Viel los im Kulturraum Allgäu

2023 das Jahr der Freilichtspiele und Passion

Kulturraum Allgäu: 2023 das Jahr der Freilichtspiele und Passion – Ronja Räubertochter in Altusried, das Festspiel Illerbeuren, Freilichttheater in Eglofs und die Passion in Waal

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Festspiel IllerbeurenBild: Heimatdienst Illertal, Ulrich Haas
Kempten (AG, 01. Juni 2023) – Oftmals bringen im Allgäu Vereine Großes auf die Bühne: Vor 400 Jahren wurde zum ersten Mal in Waal die Passion gespielt und bis heute ist das Gelübde nie gebrochen worden. Heute agieren 190 Frauen und Männer ehrenamtlich als Darsteller, Sänger und Musikerinnen sowie Bühnen- und Backstageteam für die Waaler Passion. Wenn alle drei Jahre auf der Freilichtbühne Altusried Theater gespielt wird – immerhin schon seit 140 Jahren, sind Hunderte von Freiwilligen aus Altusried beteiligt. Das Festspiel Illerbeuren nimmt sich dagegen jung aus: erstmals wurde es vor 75 Jahren aufgeführt und nur alle 25 Jahre wird das Schauspiel inmitten der Kulisse des Freilichtmuseums Illerbeuren inszeniert. Heuer wirken rund 280 Freiwillige vor und hinter den Kulissen mit. Mitten im Dorf und doch ganz verborgen hat sich Eglofs eine Freilichtbühne geschaffen, die alle zwei Jahre von Einheimischen bespielt wird. Lediglich die künstlerische Leitung übernehmen jeweils professioneller Künstler. Überhaupt ist die Theaterszene reich bestückt: In vielen Dörfern bereichern Theatergruppen das kulturelle Leben und werden durch örtliche Musikkapellen unterstützt. Eine gute Übersicht bietet kultur.allgaeu.de: hier finden sich gegliedert nach Genre alle Allgäuer Veranstaltungen.

Festspiel Illerbeuren – ein Freilichtspiel um Freiheit und Gerechtigkeit (01. bis 29. Juli 2023)

Alle 25 Jahre findet im Freilichtmuseum Illerbeuren ein Schauspiel inmitten der wunderbar passenden Kulisse des Museums statt. Thematisiert wird das 17. Jahrhundert: Im Jahr 1619 steht ein Wechsel auf der Kronburg an: Das Schloss geht an den Herren von Westernach. Die Bauern sehnen sich nach Freiheit und Menschenwürde, sie haben den vergeblichen Freiheitskampf ihrer Vorfahren im Bauernkrieg 1525 nicht vergessen und sind unsicher, wie man dem neuen Herrn begegnen soll. Sie schwanken zwischen Aufstand und Unterwerfung. Schließlich erreicht der 30jährige Krieg auch das Allgäu. Geflüchtete kommen nach Illerbeuren, darunter eine junge Frau namens Daluska mit ihrem Kind. Das Festspiel zeigt wie der Krieg, von Herrschern ausgelöst und Soldaten geführt, die hilflose Dorfbevölkerung leiden lässt: Als die Soldaten abziehen, bleiben Zerstörung, Tod und Hunger, Verzweiflung und Angst. Die Menschen suchen nach einem Ausweg. Und finden: Eine Hexe ist schuld. Es ist soll die geflüchtete Daluska sein.
So aktuell, wie man es sich nicht wünschen würde
Die Verfolgung und Tötung der unschuldigen Frau als Hexe zeigt, was Aberglauben in Verbindung mit Angst, Hass und Neid anrichten kann. Nur wenige Scharfmacher reichen, um Durchschnittsmenschen zu manipulieren. Sie werden intolerant und lassen Hass und Grausamkeit zu. Schließlich erreicht die Pest das Dorf. Die Bevölkerung ist hilflos. „Dass Krankheiten und Krieg uns auch heute noch hilflos machen, erleben wir derzeit. Die Corona- Pandemie beeinflusste bis vor Kurzem unser Leben, die Folgen des Ukraine-Krieges sind noch nicht alle absehbar, aber jetzt schon deutlich zu spüren. Aktueller könnte ein Freilichtspiel aus dem Jahr 1948, welches den 30jähigen Krieg, die Frage nach Gerechtigkeit und Frieden, nach Unversehrtheit und Wahrheit, thematisiert, nicht sein“, sagt Karl Frieß, zweiter Vorsitzender des Heimatdienst Illertal, der sich für die Organisation des Festspiels verantwortlich zeigt.
280 Mitwirkende fiebern der Premiere am 1. Juli 2023 entgegen
An dem Stück wirken rund 280 Freiwillige auf und hinter der Bühne. Künstlerischer Leiter ist Richard Aigner aus Kronburg. Aigner ist seit vier Jahrzehnten als Schauspieler und seit sechs Jahren Regisseur an verschiedenen Theatern im In- und Ausland tätig.
Zeugen der Vergangenheit: Schloss Kronburg und Museum Illerbeuren, das älteste Freillichtmuseum Süddeutschlands

