit 62 Prozent der Großteil der Investitionen in Ersatzbeschaffungen fließt. Frank warnt: „Der von uns erhoffe Investitionsschub bleibt weiter aus, was uns alle Sorgen machen sollte. Wenn Unternehmen immer öfter im Ausland investieren, verliert unser Produktionsstandort schleichend, aber doch beständig an Substanz.“

Politik muss jetzt handeln

Damit der Wettbewerbsnachteil der Region im Vergleich zum Ausland nicht zu groß wird, fordert die Wirtschaft von der Politik konkrete Schritte. „Die Politik muss jetzt endlich den Ausbau der Infrastruktur beschleunigen, den Bürokratieabbau tatsächlich anpacken, die Steuerlast auf ein international wettbewerbsfähiges Niveau bringen, verlässliche Regeln für die digitale und energetische Transformation aufstellen und alle in- wie ausländischen Potentiale für den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt heben. Das sind alles Aufgaben, die nicht neu sind, aber teilweise seit Jahrzehnten aufgeschoben werden“, so Frank abschließend.

Über die IHK Schwaben

Die IHK Schwaben vertritt im Regierungsbezirk Schwaben 144.000 Mitgliedsunternehmen aus den Bereichen Industrie, Handel und Dienstleistungen. Sie ist seit 1843 das Selbstverwaltungsorgan der bayerisch-schwäbischen Wirtschaft. Als Körperschaft des öffentlichen Rechts berät sie Unternehmen, bündelt und vertritt deren Interessen und bildet Menschen in der Region aus und weiter. Sitz der IHK Schwaben ist Augsburg. Darüber hinaus gibt es acht Regionalbüros in Dillingen, Donauwörth, Günzburg, Kaufbeuren, Kempten, Lindau, Memmingen und Neu-Ulm. Ihr gewählter Präsident ist Gerhard Pfeifer. Hauptgeschäftsführer ist Dr. Marc Lucassen.