Ronja Räubertochter – eine Geschichte über Mut und Freundschaft

(08.07. bis 06.08.2023)

Ronja Räubertochter ist eine Heldin wie gemacht für die Allgäuer Freilichtbühne. Ganz im Zeichen der Altusrieder Titelhelden rebelliert sie gegen Ungerechtigkeit, selbst wenn sie sich damit gegen ihren geliebten Vater Mattis wenden muss. Sie ist mutig und stark. Und sie ist wild und ungestüm. Genau wie die gewaltige Naturkulisse der Allgäuer Freilichtbühne. Doch nicht nur die Heldin, auch die Szenerie passt hervorragend auf die Bühne nach Altusried: Ronja und Birk, die im Laufe der Geschichte beste Freunde werden und viele Abenteuer erleben, hausen in der Bärenhöhle mitten im Wald, in dem fantastische Wesen und andere Gefahren auf sie lauern. Dieser Wald, seine unheimlichen Bewohner und die vielen Abenteuer lassen sich auf der Freilichtbühne eindrucksvoll umsetzen. „Live-Musik, schöne Kostüme, tolle Effekte und natürlich die über 100 Mitwirkenden sorgen dafür, dass dieser Klassiker von Astrid Lindgren zu einem unvergesslichen Erlebnis für die ganze Familie wird“, verspricht Sebastian Heerwart, Geschäftsführer der Freilichtbühne Altusried.

Gespielt wird vom 08.07. bis 06.08 freitags und samstags jeweils um 17 Uhr und sonntags um 16 Uhr. Karten unter https://www.allgaeuer-freilichtbuehne.de/ronja-raeubertochter/


400-jähriges Jubiläum – Die Passionsspiele Waal 2023 im Ostallgäu

(06. Mai bis 08. Oktober)

Mit dem Wüten der Pest versprach die Waaler Bevölkerung ihrem Herrgott, bei Verschonen regelmäßig das Passionsspiel aufzuführen. Das Gelübde wird seitdem umgesetzt. Mit den Passionsspielen 2023 wird das 400jährige Jubiläum, das eigentlich im Jahr 2021 hätte begangen werden sollen, gefeiert. Die Waaler Passion ist die älteste in ganz Bayrisch Schwaben. Neuer künstlerischer Leiter ist der vielseitige Kabarettist und Regisseur Manfred Dempf. Dempf übernimmt nicht nur die Regie, er bringt auch sein eigenes Passionsstück „Für wen haltet ihr mich?“ mit, das zur Uraufführung kommen wird.

Die musikalische Leitung für Chor und Orchester übernimmt Dietmar Ledel. Der gemeinnützige Verein Passionsspielgemeinschaft Waal e.V. unterhält das eigene Passionstheater aus dem Jahr 1960 und führt regelmäßig Passionsspiele oder andere christliche sowie weitereTheaterproduktionen durch. Der Verein ist Mitglied der Vereinigung „Europassion“. Karten und Infos unter https://passion-waal.de/